Olympischer Rückblick aus Schweriner Sicht

Vor zwanzig Jahren wurde Diskus-Urgestein J.Schult Olympiasieger …

„Ich war Schult !“
Mit diesem Satz verabschiedete sich Jürgen Schult, der „Mr.Diskus“ aus Schwerin, vor sieben Jahren aus dem „Ring“ und seinem Wurfgerät, dass er einst ein Vierteljahrhundert so meisterlich beherrschte.

Vor 20 Jahren, bei den Olympischen Spielen 1988 in Seoul, schrieb er in dreifacher Hinsicht olympische Geschichte. Einerseits gewann der Athlet vom SC Traktor Schwerin nicht nur mit dem damaligen olympischen Rekord von 68,82 Meter, andererseits wurde er an jenem für ihn goldenen ersten Oktobertag 1988 der letzte Olympiasieger der DDR – zwei Jahre später war der „Arbeiter-und-Bauern-Staat“ von der politischen Landkarte verschwunden. Zudem ist Jürgen Schult mit dem 1988er Gold der (vorerst) letzte Schweriner Leichtathletik-Olympiasieger.

Große Triumphe feierte der 1960 in Neuhaus geborene Ausnahme-Leichtathlet bereits Mitte der 1970er Jahre, als er zweimal die Spartakiade gewann. Bereits 1979 gelang ihm der internationale Durchbruch als EM-Champion bei den Junioren.

Ging er bei den ersten Leichtathletik-Weltmeisterschaften der Geschichte 1983 in Helsinki noch knapp leer aus (5.Rang), so siegte er noch im gleichen Jahr beim Europacup.

Olympia 1984 mußte ohne den Schweriner stattfinden; die DDR boykottierte zusammen mit ihrem „großen Bruder“, der UdSSR, und anderen Ländern des „Ostblocks“ die Wettbewerbe in Los Angeles.
Bei den „Ersatz-Wettkämpfen“ 1984 der sozialistischen Staatengemeinschaft, den „Wettkämpfen der Freundschaft“, erkämpfte er Bronze.

Viel Glanz, ein Weltrekord bei bestem „Neubrandenburger Rückenwind“ mit 74,08 Meter, und Elend, nur EM-Siebenter in Stuttgart, gab es 1986 – zuvor, 1985, noch Weltcup-Zweiter.

Doch dann startete „Schulle“ den „Diskus-Turbo“ – 1987 Weltmeister im Rom, Olympiasieger 1988 in Seoul, Weltcup-Sieger 1989, 1990 Europameister in Split.

Auch nach der Wende blieb Jürgen Schult auf Medaillenjagd, drei weitere WM-Medaillen und zwei zusätzliche EM-Plaketten waren u.a. seine Ausbeute.

Bei Olympia 1992, im ersten gemeinsamen deutschen Olympia-Team seit 28 Jahren, wurde er in seiner Disziplin hervorragender Zweiter. Und bei den Spielen 1996 in Atlanta (Sechster) und ebenfalls 2000 in Sydney war er vorne mit dabei.

Fast natürlich wurde der einst erfolgreiche aktive Diskuswerfer Trainer in seiner Disziplin.

Fast wehmütig hofft man nun auf baldige olympische Ehren für die Schweriner Leichtathletik.
Martina Strutz (auch wenn es 2008 nicht klappte), Anika Leipold, … sind aber schon in den Startlöchern – für London 2012 ?!

M.Michels

… Die olympischen Leichtathletik-Medaillen für Schwerin

> 1960 in Rom: Silber für Speerwerfer Walter Krüger

> 1976 in Montreal: Bronze für Diskuswerferin Gabriele Trepschek-Hinzmann

> 1980 in Moskau: Gold für Hochspringer Gerd Wessig

> 1988 in Seoul: Gold für Diskuswerfer Jürgen Schult / Silber für Zehnkämpfer Torsten Voss

> 1992 in Barcelona: Silber für Diskuswerfer Jürgen Schult

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