Kanusport M-V im Mittelpunkt

Der Schweriner Walter Rohde (Kanu- und Kleinseglerverein) ist Mitautor einer Publikation zur Geschichte des Kanusportes in M-V.

Nach umfangreichen Recherchen und Befragungen von Zeitzeugen, aber auch nach vielen persönlichen Erfahrungen aus der Kanuszene haben Carl-Heinz Martens (Neubrandenburg), Manfred Martens (Schwerin) und Walter Rohde (Schwerin, der dem 1920 in der Landeshauptstadt gegründeten Kanu- und Kleinseglerverein angehört, erstmals eine umfassende Chronik über den Kanusport in Mecklenburg-Vorpommern erstellt – auch mit finanzieller Hilfe beim Druck durch den LSB M-V.

Die interessante Kanu-Publikation umfasst die Entwicklung des Kanu-Rennsports, des Kanu-Wanderns und weiterer Kanusparten in allen Vereinen, die seit 1920 bis 2005 bestanden, bzw. heute noch bestehen. Etwa 60 Vereine, das sind fast alle, sind einzeln und ausführlich beschrieben worden.

Einige Anlagen über besonders erfolgreiche Sportler, über die wichtigsten Initiatoren dieser Sportart, über Leitungsstrukturen und Kanu-Wanderlager der vergangenen 85 Jahre ergänzen die Ausführungen.

Im Interview mit der mecklenburgischen Erfolgs-Kanutin Roswitha Eberl-Krugmann

Die 1958 in Wismar geborene Roswitha Eberl, verheiratete Krugmann, gewann 1978 den WM-Titel im K 1, den sie 1979 verteidigte. In den Jahren 1981 und 1982 war Roswitha Eberl dann mit dem DDR-Viererkajak auf „WM-Gold-Kurs“. 1980 war sie auch Olympia-Teilnehmerin. Die studierte Sportwissenschaftlerin begann ihre Karriere als Schwimmerin, ehe sie zum Kanu-Rennsport wechselte. Ihr Heimatverein war der SC Empor Rostock. Heute ist Roswitha Eberl-Krugmann Mitglied des Vereines „Kanufreunde Rostocker Greif“.

„Andreas Dittmer ist ein echter Ausnahme-Kanute !“

Interview mit der früheren Mecklenburger Weltklasse-Kanutin Roswitha Krugmann (Wismar)

Frage: Vor Ihrer großartigen Karriere als Kanutin waren Sie Schwimmerin. Gab es noch andere sportliche Ambitionen Ihrerseits ?!

Roswitha Krugmann: Ich war Schwimmerin, aber keine sehr gute. Eigentlich wollte ich als kleines Mädchen Eiskunstläuferin werden. Ich schwärmte für Gabi Seyfert, Annet Pötsch, Kati Witt und Co. Ich bin als Kind begeistert Rollschuh gelaufen und später habe ich mir von meinem Taschengeld solche Eislaufschuhe, wie die Eiskünstläuferinnen tragen, zusammengespart. Die habe ich sogar noch heute!

Frage: Dennoch wurden Sie zunächst Schwimmerin. Hatten Sie für diese Sportart Vorbilder ?

Roswitha Krugmann: Bei den DDR-Meisterschaften in Erfurt 1968 oder 1969, habe ich Cornelia Ender als Meisterin in allen Delhin- und Lagenstrecken erlebt. Ein wenig später war sie die erfolgreichste Teilnehmerin bei den Olympischen Spielen. Sie konnte einfach schwimmen – im Gegensatz zu mir! Außerdem haben wir Roland Matthes beim Training beobachten können. Dieser junge Mann hatte eine Wasserlage! Der wurde beim Rückenschwimmen kaum nass! Ich lag immer viel zu tief im Wasser! Und war leider nur die Laterne meiner Altersklasse. Das gab für mich den Ausschlag das sportliche Lager zu wechseln.

Frage: Der Wechsel zu den Kanuten sollte für Sie noch ungeahnte Erfolge mit sich bringen … Wie kamen Sie zum Kanusport ?

Roswitha Krugmann: Da die Kanuten gerade ihre Sektion im Sportclub Empor Rostock aufbauten, suchten sie natürlich Sportler und Sportlerinnen, die bereits athletisch vorgeprägt waren. Schwimmer waren besonders beliebt, weil sie über gute Kraftausdauer verfügen und man beim Kanufahren auch schnell mal ins Wasser fallen kann, ist es notwendig auch sicher schwimmen zu können.

Im Dezember 1971 wurde unser neues Boothaus dem Sportbetrieb übergeben und seit dieser Zeit bin ich dort aktiv. Kleine Unterbrechungen gab es in den Jahren 1986 und 1989, als meine Kinder Anne, Peter und Jan geboren wurden.

Frage: Auch Ihre Kinder haben Ihre „sportiven Gene“ geerbt ?

Roswitha Krugmann: Die beiden Erstgenannten sind Zwillinge und heute noch neben ihrer beruflichen Ausbildung im Trainingsprozess aktiv im Bootshaus. Mit 8 Jahren haben sie als Rennkanuten begonnen und sind seit 2002 begeisterte Drachenbootsportler. Peter ist mit dem Jugendnationalteam 2003 in Poznan Weltmeister geworden.

Frage: Nach Ende Ihrer leistungssportlichen Karriere wurden Sie eine passionierte Breitensportlerin. Welche Wettkämpfe bestritten Sie ?

Roswitha Krugmann: Ich bin nach Beendigung meiner aktiven leistungssportlichen Laufbahn begeisterte Volkssportlerin. Mein sogenanntes Abtraining absolvierte ich als Langstreckenläuferin und habe das bis heute nicht beendet. Viermal habe ich am „Fünf-Seeenlauf“ in Schwerin über die 30 Km-Distanz teilgenommen. Mein schönstes Lauferlebnis aber, war der Halbmarathon 2005 in Dänemark mit über 6000 Teilnehmern. Die Strecke führte über die Große-Belt-Brücke. Das 5-jährige Bestehen dieser Brücke war Anlass für dieses große Sportereignis.

Meinen ersten volkssportlichen „Auftritt“ hatte ich allerdings in Wismar. Das war 1985 ein oder zwei Wochen vor dem ersten „Fünf-Seenlauf“ in Schwerin. Das war sozusagen meine „Generalprobe“ auf dem Volkssportsektor.

Kanurennsport treibe ich auch heute noch, aber eher weniger.

Frage: Ihrer Geburtsstadt Wismar bleiben Sie aber weiterhin „treu“ – oder ?! Welche Ziele haben Sie eigentlich für 2007 ?

Roswitha Krugmann: Ich bin im Frühjahr 2006 Teilnehmerin beim Wismarer Frühjahrslauf gewesen und hatte vor am 17. Dezember beim Weihnachtslauf in Wismar wieder dabei zu sein. Aber ich kann das aus gesundheitlichen Gründen nicht realisieren. Aber 2007 bin ich bestimmt wieder in Wismar dabei!

Außerdem bin ich gern mal in Wismar und freue mich, wie schön diese Stadt geworden ist.

Mein großes sportliches Ziel für 2007 ist die Teilnahme am 2. Darß-Marathon am 6. Mai. Bevor ich 50 Jahre alt werde, will ich mich einmal dieser Herausforderung stellen! Birgit Fischer (Anmerkung: Die erfolgreichste Kanutin aller Zeiten,die zwischen 1980 und 2006 die Regatten bei WM und Olympia beherrschte !) hat dies bereits 2005 geschafft.

Frage: Wer sind Ihre Favoriten für die WM im Sommer 2007 in Duisburg ?

Roswitha Krugmann: Ich bin sehr beeindruckt vom Können des Neubrandenburger Ausnahme-Kanuten Andreas Dittmer. Für mich ist er einer der besten Kanusportler aller Zeiten ! / M.Michels

Olympischer Kanu-Rennsport – eine Bilanz für M-V

Der gebürtige Neustrelitzer Andreas Dittmer, der seine Kanu-Rennsport-Karriere 1982 bei „Motor Süd Neubrandenburg“ im Alter von 10 Jahren begann, ist der erste Kanute aus Mecklenburg-Vorpommern, der Medaillen bei drei verschiedenen Olympischen Spielen erkämpfte.

Rüdiger Helm und Bernd Olbricht, auch „Kanu-Kollegen“ aus Neubrandenburg, gewannen ihre Goldmedaillen (Helm 3 x / Olbricht 2 x) in Montreal 1976 und Moskau 1980.

Der olympische Medaillen-Regen für Kanutinnen und Kanuten aus M-V begann übrigens mit der Silbermedaille von Ilse Kaschube (Neubrandenburg) 1972 im K2-500 m; seither schrieben, beispielsweise, Anke von Seck (Rostock / 3 x Gold 1988/92), Carola Zirzow (Neubrandenburg / 1 x Gold 1976) oder Ramona Portwich (Rostock / 1 x Gold 1988) die mecklenburgisch-vorpommersche „Kanu-Historie“ mit.

Insgesamt lautet die olympische Kanu-Bilanz für M-V zwischen München 1972 und Athen 2004 folgendermaßen: 11 x Gold / 4 x Silber / 6 x Bronze – und Andreas Dittmer ist mittlerweile der erfolgreichste Kanute (3 x Gold / 1 x Silber / 1 x Bronze).

Marko Michels

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