Von den Olympics zu den Paralympics

Interview mit Daniela Rossek

Die Olympischen Spiele in Peking dauern noch vier Tage. Für Mecklenburger und Vorpommern gab es bislang zwei Medaillen: eine Bronzemedaille durch Stefan Nimke (PSV Schwerin) im Teamsprint und eine weitere Bronzemedaille durch die gebürtige Demminerin Heike Fischer im Wasserspringen. Die Rostocker Ruderinnen und Ruderer können allerdings auch ohne Medaille stolz auf ihre Leistungen in Peking sein, insbesondere Felix Drahotta, Tom Lehmann oder Marie-Louise Dräger.
Im Kanu-Rennsport überzeugte der Neubrandenburger Martin Hollstein im Kajak-Zweier und qualifizierte sich mit Andreas Ihle souverän für das Finale am Wochenende. Auch Alt-Meister Andreas Dittmer schaffte bereits die Final-Teilnahme im Canadier über 1000 Meter. Am Donnerstag kann er über 500 Meter nachziehen.
Wenn die Olympischen Spiele am 24.August feierlich beendet werden, geht es mit den Spielen in Peking dennoch weiter. Ab dem 6.September (bis zum 17.September) werden in Chinas Hauptstadt dann die Athletinnen und Athleten mit Handicaps klasse Leistungen bei den Paralympics zeigen.

Leider – und das sehr umstritten – ist eine der besten Sportlerinnen Mecklenburg-Vorpommerns im Sport mit Handicap in Peking als Aktive nicht dabei – die Rollstuhl-Fechterin Daniela Rossek.

Allerdings ist sie nun als Journalistin vor Ort und wird über die paralympischen Wettbewerbe kompetent berichten.

„Dieses Miteinander nie vergessen !“

Interview mit Daniela Rossek über Olympia und Paralympia 2008, neue sportliche Herausforderungen und ihre journalistische Tätigkeit in Peking

Frage: Nach Ihrer umstrittenen Nichtberücksichtigung für die Paralympics 2008 gibt es nun doch ein kleines „Happy-End“ für Sie. Für „Radio4Handicaps – das Radio für barrierefreie Köpfe“ werden Sie als Reporterin nach Peking zu den Paralympics fliegen. Eine Genugtuung nach der Enttäuschung durch die Nicht-Nominierung ?!

Daniela RossekDaniela Rossek: Ja, absolut!! Als ich die Ausschreibung zu dieser Reporter-Stelle bei „Radio4Handicaps – das Radio für barrierefreie Köpfe“ las, dachte ich, dass ist deine letzte Chance doch noch nach Peking zu kommen. Natürlich ist es nicht dasselbe, immerhin habe ich nach der Entbindung meiner Tochter drei Jahre hart für die Paralympics gearbeitet und wurde nun der Möglichkeit beraubt, zu zeigen, was wirklich in mir steckt, aber vielleicht gefällt mir diese Rolle sogar besser: kein Leistungsdruck, kein Stress, nicht die Angst, sich eventuell kurz vor dem Wettkampf noch zu verletzen: Ich kann das tun, was ich ohnehin gerne mache, nämlich mit interessanten Leuten „schnattern“, alle Wettkämpfe in Ruhe und entspannt ansehen und vielleicht habe ich möglicherweise mehr Zeit, um auch von Peking selbst etwas zu sehen.

Frage: Sie erlebten zumindest die paralympische Atmosphäre als Aktive 2004 in Athen. Was verbinden Sie persönlich mit den Paralympics ?

Daniela Rossek: Die Paralympics sind eine Welt für sich! Wer die Chance bekommt, einmal als Athlet dabei zu sein, wird diese Atmosphäre, dieses Miteinander der vielen unterschiedlichen Kulturen nie wieder vergessen. Ich zehre jetzt noch davon und bekomme eine Gänsehaut, wenn ich an „meine“ Spiele in Athen denke. Man taucht ab in einen kleinen Mikrokosmos, von der restlichen Welt abgeschirmt und alles was „draußen“ passiert, ist nicht mehr wichtig – so war es bei mir! Ich habe nach Athen einige Wochen gebraucht, bis ich wirklich wieder zuhause angekommen war.

Frage: Bei den „Olympics“ lief sportlich bisher nicht alles nach Wunsch im deutschen Team. Zuletzt trumpften die Fechter aber groß auf. Was zeichnet – aus Ihrer Sicht – den Florett-Fechter Benjamin Kleibrink und die Degen-Fechterin Bettina Heidemann, beide mit Gold dekoriert, aus ?

Daniela Rossek: Leider kenne ich beide Fechter nicht persönlich. Ich habe sie zwar auf unserer gemeinsamen Fecht-WM 2006 in Turin fechten sehen, aber da die „Fußfechter“ ein anderes Quartier hatten, kamen wenig Kontakte zustande. Der Vorteil für Benjamin Kleibrink war meiner Meinung nach, dass der Fokus auf seinem Teamkollegen Peter Joppich, dreimal Weltmeister hintereinander, lag. Dadurch konnte er befreiter auffechten und hat die Gunst der Stunde optimal genutzt. Britta Heidemann wurde sicher durch die Tatsache beflügelt, dass sie in China, quasi ihrer „zweiten“ Heimat, fechten konnte. Sie ist in China bekannt und hatte viele chinesische Fans auf ihrer Seite. Außerdem hat sie sehr mutig und offensiv gefochten und das war offensichtlich an diesem Tag das richtige Rezept.

Frage: Was machen Sie eigentlich nach Ihrem sportlichen Rücktritt zur Zeit ? Gibt es neue Herausforderungen ?

Daniela Rossek: Im Moment bin ich noch dabei Kartons vom Umzug auszupacken und unser Häuschen einzurichten. Mein Töchterchen und ich sind nach Baden-Württemberg zu meinem Lebensgefährten gezogen … Zwischendurch trainiere ich ein wenig mit meinem Rennrollstuhl für den Berlin-Marathon Ende September. Meinem Verein dem Müritzsportclub Waren und damit auch dem Landesverband M-V bleibe ich natürlich erst einmal erhalten. Außerdem habe ich Kontakt mit dem Cheftrainer der Sportschützen aufgenommen. Ich kenne ihn noch aus Athen und habe ihn erst vor einigen Wochen in Greifswald wieder getroffen. Vielleicht wäre das auch etwas für mich. Ich werde mich ein wenig ausprobieren und mal sehen, was dabei herauskommt.

Frage: Wann geht es für Sie in den „Flieger“ nach Peking ?

Daniela Rossek: Vom 3.September bis  19.September  werde ich in der chinesischen Hauptstadt weilen.

Dann viel Erfolg und erlebnisreiche Tage in Peking !

Marko Michels

Aus Schwerin bei den Paralympics 2008 dabei – die Judo-Schwestern Ramona und Carmen Brussig

LogoR.Brussig (rechts)Sportlerinnen und Sportler aus M-V können auf eine gute Erfolgs-Tradition bei den Paralympics zurückblicken: Die aus Ueckermünde stammende Marianne Buggenhagen, achtfache Paralympia-Siegerin zwischen 1992 und 2004, der Diskuswerfer Klaus Kulla (Grabow), 1996 Bronze und 2004 6.Platz, der Greifswalder Badminton-Spieler Christian Bahls, mit Mannschafts-Gold 1992, die erfolgreiche Judoka Ramona Brussig, Goldmedaillen-Gewinnerin 2004  mit Gold-Ambitionen ebenfalls 2008, und Rollstuhl-Fechterin Daniela Rossek (in Waren/Müritz geboren), die ganz umstritten nicht für Peking nominiert wurde, u.a. 2004 Rang fünf mit der Degen-Mannschaft belegte und bei den Paralympics 2008 zumindest als Repräsentantin bzw. Reporterin für „Radio4Handicaps – das Radio für barrierefreie Köpfe“ tätig ist, sorgten dafür, dass M-V auf beeindruckende paralympische Triumphe verweisen kann.
Und die Greifswalderin Natalie Ball, die 2008 im Goalball startet, war in der Vergangenheit  außerdem eine eifrige paralympischen Medaillen-Sammlerin aus M-V-Sicht. In Athen 2004, als Schwimmerin qualifiziert, gewann sie dreimal Silber und einmal Bronze.
– In Peking 2008 werden die Judo-Schwestern Ramona und Carmen Brussig (Schwerin), Leichtathletin Jana Schmidt (Waren/Müritz), Ruderer Marcus Klemp (Ribnitz) und eben Natalie Ball teilnehmen.
Segler Sebastian Menze aus Schwerin nimmt am paralympischen Jugendlager teil.

Marko Michels

F.: Daniela Rossek/privat (1), M.M. (1)

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