Interview mit der Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider

Die Sozialdemokratin ist Schirmherrin des Jugendfestivals „Wismar 09“ …

JFVom 17. bis 19. Juli findet im Bürgerpark der Hansestadt Wismar das Jugendfestival „Wismar 09“, ein Event von Jugendlichen für Jugendliche, statt.

Alle die Spass an guter Musik, Tanz, Sport und vielem mehr haben, sind nach Angaben der Organisatoren dazu herzlich eingeladen und können sogar Eltern, Großeltern oder Geschwister mitbringen. Von Schwerin nach Wismar ist es ohnehin nur ein „Katzensprung“ …

NBJFIm Rahmen des „Jade“-Projektes steht das Wochenende unter dem Motto „Jugend, Arbeit, Demokratie und Freizeit“.

Die Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider hat die Schirmherrschaft für dieses in Wismar bisher einzigartige Projekt übernommen. Der offizielle Startschuss erfolgte bereits auf der diesjährigen Hanseschau.

Schwerin-News stellte Landtagspräsidentin Sylvia Bretschneider Fragen zum Jugendfestival, zu radikalen Entwicklungen im Land und zu historischen Jubiläen

„Mecklenburg-Vorpommern ist ein Land für jung UND alt !“

> Frage: Ein Jugendfestival im „Senioren-Land M-V“ zu eröffnen: Was bedeutet Ihnen die Schirmherrschaft über „Wismar 09“, an dem Jugendliche aus allen Teilen Deutschlands und darüber hinaus teilnehmen ?

SBretschneider– Sylvia Bretschneider: Ich möchte Ihnen zunächst widersprechen. Für mich ist Mecklenburg-Vorpommern kein Seniorenland. An vielen Stellen des Landes und auf allen politischen Ebenen wird sich darum bemüht, Mecklenburg-Vorpommern familienfreundlicher zu gestalten – zu einem Land für jung UND alt. Nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung. Dieses ist eine Entwicklung, die man in ganz Deutschland kennt.

SBDie Schirmherrschaft über „Wismar 09“ habe ich sehr gern übernommen. Einerseits weil ich es für ein Klasse-Event und ein neues Angebot für junge Leute halte. Außerdem halte das Festival für eine wunderbare Ergänzung der landesweiten Initiative „WIR. Erfolg braucht Vielfalt“, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzt.

> Frage: Das Thema Rechtsradikalismus in M-V ist nicht erst seit dem Einzug der NPD ein Thema im Land. Das Theaterstück „Der Kick“, das vom Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin auf dem Jugendfestival „Wismar 09“ präsentiert, wird setzt sich mit dieser Problematik auseinander. Warum finden Radikale – aus Ihrer Sicht – gerade in M-V fruchtbaren Nährboden für ihre Parolen?

– Sylvia Bretschneider: Vorwegschicken möchte ich, dass es Rechtsradikalismus nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern und Deutschland gibt. Radikale Erscheinungen und auch Wahlerfolge treten vor allem dort auf, wo sich aus verschiedenen Gründen Frust und Enttäuschung breit machen.

Rechtsextreme Wahlerfolge sollten deshalb immer Anlass sein, sich Regionen genauer anzuschauen und sich noch besser mit den Problemen der Menschen vertraut zu machen. Ich bin der festen Überzeugung, dass nicht alle Wähler rechtsextremer Parteien – wie der NPD – rechtsradikal sind. Mir kommt es darauf an, demokratische Prozesse zu befördern und möglichst viele Menschen darin einzubeziehen.

SBJFPolitik und ihre Ergebnisse können immer nur so gut sein, wie die Leute, die daran mitwirken. Je mehr normale Menschen Politik machen, desto mehr tut Politik für normale Menschen.

> Frage: Am 20. Juli jährt sich das Attentat auf Adolf Hitler zum 65. Mal. Was verbinden Sie mit dieser Tat ?

– Sylvia Bretschneider: Anschläge auf Leib und Leben verurteile ich. In der damaligen historischen Situation schien dies jedoch die einzige Möglichkeit zu sein, weiteres millionenfaches Leid zu verhindern. So weit zu gehen, ein Attentat zu verüben, zeigt meiner Meinung nach, wie unerträglich die damalige Situation von Regimegegnern empfunden wurde und in welcher Lage sie sich damals befunden haben.

> Frage: Ein anderes Jubiläum ist der 20. Jahrestag des friedlichen Überwindens von  Mauer und Stacheldraht innerhalb Deutschlands. Erinnern Sie sich noch, wo und wie Sie die Mauer-Öffnung 1989 erlebten ?

– Sylvia Bretschneider: Am Abend der Maueröffnung saßen mein Mann und ich mit Freunden zusammen und haben die Nachricht im Radio gehört. Am nächsten Tag sind wir nach Berlin gefahren, um uns selbst ein Bild zu machen. Mit einem etwas mulmigen Gefühl haben wir Westberlin besucht und sind danach nach Neubrandenburg zurückgekehrt.

JFJF> Frage: Sie sind seit 2002 Landtagspräsidentin, sind Lehrerin für Deutsch/Englisch. Wünschen Sie sich – vor dem Hintergrund des Jugendfestivals „Wismar 09“ – manchmal Ihre Zeit als Lehrerin zurück ?

– Sylvia Bretschneider: Ich habe meinen Beruf sehr gern ausgeübt. Bin aber mittlerweile – dazu stehe ich – mit Leib und Seele Politikerin. Doch gelingt es mir, immer wieder Bezüge zu meinem ursprünglichen Beruf herzustellen. Mir ist es ein wichtiges Anliegen, als Landtagspräsidentin und Abgeordnete den Kontakt zu jungen Leuten zu halten und mich mit ihnen zu politischen Fragen auszutauschen.

JFJFJugend im Landtag, Gesprächsrunden mit Schulklassen oder auch das Ravensbrück-Projekt des Parlamentes (Schulklassen besuchen die Gedenkstätte Ravensbrück) mögen Beispiel hierfür sein.

> Frage: Haben Sie trotz Bundestagswahlkampf auch eine kleine Sommer-Pause oder geht es nonstop vom Wismarer Jugendfestival zurück ins Schweriner Schloss?

– Sylvia Bretschneider: Seitdem ich zur Landtagspräsidentin gewählt wurde, bin ich natürlich dem Amt verpflichtet. Allerdings braucht auch eine Präsidentin gelegentlich Urlaub.

Die Fragen stellte: Marko Michels.

Fotos: Impressionen vom Eröffnungstag des Jugendfestivals „Wismar 09“. (M.M. / 10) / LT-Pressestelle (1)

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