Schwerin zwischen Puppen-Tanz, Schwimm-WM, BUGA-Hype und Wahlkampf

Wochenende mit Superlativen …

PuppenEs war wieder einmal ein Wochenende der Superlative: Im Schlossgarten tanzten die „Puppen“ gegen die Krise, auch des Staatstheaters, an. Die „Puppen“ drohten vor dem Hintergrund der unsicheren Zukunft des Staatstheaters sogar mit Auftrittsboykott, um dann doch 67 hervorragende Vorstellungen am 1. und 2.August Tausenden Besuchern zu zeigen.

Die Leiterin der Puppenbühne, Margit Wischnewski, konnte mit der 9.Auflage von „Puppen im Park“ wieder einmal die besten Puppenspielerinnen – und –spieler aus ganz Deutschland in Schwerin versammeln.

BUGADas beste Argument gegen unsinnige öffentliche Mittelkürzungen sind eben doch herausragende künstlerische Leistungen, die exorbitanten Beifall herausfordern.
Wenn die politischen Eliten, flankiert von überheblichen Vertretern einiger Großkonzerne und Geldinstitute, ähnlich Herausragendes wie z.B. die Schauspieler, Ballett-Tänzerinnen, Puppenspieler, die Musiker oder die Platt-Snacker des Mecklenburgischen Staatstheaters bieten würden, Deutschland und Mecklenburg-Vorpommern wären auf einem guten Weg.

Herausragendes boten indes die maritimen Athletinnen und Athleten in der „ewigen Stadt“ Rom – „unweit“ Schwerins. 43 Weltrekorde, Dominanz der „Großen Vier“ – bei der Goldmedaillenvergabe wurde zumeist Amerikanisch, Chinesisch, Russisch oder Deutsch gesprochen  und futuristische Rennanzüge sorgten für futuristische, unglaubliche Zeiten, die Zweifel daran aufkommen ließen, ob denn der „Athlet XY“ tatsächlich nur dank „Anzug“ und Beefsteak oder doch mit anderen Hilfen zum glorreichen Siege kam.

SchwimmenZum Ende der Schwimm-WM läßt sich zumindest resümieren, dass Russland die besten Synchronschwimmerinnen hat, China im Wasserspringen nach wie vor das Maß aller Sprungbretter ist, Serben und Amerikanerinnen am besten Wasserball spielen, Germanien im „Open Water“-Bereich die Schwimmer mit der „längsten Puste“ hatte, und im Becken die Medaillen etwas gleichmäßiger verteilt wurden.

Britta Steffen wurde mit 2 x Gold und je einmal Silber und Bronze die erfolgreichste Schwimmerin in Rom und knüpfte damit an die ausgezeichneten Erfolgsresultate der Sommer-Universiade 2007 in Bangkok oder bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking an.

Ihr Auftreten, ihr Erscheinungsbild und ihr sympathische Art vermitteln das Bild einer ehrlichen, aufrichtigen und integren Sportlerin. Eine Einschätzung, die bei manch anderen mehr oder minder glanzvollen Siegern bzw. Siegerinnen in Rom durchaus unangebracht wäre. Sei wie es sei, am Ende der Schwimm-WM stand das Team von „Uncle Sam“ wieder ganz oben, gefolgt vom „Reich der Mitte“, Russland und Deutschland.

Apropos „Reich der Mitte“. In dieses will die SPD bis zu den Bundestagswahlen wieder eindringen. Nein, nicht nach China. Das wäre dann doch etwas weit. Nein, es geht wieder einmal, aber nicht nur, um die „Mitte“ der Gesellschaft, die mal links, mal rechts liegt.

RotZumindest ist die SPD unter Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier gut gerüstet. Statt einer Troika wie noch 1994 gibt es die „K 20 plus x-Gruppe“, ein Kompetenzteam, ein Schattenkabinett, dem sich alle anschließen können, die zumindest glauben, von der jeweils schwierigen Fach-Materie etwas Ahnung zu haben. Wie hieß es einst in Loriots „Ödipussi“: „Früher gab es noch Leute vom Fach. Verstehen Sie ?! Echte Fachleute. Aber heutzutage …“
Tja, heutzutage gibt es eben „Naturtalente“. Die möchten, weil sie sollen und sollen, weil sonst niemand in Sicht ist, der wirklich kann.

Die Könner sind weg, die Gönner sind da. Insofern ist die K-Frage nicht nur eine Kanzler-Frage, sondern auch eine Kann-Frage.

Können also Frank-Walter Steinmeier und die „K 20 plus x-Gruppe“ den Wahlkampf gegen die „Ein-Frau-Armee“ der Bundeskanzlerin Angela Merkel siegreich gestalten ?
Wohl nicht. Magere 23 Prozent aller Befragten setzen auf die SPD, allerdings nur, weil gefragt wurde „Wen würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahlen wären ?“. Natürlich gibt es da den aufbauenden Mitleidsbonus für die Sozis. Ob diejenige oder derjenige am eigentlichen Wahltermin am 27.September ähnliche Gefühlsduselei beweist wie der bei der Vorab-Befragung, wird sich erst erweisen müssen.

Vier Millionen neue Jobs und Vollbeschäftigung bis 2020 heißt die am Wochenende vorgestellte aktuelle SPD-Devise. Teil eins will man in den nächsten vier Jahren schaffen, nachdem es in elf Regierungsjahren zuvor nicht gelang. Aber es heißt ja „vier Millionen neue Jobs“ und „Vollbeschäftigung“. „Jobs“, nicht oder schlecht bezahlte, hat ohnehin jede/jeder. Außerdem ist jede/jeder mit irgendetwas voll beschäftigt – auch jetzt schon.

Was allerdings in Deutschland dringend gebraucht wird, sind zukunftsfähige Arbeitsplätze, deren Entlohnung die Existenz real sichert, geringere Lohnnebenkosten, ein durchschaubares Steuersystem und eine deutliche Unterstützung des Mittelstandes.
Nach „(Kurt) Beck To The Roots“ heißt es bei den Sozialdemokraten nun „Steinmeier For Future“.

Ob die Leute dem folgen werden, einer Partei, die die Zukunft schon hinter sich zu haben scheint ? Leider, schon hinter sich hat, weil kein Kurt Schumacher, keine Louise Schröder, kein Carlo Schmid, kein Herbert Wehner, Willy Brandt oder Helmut Schmidt in Sicht sind !
CDU, CSU, FDP, Grüne und Linkspartei werden das Fell des SPD-Bären schon ausgiebig untereinander verteilen, weil der SPD etwas abhanden gekommen ist, was für eine Partei mit dem „S“ im Kürzel „kontraproduktiv“ ist, das Gefühl für echte soziale Gerechtigkeit.

Ein aktueller Erfolgssong von Cascada lautet „Evacuate The Dancefloor“. Vielleicht ist es sinnvoll, dass die Sozialdemokraten auch erst einmal von den Berliner Regierungsbänken evakuiert werden müssen, um sich auf ihre „Wurzeln“ zurückzubesinnen.

Aber Union, FDP oder Grüne sollten nicht zu schnell frohlocken, ob ihre Rezepte helfen werden, die Krise zu meistern – wenn diese dann auch auf dem Arbeitsmarkt deutlichst zu spüren ist – bleibt abzuwarten. Kleiner Trost für die SPD: Abgerechnet wird erst am 27.September – so oder so.

FreilichtbühneLange warten brauchten hingegen die Fans von Frank Schöbel am Wochenende in Schwerin nicht. Auf der Freilichtbühne gab dieser ein begeisterndes Konzert vor 3000 begeisterten Zuschauern. Als besondere Zugabe konnte zudem der Film „Heißer Sommer“ mit Frank Schöbel in der Titelrolle genossen werden – bei ebenso subtropischen Temperaturen.

Während auf der Freilichtbühne der ewige Frank die Schweriner Zuschauer auf eine Zeitreise in die 1960er mitnahm und die Schwimmerinnen sowie Schwimmer das römische Wasser umpflügten, wollte die Landeshauptstadt „wassermäßig“ dem nicht nachstehen.

BUGAEine neue BUGA-Hallenschau zur Thematik „Vom Wesen des Wassers“ wurde eröffnet. Dabei hatte auch Finanz-Dezernent Dieter Niesen die passenden Worte parat:  „Die wohl zu Schwerin als Stadt des Wassers thematisch am besten passende Hallenschau entführt die Besucher in die spannende Welt der Wasserpflanzenkultur“.
Wasser-, Ufer-Sumpfpflanzen laden zum Betrachten ein – ebenso wie Kakteen, die sich als vortreffliches Geschenk für potentielle Schwiegermütter eignen.

Fazit des Wochenendes: Bis zu den Bundestagswahlen wird noch viel Wasser die Spree hinauf- und hinunterfließen, weitere BUGA-Hallenschauen eröffnet werden, die Kultur nicht zu kurz kommen („höchstens“ bei der Zuweisung öffentlicher Mittel) und der Sport die Welt in Atem halten.

M.Michels

BKKeine Krise im Schwimmbecken: Deutschlands Schwimmerinnen und Schwimmer auf Platz vier im Medaillen-Ranking

Nation-Gold-Silber-Bronze

01. USA 11-11-7  / 02. China 11-7-11  / 03. Russland 8-8-4  / 04. Deutschland 7-4-1  / 05. Australien 4-5-10  / 06. Großbritannien 4-3-2  / 07. Italien 4-1-5  / 08. Serbien 3-1-0  / 09. Ungarn 2-1-3  / 10. Brasilien 2-1 -1 / 11. Spanien 1-7-3 / 12. Japan 1-2-1 / 13. Tunesien 1-2-0  / 14. Schweden 1-1-0  / 14. Dänemark 1-1-0 / 14. Simbabwe 1-1-0 / 17. Südafrika 1-0-3 / 18. Niederlande 1-0-1 / 19. Mexiko 1-0-0

F.:

1.Nicht Frank-Walter Steinmeier beim Wahlvolk, sondern nur ein Puppenspieler bei „Puppen im Park“ (Aufnahme: Silke Winkler) / 2.Viele Künstler bevölkerten den Schlossgarten am Wochenende (BUGA GmbH). / 3.Ja, wo schwimmen sie denn ? Seit 3.August jedenfalls nicht mehr im WM-Schwimmbecken. mm / 4.BUGA-Rot – die Farbe der Hoffnung. mm / 5.Ob MECKPROMS, Sport-Show, Tag des Handwerkes, Frank Schöbel oder bald Patricia Kaas – auf der BUGA-Freilichtbühne ist immer etwas los. (Aufnahme: Silke Winkler) / 6.Aktuelle Hallenschau auf der BUGA „Vom Wesen des Wassers“. (BUGA GmbH) / 7.Konnte bei den WM im Langstreckenschwimmen nicht ihr tatsächliches Leistungsvermögen abrufen – Britta Kamrau. Doch mit ihren zahlreichen WM-, EM- oder Weltcup-Plaketten ist sie ohnehin schon eine Schwimm-Legende, die zwar keinen Sponsor mehr hat, aber neben dem Leistungssport ebenfalls mit Bravour ihr juristisches Referendariat meistert. Eine echte Kämpferin … mm

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