Wenn Bleichgesichter zu gierig sind …

„Winnetou“ Pierre Brice wird „80“

Jeder hat noch die Szene „vor Augen“: Der Bandit Rollins nimmt Old Shatterhand ins Visier, der die heranrückende Kavallerie, also die Amerikaner, vor dem Hinterhalt der Banditen und der mit ihnen verbündeten, aufgehetzten Jicarillo-Indianern warnen möchte, ins Visier. Winnetou bemerkt Rollins Ansinnen, wirft sich vor seinen Blutsbruder Old Shatterhand, wird getroffen und stirbt. 1965 herrschte in den Lichtspieltheatern und Kinos in aller Welt blankes Entsetzen, es gab unendlich viele Tränen  – Winnetou, der Kämpfer für Gerechtigkeit, Frieden, Toleranz und Verständigung, musste durch die Waffe eines hinterlistigen Bleichgesichtes sterben.

Von diesem Verlust erholte sich die Welt auch 44 Jahre danach nicht mehr. Hatte seinerzeit der mörderische Gauner Rollins im Auftrage von geldgierigen „Herrschaften“ gehandelt, die das Land ohne den Häuptling der Mescalero-Apachen und die Einwilligung seines Stammes an solvente Siedler verhökern wollten, so scheint die Lage 2008/09 (fast) „reloaded“.

Mehr als vier Jahrzehnte später verscherbelten Banker Dinge, die es gar nicht gab, zu viel zu hohen Konditionen, an viel zu ahnungslose Interessenten, die diese Dinge mit Geld bezahlten, das sie gar nicht hatten. Nur 2008/09 gab es keinen Winnetou mehr, der die Bleichgesichter zur Räson bringen konnte. Die Gier und die Selbstsucht blieben allerdings – nur brutaler.

Nur wer reitet jetzt gegen den Unbill dieser Welt, gegen charakterlose Zeitgenossen, gegen falsche Versprechungen und gegen mörderische Intriganten. Winnetou lebt nicht nicht mehr, Old Shatterhand, Old Surehand, Old Firehand und Sam Hawkens haben abgedankt – und die Amerikaner kommen immer noch zu spät, wenn es darum geht irgendwelche Bastarde zur Strecke zu bringen – aber zumindest bemühen sie sich … (oder erwecken den Anschein dazu)

Wie meinte aber bereits Old Surehand als es um den Kampf gegen die „Geier-Bande“ ging, was dabei vor allem gefragt sei ?! Natürlich: „Nicht vergessen, Köpfchen !“.
Aber gegen „Geier-Banden“ kann man wenigstens kämpfen – bei den „Geld-Geiern“ und letztendlich gegen die „Pleite-Geier“ helfen auch die besten Silberbüchsen nichts.
Früher – im „wilden Westen“ – wie später – während des „kalten Krieges“ – stimmten wenigstens die Feindbilder: Die Ganoven sahen noch so aus wie „im Fachbuch vorgeschrieben“. Aber heute tarnen diese sich mit Designer-Anzug oder Designer-Kleidchen, mit speziellen Duftnoten und viel Gel im Haar. Ein „Stilling Fox“ fällt heute nicht mehr so auf !

Auch ein Winnetou, ein Old Shatterhand oder ein Old Firehand mussten erst einmal öfter hinschauen und sogar recherchieren, mit wem sie es im „real existierenden Kapitalismus“ zu tun haben. So einfach drauflos schießen – das geht ohnehin nun gar nicht mehr.

Andere verbal treffsichere Demokraten ließen sich aber von Winnetou & Co. wenigstens inspirieren, was bei den heutigen Polit-Vertretern wohl nicht mehr der Fall ist.
Wie meinte einst der legendäre SPD-Zuchtmeister, der SPD-Fraktionsvorsitzende im Deutschen Bundestag, Herbert Wehner, in Richtung seines politischen Gegenspielers Rainer Barzel von der CDU/CSU-Fraktion, als dieser sich wieder einmal in Ausfällen gegen die sozial-liberale Regierung übte: „Da kommt der Ölprinz !“ (Eine Anspielung darauf, dass Barzel sich die Haare mit Brillantine bändigte.)

Doch auch die SPD-Zuchtmeister und politischen Ölprinzen sind abhanden gekommen. Nun müssen Angela Merkel und Frank-Walter Steinmeier diese Lücke füllen. Unsere Bundeskanzlerin als Nscho-tschi und der Kanzlerkandidat als Old Shatterhand ?!
Doch wer spielt dann Sam Hawkens, Gunstick Uncle, Lord Castlepool und wer sind die „Geier“ ?! … Wer sich in der politischen und wirtschaftlichen Szenerie in Deutschland auskennt, findet dabei sicherlich Idealbesetzungen …

Aber am Ende gilt für die wohl das, was Surehand einst zu Old Wabble sagte: „Du triffst nicht `mal ein Haus, nicht einmal ein Doppelhaus !“.

Doch erst einmal, Glückwunsch „Winnetou“ Pierre Brice zum „80.“ Und am besten wieder „Aufsatteln !“ – Miese Zeiten brauchen glorreiche Helden …

Und was gäbe es wohl Schöneres, als einen neuen, reiferen Winnetou über die „gestylten“  BUGA-Gärten in Schwerin reiten zu sehen !

M.Michels

WinnetouPS: Sicherlich nicht nur aus Anlass des „80.“ von „Winnetou“ zu empfehlen – die Werke von Karl May (und eventuell von Karl Marx, aber da gibt es ja leider keine Indianer)  !

>> Übrigens: Die passende Melodie zu den „Geiern“ findet man bei YouTube (YouTube – Martin Böttcher – Geier im Todestal) !

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