Interview mit Dieter Manthey vom Speicher

„Vor 15 Jahren war faktisch die Geburtsstunde des `Speichers` als 20 Vereine in das Gebäude an der Röntgenstrasse zogen.

Dieter Manthey vor Es war für diese damals ein `Auffangbecken`. Ich kam dann vom Kunstverein `Querschiff` hierher, denn wir brauchten dringend einen festen Standort.

Dass der `Speicher` heute eine Erfolgsgeschichte ist, hat auch mit dem Einsatz des damaligen Wirtschaftsministers Klaus Gollert zu tun, der sich für die Förderung eines soziokulturellen Zentrums sehr einsetzte. 450000 DM sachbezogene Fördermittel standen uns zur Verfügung.

In Eigenverantwortung haben wir dann das ziemlich renovierungsbedürftige Gebäude, um es einmal vorsichtig auszudrücken, saniert. Das war ein echter Knochen-Job.

In den Jahren 1992/95 gab es dann Aufführungen/Konzerte in der damaligen Lagerhalle des `Speichers`. Die hatte eine ganz `spezielle Atmosphäre`.“, blickt Dieter Manthey auf die Anfangsjahre des „Speichers“ in Schwerin zurück.

Im September 1996 erfolgte dann die offizielle Eröffnung. Und Konzerte, Kabarett, Lesungen oder Musik-Festivals gehören seitdem zum festen Repertoire der Einrichtung.

Bis 2007 konnte Dieter Manthey 240000 Besucher zu den einzelnen Veranstaltungen begrüßen. „Das beweist, dass der `Speicher` einen guten Ruf auch außerhalb Schwerins besitzt !“, kommentiert Dieter Manthey diese positive Zahl.

War er bis 2000 Einzel-Kämpfer im „Speicher“, so hat er mit Simone Hinrichs jetzt eine kompetente, engagierte Mitarbeiterin. „Bis 2000 war der `arbeitstechnische Zustand` schon grenzwertig. So habe ich teilweise drei Tage durchgearbeitet, wenn es darum ging, die `Überbleibsel` des einen Konzertes wegzuräumen, um das nächste schon wieder vorzubereiten.

Ich war praktisch Organisator, Möbelpacker, Marketing-Chef, Reinigungskraft und Kassierer in Personalunion. Das hat sich jetzt – dank Simone Hinrichs, die ich nicht mehr missen mächte – total entspannt.

Es bleiben wieder mehr Freiräume, insbesondere bei der Planung einzelner Veranstaltungen.“, berichtet Dieter Manthey über seine Tätigkeitsbereiche bis vor sieben Jahren.

Dennoch steht die Zukunft des Speichers immer wieder zur Debatte. So erhält die Einrichtung jährlich 100000 Euro von der Stadt, die aber auch eingespielt werden bzw. werden müssen.
Für 2007 und 2008 sollte der Speicher jeweils 12500 Euro weniger erhalten …

„Diese Kürzung ist nun vom Tisch. Die Stadt hat wohl begriffen, wie wertvoll der `Speicher` für das kulturelle Leben in Schwerin ist. Die Zuschauerresonanz stimmt und die einzelnen Veranstaltungen haben echtes Niveau. Die kürzlichen Vorstellungen des Kabarettes Peffermühle waren ausverkauft. Auch die hier gastierenden Künstler loben den Speicher und dessen Anliegen.“, stellt Speicher-Chef Manthey auch die überregionale Bedeutung der Einrichtung heraus.

Zehn Stunden Arbeitszeit beträgt allein der unmittelbare Aufwand für die Organisation eines Konzertes.
Von der mittelbaren Arbeitszeit, der Planung, einmal abgesehen …
Drei bis fünf Veranstaltungen will der Speicher seinen Gästen bis Weihnachten bieten – eine Herausforderung.

Doch vorher wird erst einmal gefeiert: Am 1.September feiert der Speicher seinen 11.Geburtstag mit Abi Wallenstein, „der so gut wie nie ist“ (O-Ton Dieter Manthey).

Und im August gibt es noch einen ganz besonderen Höhepunkt: das „4.Schweriner Kabarett-Festival“ mit Star-Gast Martin Buchholz.

Der Speicher – eine kulturelle Institution in Schwerin !

Text: Marko Michels
Foto: Marko Michels

Programm des 4. Schweriner Kabarett-Festivals

am 16.August 2007: 20.00 Uhr – Barbara Trommer und Gunter Böhnke „Gemeinsam sind wir schwächer“
am 17.August 2007: 20.00 Uhr – Martin Buchholz „Dialeckt mich am Patriarsch“
am 18.August 2007: 20.00 Uhr – Barbara Kuster „Special“

Letzte Informationen zum Speicher und den Nachbar-Gebäuden …

Der 1880 errichtete Speicher ist heute das Schweriner Kulturzentrum.Wie die SVZ heute (15.08.2007) berichtete,  werden die leer stehenden Gebäude an der Röntgenstrasse 18-22 als Wohnhäuser  zum Verkauf ausgeschrieben.  Auch für das älteste Haus des Viertels, an der Ecke Röntgenstrasse/Schelfstrasse,  soll es eine Lösung geben: Dortist ein Jugendhotel bzw. Familienhotel angedacht, was auch im Interesse Dieter Mantheys wäre, der hier die gastierenden Künstler unterbringen könnte. Im Keller des Speichers, einem Tonnengewölbe mit Feldsteinen, soll zudem ein Bierlokal entstehen. Damit würde eine Tradition wieder belebt: Der Speicher wurde 1880 auch als Brauhaus errichtet. mm

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