2.Bundesliga aktuell: TSG mit Aufwärtstrend und unnötiger Niederlage

Wismar zeigte Kampfgeist und verlor dennoch …

Einige Mecklenburger Sportlerinnen und Sportler sind zur Zeit in Liga und internationalen Meisterschaften „am Ball“.

Bei der Olympia-Qualifikation der Volleyballspielerinnen in Halle/Westfalen kämpfen die Schwerinerinnen Kathleen Weiß, Linda Dörendahl und Hanka Pachale (Italien-Legionärin) ums Ticket nach Peking.

Bei den Handball-EM in Norwegen steht der Schweriner Stefan Schröder im Aufgebot.

Am Wochenende, am 19.Januar, hatten auch die Handball-Damen der TSG Wismar einen wichtigen Einsatz in der 2.Liga in der heimischen Sporthalle …

Mit viel Kampfgeist und kämpferischer Einstellung wurde es nach dem überraschenden Trainerwechsel von Lutz Gau zu Diana Sperling zwar leider nichts mit dem erhofften Sieg gegen den SC Greven 09, aber ein positiver Trend war bei der TSG zu spüren.

Franca Kühne am 19.1. mit 4 TorenZunächst „erwischte“ Wismar einen guten Start, lag bis zur achten Minute stets in Führung. Doch plötzlich ab Minute 9 lief nicht mehr allzu viel zusammen und die Hanseatinnen mußten einem Vier-Tore-Rückstand aufholen (13.Minute / 5:9).

Aber Wismar steckte nicht auf – im Gegenteil. Tor um Tor wurde aufgeholt und Katja Schwenke, die überragende Spielerin – Team-Motor und Vollstreckerin (10 Tore im Spiel !) in Personalunion – verkürzte mit einem spritzigen Antritt auf 12:13 kurz vor der Halbzeitpause.

Viele kleine technische Fehler, mangelnde Abwehrarbeit und zu wenig Zweikampf-Härte gegenüber den robusteren Spielerinnen aus Greven führten wieder zu einem deutlichen Rückstand.

Als in der 41.Minute die TSG mit 17:22 hinten lag, waren (fast)alle „handballsportlichen Messen gesungen“. Aber Irrtum ! Noch einmal „rissen“ sich die TSGlerinnen „zusammen“ und kamen bereits in der 44.Minute auf 21:23 heran.

Ein nochmaliger „Zwischenspurt“ des Kontrahenten – wiederum bedingt durch viele kleine technische Fehler – brachte die TSG erneut ins Hintertreffen (48.Minute / 24:28).

F.Kühne (1.v.l.), K.Schwenke (2.v.r.) in AktionDennoch, noch einmal „flammte“ der Wismarer Kampfgeist „auf“. In der 52.Minute verkürzten die Mädel von der Ostseeküste auf 28:30. Aber vergeblich … Greven setzte sich bereits zur 55.Minute deutlich mit 28:33 ab. Am Ende hieß es 31:34 aus Wismarer Sicht.

Allerdings, eine beeindruckende Leistung bot bereits – wie erwähnt – Katja Schwenke und die A-Jugend-Spielerinnen Johanna Brinkies (17 Jahre) und Jessica Oldenburg (16 Jahre). Die vermeintlichen „Küken“ im Team werden eben leistungsmäßig „flügge“, was auch notwendig ist, will man die Klasse in der 2.Bundesliga halten.

Aber selbst Gäste-Trainer Peter Mersch, mit seinem SC Greven ähnlich wie Wismar vor dem Saison-Beginn als Play-off-Kandidat gehandelt, der dann auch unter den Erwartungen blieb, zollte der TSG Respekt:

„Ich muß Wismar ein großes Kompliment machen. Respekt, die TSG war deutlich stärker als vor einer Woche gegen Recklinghausen.

Die Mannschaft war – im positiven Sinne – kaum wiederzuerkennen. Im Spiel agierte Wismar dann etwas glücklos, aber es ist ein deutlicher Aufwärtstrend vorhanden.

Wir sind ja in einer ähnlichen Situation, stehen mit dem Rücken zur Wand. Um so erleichterter bin ich über den Erfolg. Aber weder mein Team noch Wismar werden am Ende der Saison aus der 2.Liga absteigen !“.

Neue TSG-Trainerin D.Sperling (rechts)Auch Wismars „alte Neue“, frühere Spielerin, jetzige A-Jugend-Trainerin und ganz aktuelle Trainerin der ersten Mannschaft, Diana Sperling, war mit der Leistung ihres Teams nicht unzufrieden:

„Wir konnten in der kurzen Zeit (zwei Tage) noch nicht allzuviel gemeinsam machen. Was ich besonders hervorheben möchte, ist die Tatsache, dass bis zum Schluß bei der TSG der Siegeswillen vorhanden war.

Insbesondere unsere Abwehrarbeit und das Zweikampf-Verhalten müssen wir dringend verbessern. Die Abstimmung Torhüter-Abwehr ist noch verbesserungsbedürftig.

Und, was ganz, ganz wichtig ist, dem Team fehlt das Selbstvertrauen, der Glaube an die eigenen Stärken. Vor dem Spiel habe ich deshalb auch auf mentales Training gesetzt, um den Spielerinnen wieder Selbstvertrauen zu geben.

TSG Wismar kämpferischDer Trend zum Positiven war heute aber erkennbar, trotz der vielen kleinen Fehler.“

Anzumerken ist aber auch, dass Wismars Ex-Trainer Lutz Gau – trotz der zuletzt spielerisch enttäuschenden Leistungen – seit seinem Amtsantritt Mitte 2005 sehr gute Arbeit leistete.

Er brachte ein Team, das noch in der Saison 2004/05 gegen den Abstieg spielte, zurück in die Spitze. Zweimal – in den Spielzeiten 2005/06 und 2006/07 – gelang die Teilnahme an den Play-offs – eine bemerkenswerte Bilanz.

Trainerin Diana Sperling sollten ähnliche „Husarenstücke“ gelingen, denn ihre ausgezeichnete Arbeit mit der Wismarer A-Jugend dürfte auch beim ersten TSG-Team ihre Fortsetzung finden … (Ganz großes Daumen drücken !)

Nun gilt es, mit neuem Schwung und neuer Trainerin dem „Abstiegsgespenst“ zu entkommen. Mit Kampfgeist, Einsatz und Selbstvertrauen !

Beste Torjägerinnen am 19.1.08 gegen Greven: 1. Katja Schwenke – 10 2. Johanna Brinkies, Jessica Oldenburg und Franca Kühne – je 4

Zuschauer-Anzahl: 820

„Selbst überrascht … “

> Gespräch mit Jessica Oldenburg, der jungen Leistungsträgerin der TSG Wismar

Jessica Oldenburg / Foto: TSG WismarFrage: Jessica, Du bist der „Shooting-Star“, eine neue junge Leistungsträgerin der TSG in dieser Saison.

Hatten die anderen Spielerinnen, die vermeintlich neue Konkurrenz, schnell in die „Herzen“ geschlossen ?

Jessica: Naja. So „übertrieben“ war es natürlich nicht. Aber die „Chemie“ stimmte von Anfang an.

Ich wurde schnell akzeptiert und das Miteinander auf und neben dem Spielfeld stimmt ganz einfach. Das sind schon die Gründe für meine gute Leistungsentwicklung.

Frage: Nach der schwangerschaftsbedingten Pause von Luda Yermachek im Herbst 2007 avancierten Sie sogar zu einer Leistungsträgerin im Team. Überrascht von diesem Erfolg …

Jessica: Natürlich hatte ich mir den „Übergang“ von der A-Jugend zum ersten Team noch schwieriger vorgestellt. Das es nun so gut läuft,ist schon „geil“. Ich hoffe, dass es für mich auch so weiter geht !

Frage: Neue Trainerin, neues Spiel, neues Glück ! Hat sich die Stimmung im Team schon gebessert ?

Jessica: Ja, es herrscht so etwas wie Aufbruchstimmung in der Mannschaft. Diana Sperling kenne ich sehr gut: Sie trainierte mich ja in der A-Jugend, und ich habe einen „guten Draht“ zu ihr. Wir sind als TSG schon eine gute Truppe und glauben wieder an uns !

Frage: Wo sehen Sie die TSG am Ende der Saison ?

Jessica: Auf jeden Fall nicht auf einem Abstiegsplatz ! Wir werden alles geben und kämpfen, kämpfen, kämpfen, damit Wismar in der 2.Liga bleibt.

Letzte Frage: Ihr Tipp zur Handball-EM 2008 der Herren …

Jessica: Ich hoffe auf das Endspiel Deutschland gegen Russland – natürlich mit deutschem Erfolg !

„Die TSG wird kämpfen …“

> Interview mit Diana Sperling, Wismars neuer Trainerin

Diana SperlingFrage: Diana, Sie sind mit 189 Spielen und 440 Toren im TSG-Trikot eine der besten Wismarer Spielerinnen der jüngeren Vergangenheit.

Außerdem sind Sie Trainerin der A-Jugend und nun der ersten TSG-Mannschaft. Was ist leichter – die Tätigkeit als Spielerin oder das Amt als Trainerin ?

Werden Sie eher „autoritär“ oder „sachlich“ agieren, denn die Arbeit mit einem Frauen-Team soll ja schwieriger sein (Stichwort „Stutenbissigkeit“) ?

Diana Sperling: Als Spielerin hat man es zweifellos leichter, man kann Verantwortung auch an die Mitspielerinnen delegieren.

Aber als Trainerin hat man die volle Verantwortung. Man muß Entscheidungen begründen und verteidigen können.

Es muß neben der fachlichen Kompetenz auch die kommunikative Fähigkeit zu den Spielerinnen gegeben sein. Der Trainer ist halt immer im Mittelpunkt.

Läuft es gut, waren es die Spielerinnen. Läuft es schlecht, war er es selbst :-).

Aber mein Job macht mir schon viel Freude ! Mit „Basta“-Entscheidungen erreicht man allerdings nicht viel. Einige Spielerinnen kenne ich ja noch aus meiner aktiven Zeit, da ist schon ein offenes, sachliches Wort eher angebracht.

Zweifellos ist es aber schon richtig, Frauen führen ihre „eigenen Grabenkämpfe“ und sportliche „Zickenkriege“ gibt es ja auch in anderen Sportarten …

(Anm.d.A.: Ja, ja die Wege der Frauen sind unergründlich !!!)

Frage: Die schwangerschaftsbedingte Pause von Torjägerin Luda Yermachek war der „Knackpunkt“ in der laufenden Saison. Seitdem lief bei der TSG nicht mehr viel zusammen.

Hatte Luda eine zu zentrale Bedeutung im Wismarer Spiel erhalten ! War dadurch die TSG spielerisch nicht flexibel genug ?

Diana Sperling: Es ist eher eine „Kopfsache“. Luda war vor ihrer Schwangerschaft die Top-Leistungsträgerin im Team, auf sie wurde alle Verantwortung abgegeben.

Als sie plötzlich pausieren mußte, war anscheinend eine „psychische Blockade“ im Team nach der Ansicht: „Ohne unsere beste Torjägerin schaffen wir es nicht.“.

Die Spielerinnen müssen lernen, dass sie aber alle Verantwortung für die Mannschaft haben. Jede muß noch mehr an sich arbeiten und Eigenverantwortung zeigen.

Ausbildung, Lehre und Studium, ob in oder außerhalb Wismars, dürfen nicht als Ausrede für schwache handballsportliche Leistungen dienen.

Der Kader ist jung, sehr jung sogar, um nicht zu sagen, zu jung. Aber dieser Kader hat ein super Potential, die Atmosphäre in der Mannschaft ist positiv und die Bedingungen, ob Zuschauer-Resonanz, Sporthalle und Trainingsmöglichkeiten, stimmen.
 
Aber ich bin davon überzeugt, dass es gelingt, die Spielerinnen zu einem Umdenken zu bewegen – und, dass die reiferen Spielerinnen die jüngeren noch mehr mitziehen.

Gerade mit diesem Kader haben wir beste Chancen, den Abstieg zu vermeiden.

Heike Dombrowski-Axmann (mitte)Der Frauen-Handballsport hat hier Tradition. Weltklasse-Spielerinnen, wie z.B. Heike Dombrowski und Andrea Stein, schafften es in die Weltklasse, undenkbar, dass die TSG nicht mehr in der Bundesliga spielt.

Frage: Frau Sperling, wie sehen Ihre „Sofortmaßnahmen zur Rettung der TSG“ aus ?

Diana Sperling: Es wird beim Training einen verstärkten Mix aus Spielerinnen der ersten Mannschaft und der A-Jugend geben. Zudem müssen konditionelle Defizite beseitigt werden.

Und das „A und O“ ist die psychische Komponente: Die Spielerinnen müssen an sich glauben, dann erreichen Sie auch ihre Ziele.

Und, es muß eine bessere Koordinierung von Ausbildung und Sport geschaffen werden, was zwar schwierig, aber unabdingbar ist.

Die TSG wird in den nächsten Wochen jedenfalls kämpfen !  

Marko Michels

Fotos: M.M. (5), Archiv (1), Foto Jessica Oldenburg/TSG Wismar

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