Olympische Leichtathletik-Momente für M-V

Schwerins „Diskus-Urgestein“ Jürgen Schult wurde 1988 vergoldet …

Mecklenburger und Vorpommern im olympischen Leichtathletik-Einsatz – Erfolge mit Kugel, Diskus, Speer und im Lauf – eine Auswahl !

Jürgen SchultLeichtathletinnen und Leichtathleten aus Mecklenburg-Vorpommern bei Olympia – das ist seit 1956 eine Erfolgsgeschichte, vor allem für die Diskuswerfer, Kugelstoßer oder Läufer aus unserer Region.

Der erste „M-Vler“, der nach dem 2.Weltkrieg an olympischen Leichtathletik-Wettkämpfen teilnahm, war der aus Skordinizia (Pommern) stammende und nach 1945 in Mecklenburg lebende Friedrich Janke.

So startete er in Melbourne 1956 im 5000 Meter-Lauf (Vorlauf) und konnte vier Jahre später, 1960 in Rom, auf dieser Strecke einen hervorragenden vierten Rang belegen. Hansjörg Kunze, vom SC Empor Rostock, machte es dann 28 Jahre später, bei Olympia 1988 in Seoul, etwas besser als Janke.

Der spätere Chefreporter des Radiosenders Antenne M-V errang auf dem 5000 m-Kanten die Bronzemedaille.

Doch auch andere „leichte Athleten“ aus M-V waren „laufend“ beim olympischen Medaillenkampf dabei: Brigitte Rohde-Köhn vom SC Neubrandenburg holte dabei das erste Olympia-Frauen-Gold in der Leichtathletik für Mecklenburg-Vorpommern.

Christine WachtelIn Montreal 1976 siegte sie mit der 4 x 400 Meter-Staffel. Ihre Klubkameradin Elfi Zinn erlief 1976 zusätzlich über 800 Meter Bronze. Überhaupt wurde die 800 Meter-Strecke für zwei Neubrandenburger Läuferinnen ein Erfolgsschlager – für Sigrun Wodars, die vom SC Traktor Schwerin nach Neubrandenburg wechselte, und für Christine Wachtel.

Ab Mitte der 1980er Jahre dominierte das Duo das Feld fast nach Belieben. In Seoul 1988 verwies Sigrun Wo. dann Christine Wa. auf den Silberplatz ! Weitere erfolgreiche mecklenburgische Läuferinnen, auch über die Hürden, waren:

Kirsten Emmelmann, die in Warnemünde geboren wurde und einige Jahre beim SC Empor Rostock trainierte bzw. 1988 mit der 4 x 400 Meter-Staffel Platz drei belegte (Bronze erlief sich hier auch Grit Breuer aus Röbel, die in der langen Staffel im Vorlaug eingesetzt wurde !).

Bei den selben Spielen, in Seoul, belegte auch die aus Demmin stammende Ellen Fiedler über die 400 Meter-Hürden Rang 3. Trotz ihres späteren Fehlverhaltens soll auch Katrin Krabbe, Anfang der 1990er Jahre die „Grace Kelly“ der Leichtathletik nicht unerwähnt bleiben, die ebenfalls im Sprint in Seoul startete.

Bei einem anderen Trainer wäre sie sicher auch „ohne Mittelchen“ in der absoluten Weltklasse vertreten gewesen, zumal ihr großartiges Talent für die kurzen Strecken unbestritten war und ist.

1988 erkämpfte sich die heutige Rostocker Lehrerin für Geschichte und Sport, Silke Möller-Gladisch, ebenfalls Silber mit der 4 x 100 Meter-Staffel.

Den olympischen Endlauf`88 über 110 Meter-Hürden erreichte zudem die gebürtige Neubrandenburgerin Cornelia Oschkenat.
Eine Neubrandenburgerin, die bis 1977 beim SCN trainierte, sorgte 1980 für eine Medaillen-Überraschung: Christiane Wartenberg konnte in der Auseinandersetzung mit den russischen Läuferinnen 1980 Silber über 1500 Meter erringen.

Marita Koch 1980Bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau feierte auch Mecklenburgs Lauf-Legende Marita Koch ihren größten Triumph.

Marita Koch und ihr Gold`80 (re.)Die in Wismar geborene Ausnahme-Läuferin, die zunächst bei der TSG, dann bei der HSG in Wismar, und letztendlich beim SC Empor Rostock von ihrem späteren Ehemann Wolfgang Meier betreut wurde, gewann über die 400 Meter Gold.

Auch die Mehrkämpferinnen und Mehrkämpfer aus M-V schrieben Olympia-Geschichte – allen voran der Rostocker Christian Schenk mit Zehnkampf-Gold 1988. Torsten Voss, sein Schweriner Konkurrent, belegte `88 hinter Schenk den zweiten Platz.

Mit Siegfried Stark war auch ein weiterer Schweriner, der in den 1970er Jahren ebenfalls zur Weltklasse gehörte, bei Olympia 1976/80 vertreten ! Bei den Frauen trumpfte 1988 Anke Behmer-Vater im Siebenkampf stark auf:

Die erste DDR-Meisterin im neuen Siebenkampf (vorher nur Fünfkampf) 1980 gewann in Seoul 1988 ebenfalls Bronze.

Grit BreuerAcht Jahre später gab es dann die vorerst letzte olympische Lauf-Medaille für eine frühere Mecklenburgerin. Grit Breuer konnte mit der deutschen 4 x 400 Meter-Staffel in Atlanta 1996 Bronze holen. Auch ihr sportlicher Lebensweg hätte sicherlich eine besseren Verlauf nehmen können …

Waren die M-V-Athleten im Laufen und Mehrkampf schon sehr erfolgreich, so sind die Siege und Medaillen in den technischen Disziplinen besondere Momente in der mecklenburgischen Sportgeschichte:

Franka Dietzsch in SNFranka Dietzsch, 3 x WM-GoldDen Anfang machte der Speerwerfer Walter Krüger, der 1960 Silber gewann. Es folgten Renate Garisch-Culmberger (SC Empor Rostock), Olympia-Silber mit der Kugel 1964, Ingrid Lotz, die in Malliß/Meckl. geboren wurde und in Parchim aufwuchs, mit Silber im Diskuswerfen`64, der aus Trantow bei Demmin stammende Dreispringer Jörg Drehmel, der Olympia-Gold 1972 in München nur um vier Zentimeter hinter dem Russen Wiktor Sanejew verfehlte, und die gebürtige Schwerinerin Gabriele Hinzmann-Trepschek, die in Montreal 1976 „Bronze warf“.

Gerd WessigFür goldene Höhepunkte sorgten 1980 der Schweriner Hochspringer Gerd Wessig, heute Abteilungsleiter Leichtathletik beim Schweriner SC, der nicht nur „einfach“ die Goldmedaille erkämpfte, sondern sogar diese mit einem Weltrekord von 2,36 Meter noch zusätzlich „polierte“.

Jürgen Schult, das deutsche „Diskus-Urgestein“, startete von 1988 bis 2000 bei Olympia durch … Seine Bilanz: Gold 1988, Silber 1992 und viele gewonnene Sympathien innerhalb und außerhalb Mecklenburgs !

Gold gab es 1980 außerdem für die in Demmin geborene Kugelstoßerin Ilona Slupianek; der Weitspringer Frank Paschek aus Bad Doberan kam in Moskau 1980 zu Silberehren und Diana Gansky-Sachse aus Bergen knüpfte an die Mecklenburger Diskus-Tradition an und gewann 1988 Silber.

A.Kumbernuss & F.Dietzsch in SNNoch „frisch“ sind die Erfolge von Kugelstoßerin Astrid Kumbernuss, in Grevesmühlen geboren und für den SCN startend: Gold 1996 und Bronze 2000.

Ruth FuchsNicht vergessen sollte man aus Mecklenburger Sicht die herausragenden Erfolge der Speerwerferin Ruth Fuchs, die bis 1965 die KJS in Güstrow besuchte: Sie gewann zweimal Gold – 1972 und 1976.

Steffi NeriusEine Rüganerin, Steffi Nerius, sorgte 2004 für neuen „Speerwurf-Glanz“: In Athen gab es für sie Silber.

Eine große Favoritin, zumindest für eine Medaille, ist anno 2008 Neubrandenburgs Top-Athletin, die Diskuswerferin Franka Dietzsch.

Die Wolgasterin könnte, nach dreimal WM-Gold und nachdem sie an einer Medaille bei Olympia 1996 knapp „vorbei schrammte“, sich selbst in Peking endgültig unsterblich machen …

Ralf BartelsAber auch Kugelstoßer Ralf Bartels, Disziplin-Kollegin Petra Lammert sowie die Mehrkämpferinnen Sonja Kesselschläger und Julia Mächtig sollten, bei erfolgreicher Qualifikation, in Chinas Hauptstadt eine mehr als gute Rolle spielen.

Ulrike MaischPotentielle Olympia-Teilnehmer sind auch Marathon-Europameisterin Ulrike Maisch (1.LAV Rostock), Rostocks Speerwerfer Mark Frank und Schwerins Stabhochspringerin Martina Strutz.

Und vielleicht geht noch etwas beim Ausnahme-Talent Anika Leipold ?

Martina StrutzAuf jeden Fall ist M-V in Sachen Leichtathletik auch in Peking 2008 vertreten …

Marko Michels

Fotos: M.M. (3), Deutsche Olympische Gesellschaft (2), Autogrammkarten (9)

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