Vom WM-Titel 2007 zum Paralympia-Gold 2008 ?

Marcus Klemp hofft auf erfolgreiche Ruder-Regatta bei den Paralympics

Vom WM-Titel 2007 zum Paralympia-Gold 2008), das unentgeltlich vom Deutschen Ruder-Verband (Quelle: DRV) zur Verfügung gestellt wurdeSteckbrief: Marcus Klemp – Geburtsdatum: 14.06.1982 – Geburtsort: Rostock – Wohnort: Ribnitz-Damgarten – Verein: Ribnitzer Sportverein 1919 e.V. – Größe: 182 cm – Gewicht: 75 kg – Beruf: Bürokaufmann – Größter Erfolg: Weltmeister im Handicap-Mixed-Vierer 2007

Dann kann alles passieren …
Interview mit dem paralympischen Ruderer Marcus Klemp

Frage: Bei den Heim-WM 2007 in München gab es für Sie Gold im Handicap-Vierer, die einzige Goldmedaille bei diesen Titelkämpfen für den deutschen Ruder-Verband. Hatten Sie im letzten Jahr mit der Goldmedaille gerechnet ?

Marcus Klemp: Meine Mannschaft ist in München erstmals in der Besetzung an einen WM-Start gegangen, wie es dort der Fall gewesen ist. Wir hatten im Vorfeld zudem keinen Kontakt zu anderen nationalen Spitzenteams unserer Bootsklasse. Zwar kannten wir unsere eigene Geschwindigkeit sehr gut, doch liess sich diese nur schwer mit Ergebnissen anderer Wettkämpfe vergleichen. Keineswegs rechneten wir vorher damit, Weltmeister zu werden. Unser erstes Ziel war die Qualifikation für Peking, also Platz 8.
Ich persönlich lehne es aber ab, meiner Medaille einen besonderen Stellenwert einzuräumen, weil sie die einzige goldene für den DRV war. Dieses empfinde ich eher als Missachtung für die hingebungsvolle Arbeit aller unserer Athleten. In der Weltspitze geht es in unserer Sportart so eng zu, dass nicht zuletzt Glück oder Unglück über Sieg, sowie den zweiten oder dritten Platz entscheiden.

Frage: Anja Dittmer, die Neubrandenburger Triathletin, ist die erste Athletin aus M-V gewesen, die sich für Peking qualifizierte. Sie waren aber „im Grunde genommen“ der erste Athlet, der die Quali für die PARALYMPICS schaffte. Gehen Sie nun relaxter in die Vorbereitung auf Peking ?

Marcus Klemp: Im Rudersport ist es so, dass sich nicht die Besatzung sondern das Boot für die Paralympics/Olympischen Spiele qualifiziert. Noch niemand aus meiner Mannschaft hat also seine Nominierung sicher. Wir müssen weiterhin alles geben, unser Ziel zu erreichen und dabei steht auch noch eine nationale Qualifikationsregatta aus, die am 20.04. in Mannheim stattfinden wird. Von Entspannung kann keine Rede sein 🙂

Frage: Sie trainieren beim Ribnitzer SV. Wie sind dort die Bedingungen ? Wie kamen Sie eigentlich zum Rudersport ?

Marcus Klemp: Die Bedingungen, unter denen ich in Ribnitz-Damgarten trainiere, sind natürlich nicht vergleichbar mit denen, wie sie im Landes- und Bundesleistungszentrum in Kessin bestehen. Jedoch lässt sich durch eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem OSP Rostock und viel Unterstützung aus dem eigenen Verein sowie nicht zuletzt dank finanzieller Hilfen durch das Land Mecklenburg-Vorpommern, die Stiftung Deutsche Sporthilfe und viele weitere Mäzene ein kontinuierliches Training aufbauen.
Vor wenigen Tagen durfte ich einen neuen Renn-Einer (Skiff) für mein Heimtraining bei einer deutschen Werft bestellen. Dieses wurde allein durch Spendengelder möglich !
Wie ich zum Rudern kam … Ich wurde 1996 von unserem damaligen Abteilungs-Vorsitzenden der Ruderer und langjährigen Übungsleiter, Günter Müller, angesprochen. Er hatte in einer Fachzeitschrift einen Artikel über das rudern mit Handicap gelesen und sich die Frage gestellt, ob diese Sportart für mich in Frage kommen könnte. Ich hatte und habe viel Spaß beim Training, lernte viele Menschen kennen, die mir zu guten Freunden geworden sind und blieb bei der „Sache“. Damals hätte niemand für möglich gehalten, dass ich einmal Leistungssport betreibe. Die Entwicklung in diese Richtung war ein sehr langsamer Prozess …
– Bis Peking nehme ich übrigens noch an der Langstrecken-Regatta in Kessin teil. Geplant sind ebenfalls Starts bei den internationalen Regatten in Mannheim und in Ratzeburg. Beim Weltcup in Poznan werden wir ebenso dabei sein wie bei der Berliner Sommer-Regatta und dann – hoffentlich – bei den PARALYMPICS.

Letzte Frage: Was ist Ihr Ziel für Peking

Marcus Klemp: Wie man das bei dieser Art Wettkampf so schön und treffend sagt, ist die Teilnahme allein schon der Erfolg. Doch rechnet nach unserem letztjährigen Ergebnis natürlich jeder mit ein wenig mehr. Immer vorausgesetzt, meine Mannschaftskameraden und ich bleiben gesund und unverletzt, rechnen wir fest mit der Finalteilnahme – und dann kann alles passieren !

M.Michels

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