OB-Wahl 2008: Interview mit Hans-Peter Kruse

Der CDU-Kandidat über seine Ziele für Schwerin

Bald ist „Wahl-Tag“ in Schwerin.

SchlossSchwerin-NEWS stellt die Kandidatin bzw. die Kandidaten, sofern sie möchten, anhand eines „Fragebogens“ vor.
Einleitung und Fragen sind für alle Kandidaten gleich.

Den Anfang macht Herr Hans-Peter Kruse, der CDU-Kandidat. Er war der Erste, der die Fragen beantwortete.

Schwerin und die OB-Wahlen …

Neue Wahl, neues Glück ? Oder: Nach der Abwahl ist vor der Neu-Wahl …
Am 14.September gilt es: Wer wird OB-Nachfolger des abgewählten Christdemokraten Norbert Claussen in der Landeshauptstadt ? Wer wird nach dem Sozialdemokraten Johannes Kwaschik (SPD) und eben Norbert Claussen (CDU) der dritte OB seit der deutsch-deutschen Vereinigung 1990 ? Nicht zuletzt: Wird mit dem Neuen oder der Neuen „alles“ besser ?

Neben Polit-Profis, was man/frau in negativer wie positiver Hinsicht betrachten kann, gibt es Unternehmer und Einzel-Kandidaten sowie Einzel-Kämpfer mit kleinerer und größerer Unterstützung durch Partei-Apparate, Netzwerke, sonstige Unterstützer oder die „einfachen“ Bürgerinnen bzw. Bürger.

Sicher, es  hat sich seit 1990 in Schweriner viel verändert, viel Positives ist geschaffen und geleistet worden, Letztgenanntes insbesondere durch Eigen-Initiative der Einzelnen bzw. des Einzelnen. Auch wenn sich die westdeutsche – nun gesamtdeutsche – Demokratie oftmals als real existierender bürokratisch-technokratischer Demokratismus offenbarte, der real existierende Sozialismus mit krimineller Staatssicherheit, offenkundiger Misswirtschaft und vor allem seiner gesellschaftlichen Agonie ist zu Recht gescheitert. Wie meinte schon der evangelische Kirchenpräsident Martin Niemöller, alles andere als ein abgehobener „Kirchenfürst“ oder gar „kalter Krieger“ Ende der 1950er Jahre: „Der Kommunismus wird versagen und verschwinden, denn er hat keine Antwort oder eine falsche und irreführende Anwort auf die entscheidende Frage: Wie können menschliche Wesen endlich wirkliche Menschen werden ? …“

Nun lässt sich Anfang des 21.Jahrhunderts vortrefflich darüber streiten, ob der real existierende Kapitalismus diese Frage vernünftig beantworten kann. Aber jedenfalls kann man darüber streiten, ohne dass eine kaiserliche Staatspolizei, eine Gestapo oder Stasi in diesen „Streit“ mit „spezieller Methodik“ eingreift.

Große Politiker lebten in Schwerin, so Hermann Lüdemann, von Nazis wie Kommunisten gleichermaßen gehasst wie verfolgt, Stadtrat und Bürgermeister Albert Kruse, der sich beim SPD-Ostbüro engagierte, Werner Jöhren, der spätere Leiter des CDU-Ostbüros, der integre Liberale Eduard Stratmann oder der christliche Demokrat Hans Krukenmeyer – alles Persönlichkeiten auch aus der Schweriner Politik, die sich mutig gegen Nationalsozialismus und Kommunismus stellten und die, nach 1945, die Aufbauarbeit in M-V erfolgreich vorantrieben.

Die Wende 1989/90 indes brachte nur für eine kurze Zeit, für wenige Monate, eine Aufbruchstimmung mit sich. Schnell siegte wieder einmal die „deutsche Krämer-Seele“, Wessi gegen Ossi, „Ostalgiker“ gegen „Westalgiker“ und „Arbeitsame“ gegen „Arbeitslose“.
Ergebnis: „Team Germany“ ist mittlerweile längst nicht mehr „top“ – weder in Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Sport oder Politik.

Statistische Spielchen mit falschen Zahlen zur richtigen Zeit „verkleistern“ nur den Blick für die Realität.

Bei der Wahl am 14.September heißt es deshalb auch „Sieben auf einen Wahlzettel“ statt „Sieben auf einen Streich“. Die „Streiche“ oder besser eine gute (Man ist bescheiden geworden !) praktische Politik zur Verbesserung der Lebensqualität in Schwerin folgt dann hoffentlich ab Oktober 2008.

Doch, wer sind die Kandidatinnen und Kandidaten, die 2008 zur OB-Wahl stehen ?

SCHWERIN-NEWS versucht, diese mittels eines durch den jeweiligen OB-Bewerber beantworteten „Fragebogens“ ein wenig vorzustellen.

„Schwerin an die erste Stelle setzen …“

Hans-Peter Kruse, CDU-Kandidat für die Oberbürgermeister-Wahl in Schwerin am 14.September 2008, über seine Ziele für die Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns
Frage: Sie wollen Oberbürgermeister werden. Woher dieser Mut ? Warum gerade Sie ?

Hans-Peter KruseHans-Peter Kruse: Ich lebe seit 1974 in Schwerin und kenne die Probleme, aber auch die großen Potentiale unserer Stadt. Bereits in den vergangenen habe ich mich politisch engagiert, beispielsweise für den Erhalt der Technischen Berufsschule in Lankow oder gegen den IHK-Neubau. Jetzt möchte ich die Verwaltung führen und dabei die Erfahrungen aus meiner Tätigkeit als Unternehmer nutzen. Schwerin hat mir in den letzten 34 Jahren viel gegeben – jetzt möchte ich davon etwas zurückgeben.

Frage: Ab Oktober könnte es „losgehen“. Was wären Ihre ersten politischen Aktivitäten für Schwerin?

Hans-Peter Kruse: Ich würde zunächst das Gespräch mit den Mitarbeitern der Stadtverwaltung und den ehrenamtlichen Stadtvertretern suchen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit in der Verwaltung und mit den Kommunalpolitikern ist wichtig um Schwerin voranzubringen.

Die ersten politischen Aktivitäten wären die Vorbereitung der Bundesgartenschau sowie die Wahrung der Schweriner Interessen im Rahmen der Kreisgebietsreform und der Theaterstrukturrreform auf Landesebene. Ich setzte mich dabei für die Kreisfreiheit Schwerins und den Erhalt unseres Mecklenburgischen Staatstheaters ein.

Frage: Haben Sie Leitfiguren, Vorbilder für Ihre Schweriner Ziele ?

Hans-Peter Kruse: Ein konkretes Vorbild habe ich nicht, aber mir imponieren Oberbürgermeister, die durch ihr Engagement ihre Stadt geprägt haben. Der Bau der Rheinbrücken in Köln ist beispielsweise der Verdienst des damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer.

Frage: Wie ist Ihre „Message“ an die Schwerinerinnen und Schweriner? Haben Sie ein „Projekt“ für Schwerin?

Hans-Peter Kruse: Meine Botschaft lautet: Schwerin an die erste Stelle setzen. Für mich heißt das konkret: mehr Einigkeit und eine gemeinsame Verantwortung der politischen Parteien und Entscheidungsträgern zum Wohle der Menschen. Meinem Verständnis von Kommunalpolitik entspricht es, Bürger einzubinden, Interessen zusammenzuführen, Entscheidungen zügig zu treffen und transparent zu machen.

Frage: Schwerin wird – nicht zuletzt wegen des „künstlerischen
Leuchtturmes“, dem Mecklenburgischen Staatstheater, als Kulturstadt auch über die Landesgrenzen M-V`s hinaus geschätzt und geachtet. Was wollen Sie tun, um diesen Ruf zu erhalten?

Hans-Peter Kruse: Ein gutes Angebot an kulturellen Einrichtungen erhöht die Lebensqualität für die Schweriner, lockt Touristen in die Stadt und ist außerdem ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen.

Beim Mecklenburgischen Staatstheater hat die Stadt in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben gemacht. Jetzt ist das Land in der Pflicht eine Struktur zu schaffen, die das qualitativ hochwertige Angebot weiterhin sichert. Aber auch die anderen „Perlen“ der Schweriner Kulturlandschaft, wie das Schleswig-Holstein-Haus, der Speicher, die Freilichtbühne oder das Volkskundemuseum müssen weiter offensiv vermarktet werden. Außerdem setzte ich mich für die Förderung der Musikschulen und der Kleinkunstszene ein.

Frage: Auch der Sport hat einen großen Stellenwert in der Stadt.
Olympiasiege gab es u.a. im Boxsport, in der Leichtathletik, im Schwimmen oder im Rudern. Schwerin ist volleyball- wie drachenbootsportliche Hochburg in Deutschland. Was wollen Sie zum Erhalt des Sport-Standortes Schwerin tun?

Hans-Peter Kruse: Ich habe als Unternehmer stets den Sport unterstützt und gefördert. Deshalb kenne ich die Probleme sehr genau. Mit der Umsetzung des PPP-Projekts Lambrechtsgrund wird ein wichtiger Schritt für den Erhalt des Sport-Standortes Schwerin getan. Außerdem muss die seit Jahren unbefriedigende Situation für die Schweriner Fußballvereine gelöst werden und eine zukunftsfähige Heimstätte geschaffen werden.

Frage: Arbeitsplätze und Wirtschaft – beides gehört untrennbar miteinander verbunden. Welche Rahmenbedingungen wollen Sie verbessern, damit sich mehr Investoren in Schwerin ansiedeln bzw. Arbeitsplätze geschaffen werden?

Hans-Peter Kruse: Als Unternehmer habe ich über 60  junge Leute in meiner Firma ausgebildet. Von daher weiß ich welche Rahmenbedingungen Unternehmer brauchen um sich in Schwerin anzusiedeln. Ich erwäge daher eine neue Form der Wirtschaftsförderung durch die Bündelung aller Potentiale der Region (Wirtschaftsverbände, IHK, Handwerkskammer, Wirtschaftsministerium). Die Rostocker Wirtschaftsfördergesellschaft halte ich für ein gutes Modell, um den Standort Schwerin noch professioneller zu vermarkten.

Ich werde meine ganze Erfahrung und Verbindungen in Politik und Wirtschaft einsetzen, um eine stärkere Ansiedlung von Handwerk, Dienstleistungen und Industrie zu ermöglichen. Die gerade beschlossene Gewerbesteuererhöhung halte ich für falsch und werde mich dafür stark machen, dass sie rückgängig gemacht wird, weil sie Arbeitsplätze in Schwerin vernichtet. Außerdem müssen die einheimischen Unternehmer bei öffentlichen Aufträgen stärker berücksichtigt werden.

Frage: Wenn Ihre (erst einmal fiktive) Amtszeit beendet ist, wie sollte Ihre Bilanz aussehen?

Hans-Peter Kruse: Ich möchte, dass zum Ende meiner Amtszeit die Schweriner stolz auf ihre Stadt sind und über ihren Oberbürgermeister sagen: Er hat die Stadt mit Herz und Verstand geführt und dabei immer ein offenes Ohr für unsere Anliegen gehabt.

In den kommenden acht Jahren werde ich dafür einsetzen, dass Schwerin kreisfrei bleibt und als Oberzentrum Westmecklenburgs gestärkt wird, die BUGA und die 850-Jahr-Feier ein Erfolg werden, gute Rahmenbedingungen für die Wirtschaft geschaffen werden, die Familienfreundlichkeit verbessert wird, die Kulturlandschaft erhalten und der Sport unterstützt wird, das Angebot an sozialen Einrichtungen gesichert wird und dass die Einwohnerzahl wieder steigt.

Ganz neutral: Viel Glück und Erfolg bei der Wahl am 14.September.

Marko Michels

Foto: Hans-Peter Kruse

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