Martin Dreßen aus Schwerin bei Box-WM dabei

Seit mehr als drei Jahrzehnten, seit 1974 in Havanna, kämpfen Box-Amateure bei ihren WM …

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Chicago „vor den Fäusten“: Die Box-Weltmeisterschaften der Amateure werden vom 23. Oktober bis 3. November in den USA ausgetragen.

Und ein Jahr vor Olympia wird es ein gigantisches Welt-Turnier im Boxen, gibt es doch dort ebenfalls die Tickets für Peking.

693 Faustkämpfer aus 121 Ländern, so viele wie nie zuvor, werden bei den Amateur-Box-WM 2007 in Chicago starten.

Die AIBA, der internationale Amateur-Box-Verband, hatte die WM im April kurzfristig an die USA vergeben. Ursprünglich sollten die Titelkämpfe vom 15. bis 30. September in Moskau stattfinden. Die AIBA hatte dem russischen Verband die Ausrichtung mit der Begründung entzogen, er habe nicht alle Pflichten erfüllt.

Trotz der Organisations-Querelen im Vorfeld ist die AIBA aber optimistisch, dass die diesjährigen Titelkämpfe ein großer Erfolg werden. Sowohl von den organisatorischen Leistungen, der Wettkampfstätte, den Trainingshallen und Unterkünften für Athleten sowie Offizielle waren die AIBA-Inspektoren vor Ort kürzlich begeistert. Die amerikanischen Organisatoren werden der Welt wohl ein Box-Spektakel der Extra-Klasse bieten.

Aus Deutschland werden 10 Sportler teilnehmen und mit Martin Dreßen wird in der Klasse bis 64 kg auch ein Schweriner in den WM-Boxring steigen.
Dreßen, der 2003 im Leichtgewicht bereits WM-Bronze erkämpfte, hat allerbeste Chancen, sich das Olympia-Ticket für Peking zu sichern. Natürlich wird auch das Los-Glück eine nicht unbeträchtliche Role spielen, denn bereits in der Vorrunde auf einen amerikanischen Lokalmatadoren zu treffen, wäre wohl mehr als ungünstig – auch im Hinblick auf die Preisrichter …
Aber vom Leistungspotential dürfte Martin Dreßen es wahrlich „drauf haben“, im WM-Turnier ganz weit zu kommen.

Erst im Jahre 1974 wurden übrigens die ersten Amateur-WM im Boxen, in Havanna, ausgetragen.
Mehr als drei Jahrzehnte danach blickt man ein wenig mit Wehmut auf diese hochklassige WM-Premiere zurück.
Einerseits imponierten damals Boxer, wie die Weltmeister Howard Davis/USA(Federgewicht), Emilio Correa/Kuba (Weltergewicht), Rolando Garbey/Kuba (Halbmittelgewicht), Mate Parlov/Jugoslawien (Halbschwergewicht) oder Teofilo Stevenson/Kuba (Schwergewicht), andererseits beeindruckte das organisatorische Können und die Begeisterung der Kubaner für den Boxsport die Fans auf allen Erdteilen.

In Chicago dürfen die kubanischen Boxer nun allerdings aus politischen Gründen nicht teilnehmen. Das kommunistische Regime auf der Zuckerinsel erteilte seinen Boxern quasi Startverbot, dabei hätten die Kubaner dem „amerikanischen Klassenfeind“ ja beste Boxkunst demonstrieren können.
Schade, das mindert den Wert der WM 2007 ein wenig …
Aber mit den Amerikanern, Russen, Afrikanern, Osteuropäern und auch den deutschen Startern sind beste Boxkämpfe dennoch garantiert.

Deutsche Boxer spielten bei den WM-Turnieren zwischen 1974 und 2003 stets eine gute Rolle: Bei der Premieren-WM 1974 gewannen mit dem Wismaraner Bernd Wittenburg, Ottomar Sachse und Ulrich Beyer gleich drei Teilnehmer WM-Bronze. Jochen Bachfeld aus Schwerin sicherte zwei Jahre später mit seinem Box-Gold in Montreal 1976 den ersten Olympiasieg für M-V`s Landeshauptstadt überhaupt …

Die ersten WM in Havanna wurden vor allem von Kubanern, Osteuropäern und Mittelamerikanern dominiert – der damalige Medaillenspiegel (Gold-Silber-Bronze):
1. Kuba 5-1-2 2. Sowjetunion: 2-2-4 3. USA: 1-2-1 4. Jugoslawien: 1-0-2 5. Puerto Rico: 1-0-1 6. Uganda: 1-0-1 7. Rumänien: 0-2-1 8. Venezuela: 0-2-0 9. Bulgarien: 0-1-1 10. Kenia: 0-1-0 11. Deutschland (DDR): 0-0-3 12. Spanien, Frankreich, Panama, Polen, Ghana, Nigeria: 0-0-1.

In den „Königsklassen“ Schwergewicht (seit 1974) und Superschergewicht (seit 1982) waren bis 2003 die Kubaner, wie in fast allen anderen Klassen auch, das „Maß aller Dinge“: Bis 2003 holten sie in beiden Klassen 14 Titel. Teofilo Stevenson wurde 1974 und 1978 Schwergewichts-Champion und 1986 WM-Sieger im Superschwergewicht. Sein Landsmann Felix Savon triumphierte 1986, 1989, 1991, 1993, 1995 und 1997 sechsmal im Schwergewicht. Und Roberto Balado, der superschwere Kubaner, siegte 1989, 1991 und 1993.

Der erste Weltmeister im Superschwergewicht war allerdings Tyrell Biggs aus den USA bei den WM 1982 in München.

Afrikaner siegten bislang, bis 2003, durch Stephen Muchoki (Kenia) 1978 im Halbfliegengewicht, Andeh Davison (Nigeria) 1978 im Leichtgewicht und Ayube Kalule (Uganda) 1974 im Halbweltergewicht.

Als (subjektive) Sensationen kann man die WM-Erfolge von Somjit Jongjohor (Thailand/FG) 2003, Wilfried Gomez (Puerto Rico/BG) 1974 und des bereits genannten Stephen Muchoki gegen Jorge Hernandez (HFG) 1978 bezeichnen.

Besondere goldene Glanzlichter zwischen 1974 und 2003 setzten neben Jorge Hernandez (Kuba) 1974 (HFG) u.a.Eric Griffin (USA) 1989/91, Douglas Rodriguez (Kuba) 1974 (FG), Serafim Todorow (Bulgarien) 1993/95 (FeG), Konstantin Zsju (Russland) 1991 (HWG), Juan Hernandez (Kuba) 1991/93/95/99 (WG), Francisc Vastag (Rumänien) 1989 (WG), 1993/95 (HMG) oder Pablo Romero (Kuba) 1982/86 (HSG).

WM-Erfolge aus deutscher Sicht bis 2003 verbuchten: Zoltan Lunka 1995, Marco Rudolph 1995, Henry Maske 1989 und Torsten May 1991.

 

Die bisherigen deutschen WM-Medaillengewinner von 1974 bis 2003 im Amateur-Boxen der Herren:

Dietmar Geilich (HFG/1982 Bronze), Zoltan Lunka (FG/1995 Gold), Rustam Rahimow (FG/2003 Bronze), Stefan Förster (BG/1978 Bronze), Klaus-Dieter Kirchstein (BG/1982 Bronze), Rene Breitbarth (BG/1986 Silber), Dirk Krüger (BG/1995 Bronze), Richard Nowakowski (BG/1982 Bronze), Andreas Zülow (FeG/1986 Bronze), Falk Huste (FeG/1995 Bronze, 1997 Silber), Witali Tajbert (FeG/2003 Silber), Detlef Käsebier (LG/1978 Bronze), Andreas Zülow (LG/1989 Silber), Marco Rudolph (LG/1991 Gold, 1995 Bronze)), Martin Dreßen (LG/2003 Bronze), Ulrich Beyer (HWG/1974 Bronze), Karl-Heinz Krüger (HWG/1978 Bronze), Andreas Otto (HWG/1989 Silber), Oktay Urkal (HWG/1993 Bronze, 1995 Bronze), Ali Ahraoul (1999 Bronze), Ernst Müller (WG/1978 Bronze), Manfred Zielonka (WG/1982 Bronze), Torsten Schmitz (WG/1986 Bronze), Siegfried Mehnert (WG/1989 Silber), Andreas Otto (WG/1991 Silber, 1993 Bronze, 1995 Bronze), Enrico Richter (HMG/1986 Silber), Torsten Schmitz (HMG/1989 Silber, 1991 Bronze), Markus Beyer (HMG/1995 Bronze), Bernd Wittenburg (MG/1974 Bronze), Henry Maske (MG/1986 Silber), Sven Ottke (MG/1989 Bronze), Dirk Eigenbrodt (MG/1997 Bronze), Ottomar Sachse (HSG/1974 Bronze), Herbert Bauch (HSG/1978 Bronze), Henry Maske (HSG/1989 Gold), Torsten May (HSG/1991 Gold), Thomas Ulrich (HSG/1995 Bronze), Jürgen Fanghänel (SG/1978 Bronze, 1982 Silber), Axel Schultz (SG/1989 Bronze), Luan Krasniqi (SG/1995 Silber), Mike Hanke (SG/1997 Silber), Steffen Kretschmann (SG/ 1999 Bronze, 2003 Bronze), Peter Hussing (SSG/1982 Bronze), Maik Heydeck (SSG/1989 Bronze), Rene Monse (SSG/1995 Bronze), Witali Boot (SSG/2001 Bronze), Sebastian Köber (SSG/2003 Bronze).

In Chicago werden bestimmt noch einige Medaillen hinzukommen – vielleicht auch dank des Schweriners Martin Dreßen …

Die deutschen „Chicago-Fahrer“ 2007 (unter Vorbehalt): Ronny Beblik (51 kg), Rustam Rahimow (54 kg), Marcel Herfurth (57 kg), Artur Schmidt (60 kg), Martin Dreßen (64 kg), Jack Culcay-Keth (69 kg), Konstantin Buga (75 kg), Gottlieb Weiss (81 kg), Alexander Povernov (91 kg), Stefan Köber (91 kg plus x).

 

Marko Michels

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