Günstige Winde für Mecklenburger Segler

Gespräch mit Wolfgang Remer, Präsident des LSB, zum Segelsport in M-V …

Die erfolgreichsten Segler des Landes, ihre Trainer sowie Vereins-Vorsitzenden hatten heute einen großen Tag:

Aus Anlaß der Sportlerehrung des Segler-Verbandes M-V kamen sie im Schweriner Yachtclub zusammen, um die 25 Medaillen des Verbandes bei internationalen und nationalen Titelkämpfen in der vergangenen Saison zu würdigen.

Unter ihnen waren ebenfalls die Mitglieder des „Glashäger Olympia Teams“, die einen großen Anteil an dieser Bilanz haben.

Bodo Bartmann, Präsident des Seglerverbandes M-V, zeigte sich über die Leistungen der Segler aus unserem Bundesland 2007 daher mehr als zufrieden.
So mischen diese international ganz oben mit, meinte Bartmann.

Zugleich wies er darauf hin, dass M-V bundesweit das einzige Land sei, in dem die Sportförderung gesetzlich, mit konkreten Summen untersetzt, geregelt sei.

Segeln auf dem PfaffenteichBartmann führte aus, dass erst im Dezember 2007 das Sportfördergesetz in M-V durch den Landtag für die nächsten 5 Jahre verlängert worden sei. 8,2 Millionen Euro sowie weitere 2,0 Millionen Euro stelle das Land jährlich für den Sport und für die Verbesserung der Sportinfrastruktur bereit, so Bartmann.

25 Einzelleistungen wurden während der Ehrung gewürdigt, darunter Malte Winkel (14 Jahre) als deutscher Jüngstenmeister im Optimist sowie Andre Budzien als Master-Weltmeister im FD.

Wolfgang Remer, Präsident des Landessportbundes M-V, der Vize-Präsident des deutschen Seglerverbandes, Emil Steinke, sowie 60 Sportler, Trainer und Vertreter der Vereine waren der Ehrung zugegen.

Interview mit Wolfgang Remer, Präsident des Landessportbundes M-V

Wolfgang RemerFrage: Herr Remer, die Segler besitzen in M-V starken Rückenwind. Mehr als 7200 Mitglieder zählt der Seglerverband M-V. Sie selbst haben ja den Schweriner See fast „vor der Haustür“.

Selbst schon die eigenen segelsportlichen Fähigkeiten erprobt ?

Wolfgang Remer: Erprobt schon, aber olympiareif noch nicht ! Jedes Jahr segele ich gemeinsam mit dem früheren Schulleiter der Sportschule Yachthafen Warnemünde und Finn Dinghi-Weltmeister von 1965, Jürgen Mier, auf der Ostsee.

Mitunter nehmen wir den einen oder anderen Landespolitiker mit auf den Törn, denn bei hohen Wellen und günstigen Winden verlaufen oftmals gerade die Gespräche über die Zukunft und Förderung des Sportes im Mecklenburg und in Vorpommern konstruktiver.

Frage: Im letzten Jahr haben die Segler aus unserem Bundesland bei nationalen und internationalen Meisterschaften: 25 Medaillen erkämpften sie.

Als Wahl-Wismarer möchte ich dabei insbesondere den Junioren-Weltmeistertitel von Jan Kurfeld im Finn-Dinghi erwähnen. Segeln und M-V schon allein wegen Ostsee und Seenplatte „automatisch“ eine Erfolgsgeschichte ?

Wolfgang Remer: Das zahlreich vorhandene „maritime Element“ ist nur eine Voraussetzung für erfolgreichen Segelsport.

In den letzten Jahren wurden dabei zahlreiche neue Wasserwanderplätze, Yachthäfen und Marinas geschaffen. Entscheidend ist aber, dass es genügend talentierte Kinder sowie Jugendliche gibt, die bereit sind, sich mit Engagement und Hingabe dem Segelsport zu widmen.

Nicht zu vergessen: Segeln ist eine sehr kostenintensive Sportart. Gutes Material, die Boote sind sehr teuer. Und oftmals benötigen die Sportler nach einem oder nach zwei Jahren neue Boote.

Da der Staat nur begrenzt Fördermittel zur Verfügung stellt, bemühen sich die Segelvereine um Sponsoren und Mäzene. Es ist daher immer wieder lobenswert und spricht für die Nachwuchsarbeit in den Vereinen, wenn eine Seglerin oder ein Segler aus M-V in die Weltspitze vordringt.

Frage: Zuletzt sorgte Alexander Schlonski aus Rostock mit seinem sechsten Platz bei der Laser-WM für segelsportliche Furore.

Wird der junge Ausnahme-Segler seine sportliche Chance in Peking noch erhalten ? Wie ist dazu Ihre Meinung ?

Wolfgang Remer: Zunächst einmal: Alexander Schlonski zeigte bei den Laser-WM eine herausragende Leistung.

Ob er aber tatsächlich vor Qingdao, dem olympischen Segelrevier 2008, dabei sein wird, bleibt abzuwarten. Seine Chancen stehen 50:50. Es ist nun einmal so, der Leistungsnachweis für Olympia 2008 muß zweimal erbracht werden. Leider schaffte es Alexander nur einmal …

Natürlich ist er ein Ausnahme-Segler und seine aktuelle Leistung spricht für ihn, zumal er in der Vergangenheit auch bei anderen Regatten seine Klasse bewies.

Es wäre für ihn, aber auch für den Segelsport in M-V sehr bedauerlich, wenn er bei Olympia nicht dabei wäre. Damit wäre dann gleichzeitig keine Seglerin und kein Segler aus M-V vor Qingdao vertreten …

Der deutsche Segelverband hat aber eine Ausnahmeregelung für Alexander beantragt. Die endgültige Entscheidung steht also noch aus.

Frage: Olympische Segelwettkämpfe einmal vor Rostock-Warnemünde – das wäre doch mehr als ein schöner Traum …

Hat eine deutsche Stadt in naher Zukunft – aus Ihrer persönlichen Sicht – ernsthafte Aussichten für die Austragung Olympischer Spiele ?

Wolfgang Remer: Ja, Olympische Sommerspiele in der Heimat – das hat seinen Reiz. Nach Ansicht des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) sind die Aussichten für eine erfolgreiche Bewerbung einer deutschen Stadt für Olympische Sommerspiele jedoch negativ.

2012 finden zudem Olympische Spiele in Europa, in London statt. Und auch Städte anderer Kontinente haben großes Interesse die Spiele auszurichten.

Deshalb wurde auf dem Sporttag des DOSB in Hamburg im Dezember 2007 die Bewerbung Münchens für die Olympischen Winterspiele unterstützt. Bei Winter-Olympia sind die Chancen auf eine Zuschlag bedeutend größer.

Frage: Mecklenburger und Vorpommern feierten bei Olympischen Spielen in der Vergangenheit eine ganze Reihe bedeutender Erfolge …

Unvergessen sind die „medaillenträchtigen Drachen“ 1964 (Silber: Peter Ahrendt/Wilfred Lorenz/Ulrich Mense), 1968 (Bronze: Paul Borowski/Karl-Heinz Thun/Konrad Weichert) und 1972 (Silber: Paul Borowski/Karl-Heinz Thun/Konrad Weichert).

Auch Paul Borowskis Sohn, Jörn, kam zusammen mit Egbert Swensson vor Tallinn 1980 in der 470er Klasse zu silbernen Olympia-Ehren. Ein weiterer Rostocker, Dieter Below, gewann 1976 olympisches Silber in der Soling-Klasse vor Kingston.

So eine solche Erfolgstradition müßte doch einen Start von Alexander Schlonski bei Olympia 2008 „pushen“ – oder ?!

Wolfgang Remer: Ja, unsere erfolgreiche segelsportliche Vergangenheit mit den vielen Medaillen bei Olympia, WM oder EM macht stolz und ist beeindruckend.

Aber eine erfolgreiche sportliche Vergangenheit entscheidet nicht. Die Auswahl-Kriterien sind eindeutig und man muß auch deutlich sagen „knallhart“.

Die Vergangenheit, die Tradition spielt dabei keine Rolle, es geht eben um die Gegenwart, um Olympia 2008. Ich hoffe mit Alexander Schlonski und glaube, dass er in Zukunft noch viele Erfolge feiern wird.

Letzte Frage: Nach Lage der Dinge werden aus M-V eine ganze Reihe von Sportlerinnen und Sportler starten können.

Insbesondere in der Leichtathletik, im Rudern, im Kanu-Rennsport, im Schwimmen und im Radsport gibt es einige Medaillen-Aspiranten. Hat der LSB hinsichtlich der Medaillen-Anzahl eine „Planvorgabe“ ?

Wolfgang Remer: Die Zeiten der „Erbsenzählerei“ sind vorbei. 10 bis 15 Athletinnen und Athleten aus M-V haben gute Chancen, bei den Spielen in Peking dabei zu sein.

Das ist eine beträchtliche Anzahl und beweist, dass der Leistungssport in M-V erfolgreiche Standorte hat. Ob es nun drei oder vier Medaillen geben wird, man wird es sehen.

Vielleicht gibt es  noch die eine oder andere positive Überraschung, denn Olympia hat bekanntlich seine eigenen Gesetze.  

Marko Michels

„Segelsportliche Rückblende 2007“ – zwei Erfolgsbeispiele …

Junger Wismarer und reiferer Schweriner stärkste Finn-Segler …

Bei der Junioren-Weltmeisterschaft im olympischen Finn-Dinghy vom 18. bis 26. August 2007 in Moskau erkämpfte Jan Kurfeld (Yachtclub Wismar) überraschend den Sieg über weitere 49 Teilnehmer aus 18 Nationen.

Er verwies Petr Kula (Polen) und Sergej Kommissarow (Russland) auf die anderen Medaillenplätze. Damit gehört der Hanseate zu den größten deutschen Finn-Hoffnungen der nächsten Jahre bei WM oder Olympia.

Zuvor, im Juni 2007, hatte bereits Andre Budzien (Schweriner Yachtclub) den Titel bei den Masters-WM vor dem spanischen Los Alcazares gewonnen.
Im Starterfeld von 133 Seglern aus 19 Ländern war er der eindeutig beste Teilnehmer.

Er sei überglücklich und freue sich sehr, dasss es ihm nun endlich gelang, einen Sieg einzufahren, so der Schweriner nach dem Wettkampf.
Seit 1952 ist die Bootsklasse “Finn Dinghi” im olympischen Programm. Der erste Olympiasieger war der Däne Paul Elvström, der auch bei Olympia 1956 und 1960 gewann. Aus deutscher Sicht waren bei Olympia Willi Kuhweide (Gold 1964) und Jochen Schümann (Gold 1976) am erfolgreichsten.

Die erste WM im Finn Dinghi fand hingegen erst 1956 statt. Es gewann der Belgier Andre Nelis. Deutsche Weltmeister waren u.a. 1957 Jürgen Vogler, 1963/66/67 Wili Kuhweide, 1965 Jürgen Mier, 1981 Wolfgang Gerz oder 1988 Thomas Schmid.

Der erste US-amerikanische Weltmeister im FD wurde 1978 John Bertrand. Letzter Olympiasieger 2004 war der Brite Ben Ainslie.

Marko Michels

Fotos: M.M. (2), Archiv (1)

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