Ein nachdenklicher und dennoch „ausgelassener“ 31.Oktober

Beachtliche und tiefgründige Rede der neuen Sozialministerin M.Schwesig

SchlossEin nachdenklicher und dennoch zugleich auch abwechslungsreicher 31.Oktober wurde in Schwerin begangen.
Während in den verschiedenen Lokalitäten in Schwerin und Umgebung – aller objektiver Tristesse zum Trotz – am Donnerstag bereits in den Reformationstag gefeiert wurde, so gab es auch am gestrigen Feiertag einige Party`s, ein vielfältiges und spannendes  Kino-Programm im Capitol oder MegaMovies, das „Festival des Ostens“, eine sehr erfolgreiche Premiere (Hänsel und Gretel) am Staatstheater oder fleißige, kleine „Geister“ am Abend, die ebenso erfolgreich Bonbons, Kekse oder Schokolade sammelten.

PartyEin bißchen zu viel „Halloween“ vorgefeiert hatten anscheinend die „Volley-Schmetterlinge“ des SSC (0:3 ausgerechnet gegen die Sächsinnen aus Dresden ;( ). Dafür machten diese „Scharte“ die Schweriner Postler im Handball wieder wett (23:19 gegen Hildesheim / siehe Sportberichte aud SN-News !) …

Doch nicht nur wegen „Halloween“ stand der 31.Oktober 2008 im Mittelpunkt des Schweriner Interesses.
So widmeten die Landeskirche und die Propstei Schwerin-Stadt die Feierlichkeiten bzw. Veranstaltungen des Reformationsfestes am 30. und 31.Oktober  dem Schweriner Reformator Aegidius Faber, der in diesem Jahr sein 450.Todesjahr hat. Am Donnerstag fand ein viel beachtetes Symposium zur mecklenburgischen Reformationsgeschichte mit renommierten Dozenten, u.a. mit dem Schweriner Domprediger Volker Mischok statt, und am gestrigen Reformationstag folgte der Festgottesdienst im Dom und am Abend ein Festkonzert mit Johann Sebastian Bachs Reformationskantaten  in der Paulskirche.

Fand schon das Symposium in Schwerin ein sehr gutes Interesse, so war zweifellos auch der Jahresempfang der evangelischen Kirchen in M-V für Vertreter aus Wirtschaft, Kultur und Politik im Kloster Dobbertin  ein Höhepunkt der Veranstaltungen zum Reformationstag.

MSEine sehr beachtliche und, was bei Politikern oder Ökonomen  in diesen Tagen alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, sehr inhaltsreiche, tiefgründige Rede hielt die neue Sozialministerin des Landes, Manuela Schwesig.
Sie wies, vor dem Hintergrund der zunehmenden Spaltung der Gesellschaft, „astronomischer“ Manager-Gehälter, Casino-Kapitalismus und Finanz-Chrashs, auf die Notwendigkeit einer sozialen Marktwirtschaft hin, die diesen Namen auch verdiene: „Zur Zeit erlebe die soziale Marktwirtschaft eine `Deformation`, was aber benötigt werde, sei eine `Reformation` der sozialen Marktwirtschaft mit neuen Regeln und Grenzen…“, so die Ministerin. Nach Ansicht von Manuela Schwesig müsse dabei der Mensch den Mittelpunkt darstellen und nicht das Kapital.

Zugleich rief die Sozialministerin dazu auf, „dass alle Demokraten die soziale Demokratie gegen die menschenverachtende Ideologie der Neonazis verteidigen müssen …“.
Auf die besondere Verantwortung der Gesellschaft für Menschen mit Handicap wies Manuela Schwesig ebenfalls hin.

Auch der mecklenburgische Landesbischof Dr.Andreas von Maltzahn kritisierte die derzeitige Entwicklung im finanz- und marktwirtschaftlichen Bereich. So sagte von Maltzahn deutlich, dass sich „die Selbstheilungskräfte des Marktes als bloße Fata Morgana erwiesen hätten …“.
Nach Meinung von  Maltzahns bestehe aber die Chance zum Umsteuern.

Damit stehen Manuela Schwesig und der evangelische Landesbischof von Maltzahn in trauter Einigkeit mit dem Erzbischof von München und Freising Reinhard Marx, der eine Interview-Frage des Nachrichtenmagazins DER SPIEGEL (vom 27.Oktober) hinsichtlich einer regulierten Marktwirtschaft – nach den Erfahrungen der aktuellen Finanzkrise – folgendermaßen beantwortete: „Ja, wir brauchen eine gestaltete Marktwirtschaft, nicht die Revolution. Wir müssen die einfachen Fragen stellen: Was dient dem Menschen ? Steht der Mensch im Mittelpunkt ? Wie bekommt er Arbeit, wie bekommt er Ausbildung ? All das sind Dinge, die nicht nur über Märkte zu regeln sind. Ich wundere mich, dass diese Erkenntnis verloren gehen konnte.“.
Zugleich lobte der „katholische Marx“ auch den „klassischen Marx“ für dessen Analyse der Situation im 19.Jahrhundert, distanzierte sich aber zugleich von dessen „Klassenvorstellung“.

Zumindest  hoffnungsvolle Reden, Äußerungen und „Statements“ einer jungen Politikerin, einem geistig jung gebliebenen Protestanten und einem geistig ebenso jung gebliebenen Katholiken, die nach „Halloween“, Reformationstag und Allerheiligen Mut geben. …Die nicht in die alten und aktuellen „08/15“-Ausflüchte maßgeblicher „Eliten“ in Politik und Wirtschaft passen. Und, die vor allem richtungsweisenden Charakter haben, die den Mensch als Mittelpunkt menschlichen Handelns betrachten …

Nun müssen den Worten auch tatsächliches Umdenken bzw. Taten folgen, vor allem bei denjenigen, die dazu die „Macht“ besitzen und diese – auf Zeit – vom Volke erhielten.

M.Michels

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