Im Blick: Landtagswahlen 2008 in Hessen und Niedersachsen

In M-V SPD seit 1990 mit längster Regierungserfahrung … 

Den Hessen und Niedersachsen steht am Sonntag bevor, was M-V bereits 2006 mehr bzw. minder erfolgreich hinter sich gebracht hat – die Wahl eines neuen Landes-Parlamentes.

Und glaubt man den Umfragen, was man spätestens seit den „abenteuerlichen Prognosen“ für die Bundestagswahl 2005 nicht tun sollte, so wird es nur in Hessen so richtig spannend.

Dem seit April 1999 regierenden hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch, ein Meister des polarisierendes Wahlkampfes und zuletzt Mit-Initiator einer umstrittenen Kampagne zur Verschärfung des Jugendstrafrechtes, droht der Verlust seines Amtes an Herausforderin Andrea Ypsilanti von der SPD.

Ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Gunst der Wählerinnen und Wähler wird in Hessen prognostiziert.
Favorisiert wird bei der hessischen SPD ein rot-grünes Bündnis; auch gegenüber einer Ampel aus SPD, Grünen und F.D.P. ist die SPD-Spitzenkandidatin nicht abgeneigt.
F.D.P.-Generalsekretär Dirk Niebel schloss indessen diese Option aus.

Da hegt die SPD-Spitzenkandidatin, die beeindruckende Sympathiewerte von der hessischen Bevölkerung erhält, allerdings Zweifel. In einem Fernseh-Interview meinte Andrea Ypsilanti:

„Ich gehe davon aus, wenn es eine Machtoption für eine kleine Partei gibt, dass sie sich dann flexibel zeigt.“
 
Die LINKE steht wahrscheinlich ebenfalls vor dem Einzug ins hessische Landes-Parlament und möchte am liebsten in die Regierung – nach dem „Farbenspiel“ rot-grün-dunkelrot.

Eine Zusammenarbeit mit der LINKEN schloss Andrea Ypsilanti bisher allerdings kategorisch aus. So wird sich die LINKE höchstwahrscheinlich – falls überhaupt die 5 Prozent-Hürde gemeistert wird – mit den Oppositionsbänken begnügen müssen.

In Niedersachsen dürfte – bei prognostizierten leichten Einbußen – die CDU/F.D.P.-Koalition unter dem im Lande sehr beliebten Christian Wulff im Amt bleiben.

SPD-Spitzenkandidat Wolfgang Jüttner versuchte bislang vergeblich den Amtsinhaber aus der „Reserve“ zu locken – und so bleibt, getreu einer mecklenburgischen Devise, in Hannover wohl „alles beim alten“.

– Hessen und Niedersachsen sind eigentlich Stammländer der SPD. In Niedersachsen stellten die Sozialdemokraten seit 1946 rund 39 Jahre den Ministerpräsidenten, die CDU hingegen hatte nur 18 Jahre das Amt des Ministerpräsidenten inne.

In Hessen hatte seit 1946 bis 1987 der Ministerpräsident stets das SPD-Parteibuch. Erst Walter Wallmann konnte 1987 – nach dem vorzeitigen Ende der ersten rot-grünen Koaltion (1985-1987 unter Holger Börner) – zumindest zeitweise Hessen für die CDU erobern. Allerdings nur für eine Legislaturperiode, dann triumphierte Hans Eichel wieder für die SPD.
Und 1999 kam der „Mann mit dem Gespür für Kampagnen“, Roland Koch/CDU, an die Macht – bis zum heutigen Tag.

Die SPD mit Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti „brennt“ nun darauf, das zu ändern, auch wenn es zuletzt verbale „Querschüsse“ aus den eigenen Reihen durch Ex-Super-Minister Wolfgang Clement gab (In einer Partei gilt anscheinend der Komparativ: „Feind-Todfeind-Parteifreund“ !).

Am Ende entscheiden aber die Wählerinnen und Wähler – „unbeeindruckt“ (?) von Prognosen, Kampagnen, Wahlempfehlungen oder Umfragen.

Übrigens: Seit 1990, seit den ersten freien, demokratischen Wahlen in M-V nach 57 Jahren, ist die SPD mit bald 14 Regierungsjahren, die am längsten in entscheidender politischer Verantwortung stehende Landespartei in M-V – zunächst in einer „Großen Koaltion“ unter Ministerpräsident Dr.Berndt Seite/CDU, dann in einer rot-roten Landesregierung von 1998 bis 2006 unter Ministerpräsident Dr.Harald Ringstorff, der seit 2006 auch an der Spitze der SPD/CDU-Regierung steht.

> Die Ministerpräsidenten in Hessen und Niedersachsen seit 1946 …

Walter WallmannHessen: 1946-1950: Christian Stock (SPD) / 1950-1969: Georg August Zinn (SPD) / 1969-1976: Albert Osswald (SPD) / 1976-1987: Holger Börner (SPD) / 1987-1991: Walter Wallmann (CDU) / 1991-1999: Hans Eichel (SPD) / seit April 1999: Roland Koch (CDU)

Hinrich Wilhelm KopfNiedersachsen: 1946–1955: Hinrich Wilhelm Kopf (SPD) / 1955–1959: Heinrich Hellwege (DP) / 1959–1961: Hinrich Wilhelm Kopf (SPD) / 1961–1970: Georg Diederichs (SPD) / 1970–1976: Alfred Kubel (SPD) / 1976–1990: Ernst Albrecht (CDU) / 1990–1998: Gerhard Schröder (SPD) / 1998–1999: Gerhard Glogowski (SPD) / 1999–2003: Sigmar Gabriel (SPD) / 2003 ff.: Christian Wulff (CDU)

Marko Michels

> Wahlsendungen bei ARD/ZDF am Sonntag (27.1.08): ab 17.30 Uhr. mm

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