Schuldnerberatung Lichtblick des Diakoniewerks legt Jahresbericht vor

Mit 28.000 Euro in der Kreide

Die Schuldensituation bei privaten Haushalten hat sich kaum entspannt. Das stellt die Schuldnerberatung Lichtblick des Diakoniewerks Neues Ufer in ihrem Jahresbericht 2008 fest. Wie bereits im vergangenen Jahr übersteigen die Ausgaben statistisch gesehen in jedem fünften Schweriner Haushalt (21,5 Prozent) dauerhaft die Einnahmen. Im Vorjahr waren 22,8 Prozent der Haushalte überschuldet. Durchschnittlich 28.000 Euro Schulden drücken jeden Klienten der Beratungsstelle. Insgesamt hat die Schuldnerberatung 806 Klienten betreut, 412 mal konnte Lichtblick mit einer Kurzberatung helfen und noch einmal 363 Ratsuchende warten auf einen Beratungstermin.

Hauptsächlich Schulden bei Banken

„Sind Sie reif für die Insel? Brauchen Sie einen „Taschenkredit“?“ Die Werbung für Konsumentenkredite ist einfallsreich und zielt oftmals auf kurzlebige Konsumgüter, wie etwa eine Urlaubsreise. Der Leiter der Schuldnerberatung Lichtblick warnt im vorgelegten Jahresbericht 2008 vor den Risiken des kreditfinanzierten Konsums. Und das aus gutem Grund:
Rund die Hälfte aller Schulden sind Verbindlichkeiten bei Banken und Kreditinstituten.

Im Zuge der Finanzkrise wird sowohl von der Wirtschaft als auch der Politik zur Steigerung des privaten Konsums aufgerufen „Das ist durchaus nachvollziehbar“, so Siegfried Jürgensen, Leiter der Beratungsstelle. In diesem Zusammenhang werden Zinssenkungen, die zu verbilligten Konsumentenkreditangeboten für die Verbraucher führen, nicht kritisiert, aber auf die damit verbundenen langfristigen Risiken hingewiesen. Denn Konsumentenkredite sind immer eine Anleihe auf zukünftiges Einkommen. In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten wird aber auch das zukünftige Einkommen etwa durch drohende Arbeitslosigkeit unsicherer. Dadurch erhöht sich das Risiko, die Kreditraten nicht mehr wie geplant zahlen zu können. In der Folge droht eine Überschuldung des Haushaltes. „Die vielfältigen Möglichkeiten, per Ratenzahlung oder durch Kleinkredite einzukaufen, begünstigen den Weg in die Schuldenfalle,“ sagt Siegfried Jürgensen.

Diese Entwicklung sollte auch deshalb aufmerksam beobachtet werden, weil immer mehr jungen Verbrauchern die Kompetenzen in der Regelung finanzieller Angelegenheiten fehlen. So wurde erstmals vor den klassischen Ursachen einer Überschuldung (Arbeitslosigkeit, Krankheit, Scheidung usw.) „Konsumverhalten“ als häufigster Grund ermittelt. Defizite in der Haushaltsführung und fehlende finanzielle Allgemeinbildung bei vielen jungen Verbrauchern auf der einen Seite und – vor dem Hintergrund verstärkter Werbung für Konsumentenkredite – eine oftmals unangemessene Bürgschafts- und Kreditberatung auf der anderen Seite, begünstigen die Entstehung von Überschuldungssituationen.

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