Diskus-Gold für M-V

Franka Dietzsch holte ihren dritten WM-Titel im Diskuswerfen in Osaka …

„Ich bin total glücklich, dass es tatsächlich zu Gold reichte. Das hätte ich hier so nicht erwartet. Allerdings kam Darja immer näher und erst nach deren letztem Wurf wußte ich: Es hat gereicht.

Dass es im ersten Versuch gleich so weit ging, lag daran, dass ich ganz locker in den Wettkampf startete und günstigen Wind erwischte. Auf jeden Fall mache ich bis 2009 weiter !, war der erste Kommentar von Franka Dietzsch nach dem WM-Gold 2007 im ZDF.

Franka Dietzsch, die „große Dame“ des internationalen und nationalen Diskuswerfens hat es wieder einmal geschafft und zum dritten Mal in ihrer Karriere WM-Gold geworfen.

Mehr als 30 Jahre nach der ersten Olympia-Medaille für eine Diskuswerferin aus M-V, damals Bronze für die Schwerinerin Gabriele Trepschek-Hinzmann bei Olympia 1976 in Montreal, sorgte, fast passend zum Jubiläum, erneut eine Diskuswerferin aus unserem Bundesland für Furore.

Mit 40 „Lenzen“ gehört sie im deutschen Team zwar zum „alten Eisen“, doch da die „neuen, vermeintlich jungen Eisen“ im deutschen Team in Osaka bisher wenig „stemmten“, sollte die Erfolgs-Athletin unbedingt noch einige Jahre dranhängen – vielleicht ist Olympia 2012 in London gar nicht so unrealistisch …

Das Geheimnis der „ewigen Jugend“ für Franka Dietzsch ?! „Ich bin immer in Bewegung und unter jungen Leuten. Das hält fit !“.

Wie meinte die begnadete Diskuswerferin, die ihre Karriere über die Stationen ASG Koserow bei Alfons Wandrack, an der KJS Rostock bei Ewald Kannenberg, beim SC Empor Rostock bei Achim Müller und letztendlich beim SC Neubrandenburg bei Dieter Kollark begann bzw. fortsetzte, zudem auf die Frage zu ihrem Alter und ihren Erfolgen „als Mutter der Kompanie“ in Osaka:

„Na gut, ich bin natürlich mit knapp 40 Jahren die älteste Aktive in der Mannschaft. Manche könnten gewissermaßen meine Kinder sein. Ich versuche allen gerecht zu werden. Wenn es Probleme gibt, dann sprechen die mich sowieso an, da ich ja auch Mannschaftssprecherin bin. Insofern habe ich da eine doppelte Rolle.“

[alert style=“info“]Steckbrief der neuen und alten Weltmeisterin …

Name: Franka Dietzsch

Disziplin: Diskuswerfen

Geboren: 22.1.1968 in Wolgast

Größe/Gewicht: 1,83 Meter / 92 kg

Beruf: Bankangestellte

Verein: SC Neubrandenburg (seit 1991 ff.)

Vorherige Vereine: ASG Koserow (bis 1981) / SC Empor Rostock (1982 – 1990)

aktueller Trainer: Dieter Kollark

Bestleistung: 69,51 m (1999)

Erfolge: Junioren-Vize-Weltmeisterin 1986 / Europameisterin 1998 / Weltcup-Siegerin 1998, 2006 / dreifache Weltmeisterin 1999, 2005, 2007 / Europacup-Siegerin 2001, 2005, 2006, 2007 / Erste beim Grand-Prix-Finale 2000 / Beste Olympia-Platzierung 1996 (Vierte)

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Und wie ist ihr sportliches und persönliches Selbstverständnis – trotz ihrer Funktion als erfahrene „Tipp-Geberin“?!

„Ich bin eine der besten Diskuswerferinnen der Welt. Warum soll ich aufhören. Ich verdiene damit auch mein Geld. Ich kann es nicht erklären; es ist schön, den Diskus fliegen zu lassen.“, meinte sie zu ihren „unaufhörlichen Diskus-Ambitionen“.

Franka Dietzsch, die Ratgeberin, die Hinweise und Hilfe Jüngeren gibt, und Franka Dietzsch, die leidenschaftliche Leichtathletin mit den unglaublichen, langjährigen Erfolgen.

Gerade diese „Doppelfunktion“ macht sie nicht nur in M-V so sympathisch und läßt sie – im Gegensatz zu manchen hochbezahlten Fußballspielern oder Profi-Boxern mit eher mangelhaften Erfolgen – zu einem wirklichen sportlichen Vorbild werden.

Die Qualifikation der WM 2007 meisterte sie als Beste ihrer Gruppe. Mit Druck kann sie, bereits vor den WM in Osaka mit 68,06 Metern die Weltrangliste vor den Amerikanerinnen Suzanne Powell, Becky Breisch, der Kubanerin Yarelis Barrios und der Tschechin Vera Cechlova anführend, anscheinend bestens umgehen.

Im Juni hatte sie – faktisch das Positiv-Erlebnis vor Oska – auch den Europacup gewonnen – und war endgültig die Favoritin.

Doch sie ging professionell und „leger“ mit dieser Favoriten-Rolle um, beschwichtigte nach den jüngsten Triumphen:

„Das besagt nicht viel. Immerhin habe ich bisher nicht alle Wettkämpfe gewonnen … Also ich bin nicht die Favoritin.“. Doch gleichzeitig war sie ebenso selbstbewußt: „Natürlich will ich mindestens eine Medaille gewinnen. Ich würde lügen, wenn ich was anderes behauptete.“.

Franka Dietzsch, die Power-Frau mit den Nerven aus „Stahl“ !

Die SCN-Athletin nennt nun Olympia 2008 in Peking „als das große Ziel“. Und dann steht erneut ein Jubiläum, dieses Mal ein „richtiges“, an:

Vor 80 Jahren, bei den Olympischen Spielen 1928 in Amsterdam, stand erstmals das Diskuswerfen für Frauen im Programm und bei dieser olympischen Premieren-Veranstaltung siegte die Polin Hana Konopacka mit 39,62 Metern vor der Amerikanerin Lilian Copeland und der Schwedin Ruth Svedberg.

Mit möglicherweise ebenfalls starken Amerikanerinnen, die allerdings trotz guter Saison-Ergebnisse in Osaka patzten, wird es Franka in Peking erneut zu tun haben – und nur eines scheint sicher: Mit 39,62 Metern wie anno 1928 wird man nicht zum (Diskus-)Sieg kommen.

Aber Franka Dietzsch hat ja in Osaka bewiesen, aus welchem sportlichen „Holz“ sie geschnitzt ist. Olympia-Gold in Peking, das würde nicht nur Landsmann und Diskus-Olympia-Champion 1988 Jürgen Schult aus Schwerin erfreuen.

In Peking wird die „goldene Diskuswerferin“ aus Neubrandenburg noch einmal hochmotiviert die Verwirklichung ihres olympischen Traumes „anpacken“ – gemäß ihrem Motto „Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren !“.

Trainer Dieter Kollark kurz nach dem Wettkampf:

„Ich möchte denen danken, die sicherten und halfen, dass Franka hier antreten und sich optimal vorbereiten konnte. Ich freue mich, dass sie es tatsächlich schaffen konnte !“

 

Franka Dietzsch und ihr WM-Einsatz in Osaka 2007

1.Versuch: 66,61 Meter (Bereits die Siegerweite !) / 2.Versuch: 66,46 Meter / 3.Versuch: 63,92 Meter / 4.Versuch: 63,81 Meter / 5.Versuch: 65,29 Meter / 6.Versuch: –

WM-Ergebnis/Diskus/Frauen:
1. Franka Dietzsch (Neubrandenburg)
2. Darja Pischalnikowa (Russland)
3. Yarelis Barrios (Kuba)

Text: Marko Michels

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