Schilfschutz durch Wellenbrecher aus Holzpfählen am Innensee

Schweriner Stadtverwaltung startete landesweit erstes derartiges Schutzprojekt

Eine Doppelreihe von Holzpfählen schützt künftig einen schmalen Rest eines ehemals ausgedehnten Wasserschilf-Areals des Schweriner Sees vor Wellenschlag.  „Diese landesweit bisher einmalige Schutzmaßnahme ist auf einer Länge von 85 Metern an einem Seeuferabschnitt in Schelfwerder-Süd realisiert worden“, so Umweltamtsleiter Hans-Hermann Bode. „Das Projekt soll dafür sorgen, dass sich Wasserschilfpflanzen in den kommenden Jahren wieder ausbreiten und verlorene Wuchsbereiche bis in einem Meter Wassertiefe zurückerobern.“ Zusätzlich sei auf einer kleinen Teilfläche ein Drahtkäfig gebaut worden, um künftig den möglichen Einfluss von Fraßschäden vor Ort ermitteln zu können. Diese Maßnahme zur Aufwertung des Naturschutzpotenzials eines Seeuferabschnittes erfolgte als so genannte Kompensationsmaßnahme für verschiedene kleinere Bauvorhaben in der Landeshauptstadt.

„In Mitteleuropa sind die Röhrichtbestände an allen großen Binnenseen in den vergangenen Jahrzehnten stark zurückgegangen“, sagt Dr. Hauke Behr von der Unteren Naturschutzbehörde der Stadtverwaltung Schwerin. Nach einer Kartierung des gesamten Röhrichtgürtels des Schweriner Sees (2002) und Auswertung alter Luftbilder kamen Gutachter zum Ergebnis, dass am Schweriner See die Röhrichtflächen Bestandseinbußen von etwa 70 Prozent erlitten haben. Die Ursachen für diesen Rückgang am Schweriner See sind noch nicht genau erforscht. Die Erfahrungen anderswo zeigen folgende Hauptursachen auf: zu hohe Nährstoffgehalte der Seen, zu starke Beeinträchtigungen durch Bootsverkehr, technischer Uferverbau, Fraßdruck durch Bisam und Wasservögel, Wasserstandsschwankungen. Diese Punkte dürften laut Stadtverwaltung auch am Schweriner See ein große Rolle spielen.

Röhrichte sind Lebensraum für viele spezialisierte Tierarten. Hier brüten verschiedene Wasservogelarten und Rohrsänger, aber auch zahlreiche Insektenarten sind auf diesen Biotop angewiesen. Zusammen mit der Unterwasservegetation sind sie Laichgebiet vieler Fischarten. Das Röhricht leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Selbstreinigung der Gewässer und ist natürlicher Erosionsschutz der Ufer. Mit dem Verlust der Röhrichtbestände gehen diese Gratisleistungen verloren, und es wird ein kostspieliger technischer Uferschutz erforderlich.

Dort, wo vorhandene Röhrichte geschützt oder neue Bestände angepflanzt werden sollen, wird in der Regel als erste Maßnahme ein Wellenschutz gebaut. Hierzu werden Palisaden, die aus einer Reihe von Holzpfählen bestehen, in das Flachwasser gerammt. Die Palisaden brechen die mechanische Kraft der Wellen und schützen die Röhrichte so vor Algenwatten und Wellenschlag. Derartige Projekte wurden etwa an folgenden Seen erfolgreich eingesetzt: Ammersee, Starnberger See, Bodensee, Müggelsee. Weitere Röhrichtschutzmaßnahmen sind in Buchten des Schweriner Innensees, der zum europäischen Vogelschutzgebiet „Schweriner Seen“ gehört,  beispielsweise im Bereich von Ziegelwerder und Zippendorf geplant.

Foto: Stadt

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