Gerd Schneider: Ein Mann der 1000 Ideen im Land der 1000 Seen

NDR-Landesfunkhausdirektor mit Medien- Ehrenpreis des Oberbürgermeisters geehrt

Laudatio und viel Applaus zur Eröffnung des 17. Filmkunstfestes M-V im Kino „Capitol“

Bekam den ersten Medien-Ehrenpreis des Schweriner Oberbürgermeisters: NDR-Landesfunkhausdirektor Gerd SchneiderNoch bevor der erste Kinostreifen auf der Leinwand flimmerte gab es bei der 17. Auflage des Filmkunstfestes Mecklenburg-Vorpommern eine Preisverleihung: „Mit NDR-Landesfunkhausdirektor Gerd Schneider ehren wir einen Journalisten, der sich in vielfältiger und sehr engagierter Weise um unser Bundesland, die Medienlandschaft, die Kultur und insbesondere das Schweriner Filmkunstfest verdient gemacht hat“, sagte Norbert Claussen am heutigen Abend (1. Mai 2007) im Festivalkino “Capitol”. Der Schweriner Oberbürgermeister hat den neuen Medien-Ehrenpreis gestiftet, der künftig jährlich vergeben wird.
OB Claussen: „Wir wollen damit die sechs Schweriner Filmtage im Mai noch attraktiver machen. Zugleich soll deutlich werden, dass das Filmkunstfest prominente Freunde und Förderer in der Stadt, im Land und darüber hinaus hat.“ Die Laudatio auf den Preisträger hielt – auf Bitte des Oberbürgermeisters – der Intendant der Festspiele M-V, Dr. Sebastian Nordmann. Den Ehrenpreis, eine wertvoll gestaltete Kleinplastik aus Ebenholz, Silber und Schiefer, hat die Schweriner Künstlerin Helga Villanyi entworfen und gefertigt.

Aus der Laudatio für Gerd Schneider; gehalten von Dr. Sebastian Nordmann, Intendant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern:

Es ist kein Wunder, dass Gerd Schneider einen Preis am 1. Mai, dem Tag der Arbeit erhält. Gerd Schneider wird heute der Medienpreis des Oberbürgermeisters von Schwerin für seine Verdienste um den Film-, Fernsehen- und Medienbereich verliehen. Er verdient diesen Preis aber auch für sein verantwortungsbewusstes und engagiertes Wirken für das Land Mecklenburg-Vorpommern.

Als Gerd Schneider, 1944 in Warburg/Westfalen geboren, kurz nach der Wiedervereinigung zum kommissarischen Direktor und ein Jahr später zum Direktor des Landesfunkhauses Mecklenburg-Vorpommern ernannt wurde, muss ihm bewusst gewesen sein, dass es bei dieser Stelle nicht nur um die Entwicklung der Medienlandschaft ging, sondern um die Mitentwicklung eines ganzen Bundeslandes. Im Jahr 2002 schreibt Gerd Schneider in der Festschrift „10 Jahre NDR in MV“: „Ich habe meine Aufgabe immer als Chance begriffen, im Rahmen des Möglichen etwas Neues zu machen. Die vorhandenen Regelwerke West und die vorhandenen Realitäten Ost bis an ihre Grenzen auszutasten.“

Besonders seine Tätigkeit als Nahost-Korrespondent, zunächst von 1971 bis 1978 in Kairo und von 1978 bis 1982 in Beirut, hat ihn auf politisch brisante Konstellationen vorbereitet. Dort legte er auch die Grundlage für die klassischen journalistischen Tugenden: eine objektive Berichterstattung, die kein Blatt vor den Mund nimmt.

1982 erhält Gerd Schneider die Chance, als Hörfunkleiter den Aufbau des Landesprogramms „Welle Nord“ in Kiel zu prägen. Kurz darauf wird er zum stellvertretenden Direktor des Landesfunkhauses Schleswig-Holstein ernannt.

Seine Leitbegriffe sind dabei Transparenz, Offenheit und Kommunikation. Diese Devisen spiegeln sich auch sichtbar im Neubau des NDR-Funkhauses wider, das er ab 1992 als Landesfunkhausdirektor Mecklenburg-Vorpommerns mitgestaltet. Auch in dieser leitenden Funktion ist und bleibt er Journalist – ständig mit dem Finger in der Wunde und auf die Übel und Gefahren aufmerksam machend – ein echter Kassandrarufer. Dabei verharrt er aber nicht nur in der Berichterstattung, sondern bietet auch visionäre Lösungskonzepte an.

Er kümmert sich um viele Details, bleibt auch als Landesfunkhausdirektor nicht nur an der Oberfläche. Er spricht die Probleme „auf Augenhöhe“ mit den jeweiligen Gesprächspartnern an und versucht höchstpersönlich Hilfestellungen zu geben. Sein oftmals durch die Funkhausgänge schallender Ausruf „Ja bin ich denn hier der
Hausmeister?“ darf dabei nicht verwundern, Gerd Schneiders Tür steht halt immer offen und er ist für alle ansprechbar.

Seine Aufgabe als Landesfunkhausdirektor hat er als „geliehene Macht“ bezeichnet. Diese Macht hat Gerd Schneider aber stets verantwortungsbewusst gebraucht. Doch mit Macht und Geld allein kommt man nicht unbedingt ans Ziel. Es braucht auch Menschen, die machen; einen, der andere Zupacker zu Verbündeten macht, verschiedene Charaktere an einen Tisch bringt, immer wieder fordert und fördert und auch schwierige Themen anpackt, einen, der nicht aufgibt. Gerd Schneider ist so einer!

Wenn man seine vielen Aufsichtsratsämter und ehrenamtlichen Engagements betrachtet, so fällt einem vor allem die Förderung und Profilierung der Kulturlandschaft ins Auge. Berufliches und persönliches Engagement brauchte er dabei nicht zu trennen.

Gerd Schneider selbst hat einmal in einem Interview gesagt: „Kultur ist einer der wichtigsten Bodenschätze des Landes, aber er wird von der Politik nicht so wahrgenommen. Diese Substanz zur positiven Imagebildung liegt noch weitgehend brach. Das Land, aus dem ein Uwe Johnson kommt, ein Fritz Reuter, ein Caspar David Friedrich – es zeigt seine kulturellen Bodenschätze nicht genug. Kurzum: MV hat viel Kultur, macht aber zu wenig daraus. Mit Wellness, Ostsee und schöner Landschaft wird das Tourismusland MV aber auf Dauer nicht seine Unverwechselbarkeit herausstellen können. Doch genau auf diese Einzigartigkeit kommt es Besuchern an.“

Gerd Schneider sah Mecklenburg-Vorpommern von Beginn an als Kulturland, das es zu entdecken und zu entwickeln galt. Bürgerstolz und Verantwortung waren ihm dabei wichtig als Basis einer demokratischen Gesellschaft. Dabei ist ihm das flächendeckende Kulturangebot ebenso wichtig wie die Förderung von qualitativen Leuchttürmen.
Der überwältigende Erfolg des Projekts „Wege zur Backsteingotik“ hat nur einen Vater und der heißt Gerd Schneider. Er initiierte, inspirierte und injizierte mit einer punktuellen finanziellen Förderung dieses Projekt und führte es zur deutschlandweiten Anerkennung. Die großen Besucherzahlen als auch die hohe mediale Beachtung bestätigten seine Vision.
Ebenso erfolgreich führte er die jeweiligen Partnerfestivals der Arbeitsgruppe „Musikland“ an einen Tisch. Auch hier kann Gerd Schneider von sich behaupten, die beiden großen Landesfestivals in einen stetigen Austausch und letztendlich unter ein Dach geführt zu haben.

Heute sitzen wir zur Eröffnung des 17. Filmkunstfests zusammen – wer die Diskussionen der letzten Jahre in der Filmlandschaft MV mitbekommen hat, der weiß, dass ohne den geschickten Mediator Gerd Schneider die Entwicklung des Filmkunstfestes nicht so positiv verlaufen wäre. Seit 2001 präsentiert sich der NDR auf dem Filmkunstfest mit einer eigenen Filmreihe – dem NDR-Special. In diesem Rahmen wurden bisher 38 neueste Fernsehfilme aus Hamburg und Schwerin als Preview dem Publikum zur Diskussion vorgestellt. Darüber hinaus ist es gelungen, Produktionen des NDR für den Spielfilmwettbewerb zu nominieren. Gerd Schneider ist für die beiden Festivalleiter zu einem wichtigen Partner geworden; der NDR zu einem wesentlichen Programmteil, zum Medienpartner und zum Förderer des Festivals. Diese Kontinuität hat sich ausgewirkt. Durch eine gezielte Förderung und durch eine professionelle Begleitung des NDR ist es dem Filmkunstfest MV gelungen sich neu aufzustellen und als Leuchtturm über die Landesgrenzen zu wirken.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich komme zum Ende: 16 Jahre Landesfunkhausdirektor in Mecklenburg-Vorpommern: 16 Jahre, in denen Gerd Schneider vor allem eins geschafft hat: Verantwortung zu übernehmen, Kräfte zu bündeln und Projekte zu initiieren. Ob Weltkulturerbestädte, Theaterkonzept, Wallenstein oder Peenemünde – ohne Gerd Schneider wären diese Themen nicht so weit gediehen.

Liebe Medienvertreter,
ich weiß dass Journalisten immer auf dem Sprung sind, um die neuesten Nachrichten gleich an die Redaktion weit erzugeben, deswegen möchte ich Ihnen mit dem Ende meiner Laudatio auch gleich die Headline mitliefern:
„Gerd Schneider: Ein Mann der 1.000 Ideen im Land der 1.000 Seen.“
Foto: FilmLand M-V

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