Vor 80 Jahren: Idee zur „Fußball-EURO“ kam aus Frankreich

Gebürtiger Schweriner kämpfte vor fast drei Jahrzehnten um die Quali 1980 mit …

Logo der EURO 2008Während sich die DFB-Auswahl nach dem 0:0 gegen Irland am letzten Wochenende als erstes Team auf sportlichem Weg – die Gastgeber der EURO 2008 Österreich und Schweiz sind ja gesetzt – für die EM-Endrunde qualifizierte, gab es am Mittwoch den ersten herben Dämpfer mit dem 0:3 gegen Tschechien in München.

In den kommenden Spielen gegen Zypern am 17.November in Hannover sowie gegen Wales am 21.November in Frankfurt/Main geht es darum, Gruppen-Platz 1 zu verteidigen.

Die punktgleichen Tschechen müssen gegen den früheren Landesbruder Slowakei und auswärts gegen Zypern antreten und haben das schwierigere Restprogramm der Quali.

Für die EURO 2008 haben sich bislang die Schweiz, Österreich, Deutschland, Griechenland und Rumänien qualifiziert.

Holländer, Portugiesen, Polen, Kroaten und Schweden dürfen ebenfalls schon am EURO-Champus „nippen“ …

Die EM in den beiden Alpenländern 2008 wird sicherlich sportlich, kulturell und vor allem wirtschaftlich ein Höhepunkt im kommenden Jahr – neben Olympia in Peking.

Doch wie begann eigentlich das „Unternehmen“ Fußball-EM ?!

Vor 80 Jahren, 1927, hatte der Franzose Henri Delauny, Generalsekretär des französischen Fußballverbandes, die Idee für eine Europameisterschaft der Fußball-Nationalmannschaften.

Doch, da der internationale Fußball-Verband mehr auf den Erfolg eines Weltturnieres setzte, die erste WM 1930 fand dann in Uruguay statt, geriet das EM-Projekt zunächst in die „Schublade“.

Zwar gab es bereits internationale Fußball-Turniere für Auswahlmannschaften, so den „Nordic Cup“ für die nordeuropäischen Teams, die britische Team-Meisterschaft oder die „Zentraleuropäische Meisterschaft“ der Mannschaften aus der Tschechoslowakei, Ungarn, der Schweiz, Italien und Österreich, aber sie blieben eben nur auf eine kleine Region des Kontinentes begrenzt.

Erst auf dem UEFA-Kongress des Jahres 1957 (UEFA = europäischer Fußballverband) sprach sich zunächst eine relative Mehrheit der Mitgliedsländer (14 von 31) für die Einführung einer EM aus – letztendlich waren es nach einigem „Hin und Her“ sogar 17.

Deutschland (West) ignorierte die Kontinentalmeisterschaft 1960 und Deutschland (Ost) scheiterte vorzeitig an Portugal.

Die Vierer-Endrunde fand vom 6.Juli bis 10.Juli 1960 in Paris und in Marseille statt und Frankreich, einer der maßgeblichen „Geburtshelfer“ der Fußball-EM, die 1960 und 1964 noch offiziell „Europacup der Nationen“ hieß, versprach sich sportlich einiges von diesem Premieren-Turnier.

Doch erstens kommt es anders und zweitens als man hofft … – und so reichte ein 3:1-Vorsprung im Halbfinale gegen das frühere Jugoslawien nicht.

Das ungemein technisch wie kämpferisch beeindruckende jugoslawische Team drehte Spiel und Ergebnis und siegte dank des Treffers von Jerkovic in der 78.Minute, der eine Minute zuvor bereits den Ausgleich markiert hatte, mit 5:4.

Im zweiten Halbfinale standen sich die damalige Sowjetunion und die heute ebenfalls in dieser Form nicht mehr existierende Tschechoslowakei gegenüber.

Mit Super-Goalie Lew Jaschin setzte sich die „Sbornaja“ deutlich mit 3:0 durch. Wollten sich die „gallischen Hähne“ wenigstens mit Bronze trösten, so gab es im Spiel um Rang drei die nächste Enttäuschung. Die CSSR gewann gegen Frankreich mit 2:0.

Das Finale sah lange Zeit eine spielerisch überlegene jugoslawische Elf, die es gegen einen übermächtigen Lew Jaschin im sowjetischen Tor zu tun hatte.

Aber auch die russische Abwehr war alles andere als zimperlich gegen die Stürmer aus Jugoslawien …

Zwar gingen die Jugoslawien mit 1:0 in der 41.Minute in Führung, doch schnell gaben die Russen die passende Antwort und glichen schon in der 49.Minute aus. Nach 90 Minuten stand es immer noch Remis und so ging es in die Verlängerung. Hier hatte die UdSSR die größeren Kraftreserven und gewann letztendlich mit 2:1.

Auch in den folgenden EURO-Turnieren spielten die Russen vorne mit: Sie wurden 1964 Zweite, 1968 Vierte und 1972 Zweite (hinter Deutschland/West).

Für das DFB-Team war die „EM“ – zwischen den als wichtiger eingeschätzten WM – 1964 immer noch nicht interessant; und die DDR verabschiedete sich im Achtelfinale gegen Ungarn, nachdem man in der Quali noch den amtierenden Vize-Weltmeister Tschechoslowakei ausgeschaltet hatte.

Die Endrunde fand im Juni 1964 in Spanien statt und der Gastgeber setzte sich auch durch, vor der UdSSR, Ungarn und Dänemark.

Ab 1968 nannte sich der bis dahin ausgespielte Wettbewerb um den „Europacup der Nationen“ endlich offiziell „Europameisterschaft“.

Und nicht nur deshalb war das DFB-Team dabei. Doch das scheiterte in der Qualifikation überraschend an Jugoslawien und die DDR machte es den westdeutschen Sportkollegen nach: Sie überließ allerdings Ungarn den „Vortritt“ zum Weiterkommen.

Schier „Unglaubliches“ trug sich im Halbfinale in Neapel zu. Nach 120 Minuten stand es zwischen Italien und der Sowjetunion 0:0 und – da es damals noch kein Elfmeterschießen gab – entschied ein Münzwurf des Schiedsrichters zugunsten der Italiener, die damit im Finale standen.

Eigentlich wäre hier auch Würfeln oder Zocken angebracht gewesen 🙂

„Unglaublich“ ging es auch weiter. Das erste Finale Italien gegen Jugoslawien brachte ebenfalls nach Verlängerung keine Entscheidung (1:1), so wurde aber dieses Mal nicht mit einer Münze sondern mit „Wiederholung“ entschieden.

Im zweiten Finalspiel setzte sich die Italiener – u.a. dank Torwart-Legende Dino Zoff – mit 2:0 durch.

Für die deutschen Teams war die EM ab 1972 ein „Erfolgsschlager“: EM-Titel 1972, EM-Zweiter 1976 (Niederlage im Elfmeterschießen gegen die Tschechoslowakei), EM-Titel 1980, EM-Halbfinale 1988, EM-Zweiter 1992 (hinter dem nachnominierten Überraschungsteam aus Dänemark), EM-Titel 1996 (in England).

Deprimierend war allerdings das Scheitern in der Vorrunde 1984 (EM-Titel für Frankreich und Michel Platini), 2000 (erneut Sieg an Frankreich) und 2004 (Sensations-Erfolg für Griechenland und Trainer Otto Rehhagel).

1988 durften auch einmal die Holländer jubeln, nachdem sie im Halbfinale Gastgeber Deutschland und im Finale die Sowjetunion bezwangen.

Ein gebürtiger Schweriner, Wolf-Rüdiger Netz, stand im DDR-Team für die EM-Qualifikation 1980 (ein Einsatz/damaliges Gruppen-Ranking: 1.Niederlande 2.Polen 3.DDR 4.Schweiz 5.Island). Doch für die DDR blieb es beim redlichen Bemühen um das Erreichen einer EM-Endrunde …

Ein gebürtiger Wismarer und ehemaliger Hansa Rostock-Spieler führt aber die „DDR-Tabelle“ mit den meisten Auswahl-Einsätzen und Auswahl-Toren (jeweils bezüglich EM-Qualifikationen) an: Achim Streich !

Er bestritt 17 EM-Qualifikationsspiele und erzielte dabei 9 Treffer.

Manon Subklew/Schwerin, vor 5 Jahren Ähnliche Tor-Instinkte wünscht man den aktuellen DFB-Stürmern in den beiden letzten EM-Quali-Spielen im November …

Die deutsche EM-Quali-Gruppe D (Stand: 18.10.2007)

1. Deutschland: 23 Punkte – 31:7 Tore
2. Tschechien: 23 Punkte – 22:4 Tore
3. Irland: 16 Punkte – 15:12 Tore
4. Zypern: 14 Punkte – 17:18 Tore
5. Slowakei: 13 Punkte – 27:20 Tore
6. Wales: 13 Punkte – 16:17 Tore
7. San Marino: 0 Punkte – 2:52 Tore

Text: Marko Michels

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