Eine „mecklenburgische Erfolgssportart“ – der Bobsport

In zwei Wochen beginnen die Bob-WM …

Draußen herrschen frühlingshafte Temperaturen und dennoch hat der Wintersport die Fans „fest im Griff“.

Während demnächst bei WM und Weltcup wieder die Biathleten, alpinen Skirennläufer, nordischen Skilangläufer oder Skispringer ran müssen, findet in knapp zwei Wochen die Bob-WM im Zweier der Damen und Herren statt bzw. in knapp drei Wochen die Vierer-Bob-WM.

Austragungsort für die WM im Bobsport ist in diesem Jahr das sächsische Altenberg, das sich hoffentlich als ähnliches „Erfolgspflaster“ erweisen wird, wie Oberhof für die deutschen Rennrodler. Die gewannen 9 von 10 möglichen WM-Medaillen Ende Januar !

Um die Ursprünge des modernen Bobsportes gibt es heftige Diskussionen gerade zwischen Engländern und Amerikanern.

Während die Engländer für sich beanspruchen, bereits erste, dem Bobsport ähnliche, Rennen 1880 in der Schweiz ausgetragen zu habe, und angeblich ein Engländer in Andreasberg den ersten „modernen Bob“ 1888 entwickelte, als er zwei „Schlitten“ unter einem Brett montierte, nehmen diese sportliche „Erfindung“ auch die „Amis“ für sich in Anspruch.

Bereits 1885 soll der US-Boy Townsend im schweizerischen St.Moritz ebenfalls zwei „Schlitten“ mit einem Sitzbrett verbunden haben, um dabei den Vorderschlitten zum Lenken zu benutzen.

Wie dem auch sei, in der Folgezeit räumten weder Amerikaner noch Engländer bei WM so richtig ab.

Meistens siegten die Bobs aus Deutschland, der Schweiz und Italien. Bereits seit 1930 werden WM im Vierer-Bob ausgetrage. Die meisten Titel gewannen bis 2004 Deutschland (21), die Schweiz (15), Italien (5), die USA (4), Großbritannien (2) und Frankreich bzw. Kanada (je einen).

Bei den WM im Zweier-Bob sieht es zwischen 1931 und 2004 fast ähnlich aus: Deutschland (17 WM-Titel), die Schweiz (14), Italien (13), Rumänien (2) und Belgien, Österreich sowie Kanada (je einen).

Die ersten offiziellen Vierer-Bob-Weltmeister waren 1930 die Italiener Franco Zaninetta, Giorgio Biasini, Antonio Dorini und Gino Rossi. Im Zweier-Bob siegten bei der offiziellen WM-Premiere 1931 Hanns Kilian und Sebastian Huber aus Deutschland.

Die Frauen tragen seit 2000 ihre Zweier-Bob-WM aus. Deutschland gewann bis 2004 drei Titel.

Der Bobsport ist seit dem Jahr 1923 in der FIBT (Federation Internationale de Bobsleigh et de Tobogganing) integriert. Schon ein Jahr später, 1924 bei den ersten Olympischen Winterspielen in Chamonix, wurde der Bobsport Bestandteil des olympischen Programmes.

Meinhard Nehmer 1980 in Lake PlacidAuch Mecklenburger und Vorpommern feierten in der Vergangenheit große Erfolge bei WM und Olympia. Drei Namen stehen für die Erfolgsgeschichte des Bobsportes auch in M-V: Meinhard Nehmer, Torsten Voss und Ulf Hielscher.
 
Meinhard Nehmer, 1941 in Boblin/bei Stettin geboren und Varnkevitz auf Rügen aufgewachsen, ist zweifellos der Erfolgreichste der drei Genannten.

Der „Insulaner“ und Ex-Speerwerfer (Bronze 1971 bei den DDR-Meisterschaften !) sorgte dann 1976 bis 1980 für bobsportliche Furore.

Er siegte sensationell bei den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck im Zweier und im Vierer und wiederholte dieses Kunststück im Vierer bei den Winterspielen 1980 in Lake Placid (Diese Olympia-Triumphe zählten gleichzeitig als Weltmeisterschaft !).

Ein Jahr nach seinem ersten Olympiasieg, bei den WM 1977 in St.Moritz, gewann Nehmer erneut Gold – im Vierer.

Als Aktiver holte er – hinsichtlich WM-Medaillen – noch bei den WM 1978 in Lake Placid einmal Silber (Zweier) und einmal Bronze (Vierer) sowie bei den WM 1979 in Königssee einmal Silber (Vierer).

Der ausgebildete Wetterdiensttechniker, studierte Ingenieur für Landmaschinentechnik, NVA-Offizier und Fregattenkapitän war aber ebenfalls ein erfolgreicher Trainer:

Ende 1991 wurde er Nationaltrainer der US-Amerikaner (WM-Bronze für Brian Shimer 1993 !) und war zwischen 1993 und 2000 für das italienische Team als Trainer tätig.

Hier führte er die italienischen Bobs zu acht Medaillen bei EM und WM. Zwischen 2000 und 2006 (Beendigung der Trainer-Laufbahn) arbeitete Meinhard Nehmer als Disziplintrainer der Herren beim deutschen Bob- und Schlittenverband.
 
Meinhard Nehmer, der „Mr.Bobsport“ aus M-V, war eben sowohl als Aktiver als auch als Trainer ein Erfolgsgarant !

Torsten VossAuch ein Schweriner war im Bobsport erfolgreich: Torsten Voss, ehemals SC Traktor Schwerin und Weltmeister 1987 sowie Olympia-Zweiter 1988 im Zehnkampf, gewann als Anschieber des Czudaj-Bobs 1995 bzw. des Hoppe-Bobs 1996 jeweils WM-Bronze und auf dem Vierer-Bob von Dirk Wiese die Vize-Weltmeisterschaft 1997 !

Ein weiterer früherer Leichtathlet aus M-V sorgte vor 14 Jahren für viel wintersportlichen Wirbel: Ulf Hielscher, am 30.11.1967 geboren und für den SC Neubrandenburg über die 110 Meter-Hürden mit passablen regionalen Erfolgen startend, wechselte zu den Bobfahrern.

Als Anschieber gewann er im Hoppe-Bob bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer die Bronzemedaille; 1995 wurde er gar Weltmeister !

Mal sehen, ob die deutschen Bobsportler – ähnlich wie die Rennrodler – mit der internationalen Konkurrenz in Altenberg „Schlitten fahren“.

Vom 15. bis 17.Februar werden die WM-Konkurrenzen im Zweier (Frauen/Männer) und vom 23. bis 24.Februar die Entscheidungen im Vierer ausgetragen.

Sandra KiriasisDie deutschen Top-Bobsportler Andre Lange, Thomas Florschütz oder Sandra Kiriasis sind bestimmt „heiß“ auf weitere Titel …

Dazwischen, vom 18. bis 23.Februar, finden ebenfalls die WM im Skeleton in Altenberg statt !

Marko Michels

Aufnahmen (2): DOG / Autogrammfoto S.K.

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