Gerd Wessig, Schwerins Leichtathletik-Olympiasieger von 1980, wird 50 …

Ein Sport-Ass zwischen goldigen Sprüngen und biologischem Jubiläum …

Am 16.Juli 1959 wurde in Lübz ein Olympiasieger geboren: Gerd Wessig, der 21 Jahre später mit dem Weltrekord von 2,36 Meter Gold im Hochsprung bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau gewann.

Der Schützling von Bernd Jahn vom SC Traktor Schwerin sorgte mit seinem Triumph für das erste olympische Leichtathletik-Gold für Schwerin.

Kurz vor dem Jubiläum äußert sich auch der Geschäftsführer des Stadtsportbundes Schwerin, Rüdiger Mevius, zum Ehrentag von Gerd Wessig.

„Den Erfolg vor dem extra angeschafften Farbfernsehgerät verfolgt !“

Frage: Am 16.Juli wird Schwerins erster Olympiasieger in der Leichtathletik, Gerd Wessig, 50 Jahre. Erinnern Sie sich noch an dessen Sieg vor 19 Jahren ? Wo haben Sie den Goldsprung von Gerd Wessig bei Olympia 1980 in Moskau verfolgt ?

GWRüdiger Mevius: Leider nicht im Stadion … Aber dafür in der ersten Reihe vor dem – extra zur Olympiade angeschafften – Farbfernsehgerät!

Frage: Was zeichnet aus Ihrer Sicht den Sportler und Menschen Gerd Wessig aus ?

Rüdiger Mevius: Gerd ist zweifellos einer der erfolgreichsten Sportler aus unserer Region. Er war immer bodenständig und ist ein hervorragender Streiter für den Leistungssport.

Frage: Gerd Wessig ist ja auch heute noch der Leichtathletik eng verbunden – er ist Leichtathletik-Abteilungsleiter beim Schweriner SC. Wie beurteilen Sie die Situation in der Schweriner Leichtathletik-Szene, gerade was die Nachwuchsförderung betrifft ?

Rüdiger Mevius: Gerd hat Verantwortung übernommen. Unter seiner Leitung und dank des Engagements erfahrener Trainer und Übungsleiter, ist es der Abteilung Leichtathletik gelungen, verlorenen Boden wieder gutzumachen und eine beeindruckende Nachwuchsförderung aufzubauen. Sie ist die mitgliederstärkste Abteilung im SSC mit dem größten Anteil von Kindern und Jugendlichen.
Letztendlich untermauerte Laurine Normann mit ihrem 4. Platz im Kugelstoßen bei der U18 WM das gestiegene Leistungsniveau der Schweriner Leichtathleten.

Frage: Gibt es in der Stadt eigentlich eine feucht-fröhliche Feier für bzw. mit Gerd Wessig ?

GWRüdiger Mevius: Der Schweriner SC hat zu einem Empfang geladen und ich freue mich darauf, Gerd anläßlich seines Jubiläumsgeburtstages die besten Wünsche für den nächsten Lebensabschnitt zu überbringen.

Herlichen Glückwunsch an den Olympiasieger von 1980 auch von Schwerin-News und weiterhin maximale Erfolge im Sport, im Beruf und mit der Familie !

Erinnerungen an die Olympischen Spiele 1980 – aus Schweriner Sicht und darüber hinaus …

Die Olympischen Spiele 1980 wurden vom Boykott vieler westlicher Länder überschattet. Nachdem die Sowjetunion im Dezember 1979 Afghanistan besetzte, beschloss US-Präsident Jimmy Carter einen Boykott der Spiele, dem sich einige Alliierte und Verbündete, darunter Japan, die Bundesrepublik, Kanada, Kenia, aber auch die Volksrepublik China, anschlossen.

Damit setzte sich die Reihe unsinniger politisch motivierter Boykott-Maßnahmen gegen Olympia fort: Bereits 1976 gab es einen Boykott afrikanischer Staaten; 1984 nahmen einige Ostblock-Staaten, darunter die UdSSR, die DDR oder Kuba,  nicht an den Spielen in Los Angeles teil.
Dennoch: Die Olympischen Spiele in Moskau vom 19.Juli bis 3.August sorgten für hochklassigen Sport und unvergessene Momente auch aus Schweriner Sicht.

MischaMehr als 5200 Athletinnen und Athleten aus 80 Ländern nahmen in Moskau teil. Auf dem Programm standen 203 Wettbewerbe in 21 Sportarten.
Am Ende lag das Team der UdSSR mit 80 x Gold klar der DDR mit 47 x Gold, Bulgarien, Kuba sowie Italien mit je 8 x Gold, Ungarn mit 7 x Gold, Rumänien bzw. Frankreich mit je 6 x Gold, Großbritannien mit 5 x Gold und Polen mit 3 x Gold. Insgesamt kamen 36 Länder zu Medaillen-Ehren.
Ganz erfreulich: Neben Gerd Wessig standen auch weitere Schweriner auf dem Medaillenpodest.

Im Schwerimmen konnte Andrea Pollack Gold über 4 x 100 Meter-Lagen und Silber über 100 Meter-Butterfly erkämpfen. Im Boxen erkämpfte Richard Nowakowski im Leichtgewicht Bronze. Im olympischen Volleyball-Turnier der Frauen sorgte die DDR-Auswahl mit Siegen über Peru und Kuba für Überraschungen und erreichte das Finale gegen die UdSSR, das nach großem Kampf zwar mit 1:3 verloren wurde, aber bis zum heutigen Tag die einzige deutsche Olympia-Medaille im Frauen-Volleyballsport bedeutet. In der DDR-Auswahl standen mit Karla Roffeis, Anke Westendorf, Martina Schmidt und Andrea Heim auch vier Spielerinnen des damaligen SC Traktor Schwerin.
Doch nicht nur Schwerinerinnen und Schweriner sorgten für Höhepunkte in Moskau:

Im Zehnkampf avancierte der Brite Daley Thompson zum „König der Athleten“. Die gebürtige Wismarerin Marita Koch gewann die 400 Meter. Die männlichen Sprint-Distanzen wurden eine Angelegenheit des Italieners Pietro Mennea und dem Schotten Allan Wells. Weltrekordler Mennea wurde Erster über 200 Meter, Wells kam zu Gold über 100 Meter.
Hauchdünn siegte Ljudmilla Kondratjewa aus der UdSSR über 100 Meter in 11,06 Sekunden vor Marlies Göhr in 11,07 Sekunden. Bärbel Wöckel sprintete über 200 Meter auf Rang eins.

Waldemar Cierpinski wurde wie schon 1976 bester Marathonläufer, war damit der zweite Läufer der Welt nach dem Äthiopier Abebe Bikila dem dieses Unterfangen gelang.
Dessen Landsmann  Miruts Yifter trat in Moskau die Nachfolge des Finnen Lasse Viren an und belegte sowohl über die 5000 Meter als auch über die 10000 Meter Platz eins.

Sebastian Coe und Steve Ovett lieferten sich auf den Mittelstrecken einen „Showdown“: Coe siegte über 1500 Meter, Ovett über 800 Meter. Den Hochsprung gewann „Bella Italia“, Sara Simeoni. Im Dreisprung verhinderte der Este Jaak Uudmäe den vierten Olympiasieg des Georgiers Viktor Sanejew in Folge.

Indien sicherte sich den achten Olympiasieg im Feldhockey; Simbabwe triumphierte bei der Olympia-Premiere des Frauen-Feldhockeys. Im Turnen, trotz Maxi Gnauck, und Ringen war die Sowjetunion eine Macht, im Rudern die DDR. Die Kubaner stellten die beste Boxstaffel, wobei Teofilo Stevenson sein drittes Gold erkämpfte.

Im Schwimmbecken sorgten die DDR-Schwimmerinnen für Rekorde bzw. Gold und Michelle Ford für einen australischen Triumph über 800 Meter-Freistil. Wladimir Salnikow schaffte über 1500 Meter-Freistil glänzende 14:58,27 Minuten. Eine Amazone gewann nicht nur Gold, sondern die Sympathie der Sportfans auf aller Welt.

Die Dressur-Europameisterin 1979 Elisabeth Theurer aus Österreich nahm trotz des Boykotts des eigenen Fachsportverbandes an den olympischen Reiterspielen 1980 teil, wurde in der eigenen Heimat angefeindet (später aber „rehabilitiert“) und gewann auf „Mon Cherie“. Juri Kowschow, der Zweitplatzierte, zollte der Österreicherin Respekt und überreichte ihr bei der Siegerehrung eine rote Rose.
Auch die Schweiz konnte in Moskau jubeln: Rad-Ass Robert Dill-Bundi siegte in der 4000 Meter-Einzelverfolgung und bedankte sich bei der Bahn mit einem Kuss.

Pertti Karppinen aus Finnland siegte wie schon 1976 im Ruder-Einer. Im Gewichtheben gingen alle Medaillen an die Länder des „Ostblocks“. Im Herren-Basketball-Finale trafen Jugoslawien und Italien aufeinander, wobei Jugoslawien gewann. Dramatik pur gab es im Finale des Handballspieles zwischen der DDR, mit den Rostockern Frank-Michael Wahl und Hans-Georg Jaunich, und der Sowjetunion. Mit 23:22 nach Verlängerung siegten die Ostdeutschen. Die Olympia-Teilnahme des Weltklasse-Spielers Wolfgang Böhme vom SC Empor Rostock verhinderten DDR-Apparatschikis und Stasi.

Im Kanu-Rennsport beherrschten die UdSSR und die DDR die Szenerie. Das Endspiel im Fußball konnte die Tschechoslowakei mit 1:0 gegen die DDR für sich entscheiden. Im DDR-Team stand auch der gebürtige Schweriner Wolf-Rüdiger Netz.
Erfolgreichster Athlet der Spiele wurde Alexander Ditjatin mit 3 x Gold, 4 x Silber und 1 x Bronze. Die gebürtige Greifswalderin Caren Metschuck war in Moskau die erfolgreichste Sportlerin mit 3 x Gold und 1 x Silber.

M.Michels

> siehe auch Gespräch mit Gerd Wessig im Februar 2009 bei Schwerin-News !

F.: 1.Gerd Wessig bei seinem Olympiasieg 1980 in Moskau (DOG). / 2.Gerd Wessig, heute efolgreicher Leichtathletik-Abteilungsleiter beim SSC. / 3.Mischa, das Olympia-Maskottchen 1980.

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