Zurückgeblickt: Für demokratisches Engagement nach 1945 Repressalien erlitten …

Die Schweriner Politiker Willi Nudow und Hans Krukenmeyer …

Während die LINKE in Sternberg auf ihrem Landesparteitag auch über die historische Einordnung der DDR diskutierte, haben andere ihre Meinung über die DDR und deren innenpolitische Verhältnisse längst gebildet und – wohl begründet – nicht die allerbeste …

Zwei Politiker unterschiedlicher politischer Lager, die in Schwerin wirkten, durften die Gründungsphase der DDR ganz persönlich erleben und erleiden. Zwei Politiker von zahlreichen …

Willi Nudow, Jahrgang 1894, Beruf Buchhalter, trat der SPD 1918 bei. Zwischen 1925 und 1930 amtierte er als Sekretär und Leiter der Berufskrankenkasse der Angestellten in Schwerin. Von 1930 bis 1933 arbeitete Nudow beim Landesarbeitsamt Schwerin und wurde 1933 – nach dem Machtantritt der Nazis – fristlos entlassen.

Während der Nazi-Diktatur observierte die Gestapo Nudow wegen seiner sozialdemokratischen Gesinnung intensiv. 1945 war Willi Nudow einer der maßgeblichen Mitbegründer der sich neu konstituierenden Schweriner SPD und gehörte ihr als Beisitzer an. Im August 1945 erhielt Willi Nudow eine Anstellung bei der Landesverwaltung in Schwerin.

Mehr als ein Jahr später, Im November 1946, erfolgte Nudows Beförderung zum Ministerialdirektor. Auf Vorschlag des damaligen Landtagspräsidenten Carl Moltmann wurde Willi Nudow im Jahr 1947 dann Leiter der Abteilung „Allgemeine Verwaltung“ im Ministerium für Sozialwesen in Mecklenburg.

Willi Nudow hatte die Vereinigung von KPD und SPD 1945/46 mit Skepsis verfolgt, da er den Bekenntnissen der KPD zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit misstraute. Zudem kritisierte er die restriktive Besatzungspolitik der sowjetischen Militäradministration. Somit war es 1947 fast schon nicht mehr sonderlich überraschend, dass Willi Nudow von der russischen Geheimpolizei verhaftet wurde.

Hintergrund der Verhaftung des Schweriner Politikers soll eine Auseinandersetzung mit der SMA über die „Abstellung“ von Arbeitskräften gewesen sein. So hatte Nudow einen Auftrag der sowjetischen Militäradministration, wonach er Arbeitskräfte nach Warnemünde für Hafenarbeiten abstellen sollte, die aber dringend für Aufbaumaßnahmen in Schwerin benötigt wurden, mit der Begründung verweigert, es seien keine Vorkehrungen für deren Unterkunft und Verpflegung getroffen worden.

SPD 1949Der tatsächliche Anlass für Nudows Verhaftung dürfte aber dessen offene Oppositionshaltung gegenüber der russischen Besatzungsmacht gewesen sein. Dank des Einsatzes u.a. von Carl Moltmann und Erich Gniffke, 1945 Mitglied des Zentralausschusses der SPD und im Herbst 1948 wegen einer drohenden Verhaftung nach Westdeutschland geflohen, wurde Willi Nudow im Mai 1948 wieder aus der Haft entlassen, aber „politisch kaltgestellt“.

Seine „speziellen Erfahrungen“ mit der KPD-Landesleitung und der russischen Besatzungsmacht machte auch der zweite CDU-Landesvorsitzender Hans Krukenmeyer, Jahrgang 1903, im Zeitraum von 1945 und 1948. Der studierte Volkswirt hatte sich zwischen 1920 und 1930 bereits im konservativ-demokratischen Zentrum engagiert und war durch dieses Engagement in den Augen der braunen Machthaber in Schwerin ein „ potentieller Staatsfeind“.

1945 gehörte Hans Krukenmeyer zu den Mitbegründern der CDU in Mecklenburg und wurde im Juli 1945 deren zweiter Landesvorsitzender. Mutig und aufrecht kritisierte Hans Krukenmeyer das diktatorische Verhalten der KPD-Landesleitung um Kurt Bürger, Hans Warnke und Gustav Sobottka sowie die Repressalien der russischen Besatzungsmacht.

Auch eine Bodenreform nach Konzeption der KPD lehnte Hans Krukenmeyer ab, hier hatte er Sozialdemokraten wie Hagenows Landrat Bernhard Pfaffenzeller, Greifswalds Landrat Willy Bieg oder den Landesgeschäftsführer Hermann Lüdemann an seiner Seite.

Gegen Hans Krukenmeyer wurde auf Betreiben der russischen Militäradministration und mit Hilfe der mecklenburgischen Kommunisten in der 1946 gegründeten SED eine beispiellose Hetzkampagne initiiert, die ihren Höhepunkt im Jahre 1948 fand.

Der überzeugte konservative Demokrat wurde als „faschistisches Element“ diffamiert, mußte im Juni 1948 sein Amt als zweiter CDU-Landesvorsitzender niederlegen und durfte sich nur noch als einfaches Vorstandsmitglied der CDU in Schwerin engagieren.

Doch, das war der sowjetischen Militäradministration und einigen führenden Kommunisten in Schwerin nicht genug … Auf Druck der Administration wurde Hans Krukenmeyer aus der CDU ausgeschlossen und verhaftet – offizieller Grund war seine Ablehnung der Bodenreform nach kommunistischer Konzeption.

CDUDa die CDU-Parteiführung in Schwerin und in Berlin gegen diese Verhaftung protestierte, wurde Hans Krukenmeyer wieder aus der Haft entlassen. Allerdings wurde er von den Spitzeln der Besatzungsmacht weiter observiert. Einer drohenden, nochmaligen Verhaftung kam Hans Krukenmeyer zuvor und floh nach Westdeutschland.

PlakatAuch „das“ war die DDR – und damit ebenfalls die politischen Verhältnisse in Schwerin nach 1945.
Im 18.Jahr nach der deutschen Vereinigung sollten diese Schicksale nicht vergessen werden …

M.Michels

F.: SPD-Wahlkampf-Plakat zum ersten deutschen Bundestag 1949 / Plakat zum 17.Juni 1953, Tag des Aufstandes gegen das SED-Regime (Plakat-Wanderausstellung der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur „geschichts-codes: Der 17.Juni 1953 – Ruf nach Freiheit und Demokratie“)

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