Interview mit der Ruderin Nicole Zimmermann

Die Rostocker Ruderin Nicole Zimmermann wurde bei den Ruder-WM 2007 in München Vize-Weltmeisterin und ist eine „heiße“ Medaillen-Kandidatin aus M-V für Olympia 2008 ..

Das Zuschauerinteresse bei den FISA Ruder-Weltmeisterschaften 2007 in München/Oberschleißheim hat die Erwartungen des Organisationskomitees mehr als erfüllt: 51000 Zuschauer verfolgten die Rennen auf der Olympia-Regattastrecke von 1972.

LogoZählt man die Menschen dazu, die am Samstag vor einer Woche bei freiem Eintritt die Eröffnungsfeier miterlebt hatten, so kommt man auf die stolze Zahl von insgesamt 62000 Zuschauern in der WM-Woche.

Allein am Schlusstag vor 10 Tagen sahen 15000 Zuschauer die spannenden Rennen um Gold, Silber und Bronze.

Die 10000 Plätze fassende Tribüne war restlos ausverkauft, 5000 weitere Zuschauer tummelten sich auf der Picknick-Wiese auf dem gegenüberliegenden Teil der Regattastrecke.

Alle Ruderer wurden bei ihren Finalläufen lautstark angefeuert, zahlreiche Fahnen sorgten für ein buntes Bild auf der Tribüne – wenn natürlich auch Schwarz-Rot-Gold, die Farben des Gastgeberlandes, dominierten.

Direkt nach der Siegerehrung der Männer-Achter verwandelte sich die Jubelstimmung in Wehmut: FISA-Präsident Denis Oswald erklärte acht Tage nach der rauschenden Eröffnungszeremonie die Titelkämpfe für beendet.

Die WM 2007 werde in die Geschichte der FISA eingehen, versicherte er: „Wir haben eine phantastische WM erlebt, nie war die Unterstützung für unsere Athleten besser. Das OK hat eine tolle Leistung geliefert.“

Oswald überreichte als Dank Ehrenmedaillen an die Cheforganisatoren und schloss auch die 350 freiwilligen Helfer ausdrücklich in sein Dankeschön mit ein.

Bernd Schuhmacher, Präsident des Münchner Organisationskomitees, gab die FISA-Flagge, die er im vergangenen Jahr bei der WM in Eton erhalten hatte, zurück an Oswald.
Der FISA-Präsident erwies gleich zwei Städten die Referenz, denn im kommenden Jahr stehen für die Ruderer gleich zwei Höhepunkte an: Die WM in Linz/Ottensheim und die Olympischen Sommerspiele in Peking.

Gastgeber Deutschland wurde hinter Großbritannien die zweitbeste Nation der Ruder-WM 2007. Ansonsten waren Amerikaner, Neuseeländer,Polen und Italiener auf der Ruderstrecke von München-Oberschleißheim sehr erfolgreich.

Für Deutschland holte im Handicap-Vierer u.a. Marcus Kemp aus Ribnitz WM-Gold. Die gebürtigen Schweriner Ruderer Philipp Naruhn und Robert Sens gewannen Bronze.
Die Rostocker Teilnehmer Matthias Flach (Vierer mit) und Marie-Louise Dräger (leichter Doppelzweier) erkämpften ebenfalls Bronze. Peter Thiede, 1968 in Ueckermünde geboren, wurde mit dem Deutschland-Achter-Zweiter.

Nicole Zimmermann 2.v.r.
Nicole Zimmermann 2.v.r. – Foto: DRV

Für die Rostocker Doppel-Starterin Nicole Zimmermann gab es im „Zweier“ Silber und im „Achter“ Rang fünf. Mit der Weltmeisterin in der „Königsdisziplin“ von 2003 unterhielt sich Schwerin-News.

Steckbrief: Nicole Zimmermann
Geburtsdatum: 11.05.1980
Geburtsort: Rostock
Wohnort: Dortmund
Verein: Rostocker Ruderclub von 1885
Bundestrainer: Ralf Holtmeyer
Beruf: Hotelfachfrau; z.Zt. Sportfördergruppe der Bundeswehr, Abiturientin
Sprachkenntnisse:Deutsch, Englisch, Französisch
Hobbies: Tanzen, Freunde, Musik, Rudern

„Auf dem richtigen Weg nach Olympia 2008 !“

1. Die Ruder-WM 2007 in München sind schon wieder Geschichte. Der DRV blieb – bis auf den Handicap-Vierer – ohne Titel. Die USA, Australien, Großbritannien, Polen, Italien, Kanada oder Neuseeland scheinen der deutschen Ruder-Flotte zu enteilen. Muss man sich – allgemein betrachtet -Sorgen um den deutschen Rudersport machen ?

Nicole Zimmermann: Nein, das denke ich nicht. Vielleicht sollten wir nur unsere Einstellung ändern und auch positiv zur Kenntnis nehmen, dass auch woanders hervorragender Rudersport betrieben wird. Sport heißt eben Sieg oder Niederlage – und leider ist es im Rudersport wie im normalen Leben: Nicht immer bekommt man den Sieg !
Und bitte nicht vergessen: Der Deutsche Ruderverband hat sich im Teilnehmerfeld von 56 Nationen Rang zwei der Länderwertung gesichert. Natürlich darf man auch nicht übersehen, dass andere Länder rudersportlich enorm aufgeholt haben. Die Trainingsbedingungen in einigen Ländern, z.B. in Amerika, sind mittlerweile besser als in Deutschland.

2. Sie selbst erlebten „Licht“ und „Schatten“ bei der WM. Im Zweier gab es mit Elke Hipler Silber, im Achter gab es „nur“ Platz 5 – obwohl Gold und eine Medaille nur knapp verfehlt wurden. Wie lautet Ihr persönliches Resümee für München ?

Nicole Zimmermann: Die Ruder-WM 2007 war ein phantastisches Erlebnis. Das Publikum war ganz einfach toll und die Stimmung kaum zu toppen. In München-Oberschleißheim wurde Rudersport zelebriert, gefeiert ! Natürlich habe ich selbst auch an sportlicher Erfahrung weiter gewonnen, was mit Blickrichtung Olympia 2008 sehr hilfreich sein wird. Jedenfalls kann ich sagen, dass wir auf dem richtigen Weg nach „Olympia 2008“ sind !

3. In Peking sind in einem Jahr – um diese Zeit – die Olympia-Medaillen bereits vergeben. Wie soll bei den Olympischen Spielen in Peking Ihre Bilanz möglichst lauten ?

Nicole Zimmermann: Für mich ist der Gewinn einer olympischen Medaille ein Traum, den ich unbedingt realisieren möchte. Und diesen Traum will ich mir in Peking erfüllen.

4. In diesem Jahr begehen Sie faktisch ein „Erfolgsjubiläum“. Sie erkämpften 1997 den Junioren-Weltmeistertitel im Achter, ihr Durchbruch international; sechs Jahre später wurden Sie sogar Achter-Weltmeisterin. Bei Olympia 2004 gab es dann einen fünften Rang. Was fasziniert Sie am Rudersport ? Gibt es für Sie aber auch ein Leben „neben der Ruderstrecke“ ?

Nicole Zimmermann: Rudern ist die Summe aus Kampf,Dynamik und Präzision. Das Zusammenspiel im Team, die Rudertechnik – alles muß stimmen. Alles Dinge, die mich faszinieren und herausfordern.
Ansonsten: Ich lebe mit meinem Freund glücklich zusammen, mache zur Zeit mein Abitur an der Abendschule nach und treffe mich so oft es geht mit Freunden. Rudern ist meine Leidenschaft, aber ich bin auch für andere „Seiten“ des Lebens sehr interessiert und aufgeschlossen !

5. Ihr Verein ist der Rostocker Ruderclub von 1885. Wie oft sind Sie in der „Heimat“ ? Verfolgen Sie auch ein wenig die Spiele von Hansa Rostock ?

Nicole Zimmermann: Naja, ich bin meist nur drei Tage in der Woche „zu Hause“, dann muß ich wieder zum Leistungszentrum nach Dortmund. Ich bin zwar nicht der große Fußball-Fan, aber ich freue mich schon, dass Hansa Rostock wieder in der ersten Liga ist und hoffentlich bleiben wird.

Olympische und meisterliche Streiflichter zum Rudersport in M-V – eine Auswahl

> Bei der Ruder-WM 1970 gibt es für Reinhard Gust (Rostock/Schwerin) und Eckhard Martens (Bützow) WM-Gold im Achter.

> Sabine Brincker (Schwerin) gewinnt 1974 ebenfalls WM-Achter-Gold.

> Der Rostocker Siegfried Brietzke holt als fünfter Ruderer der Welt dreimal Olympia-Gold (von 1972 bis 1980).

> Achter-Gold bei Olympia 1976 erkämpfen die Rostocker Karl-Heinz Danilowski, Ulrich Karnatz, Werner Klatt, Hans-Joachim Lück und Karl-Heinz Prudöhl.

> Ulrich Karnatz errudert auch in Moskau 1980 Achter-Gold – mit im Boot: Ulrich Kons (Greifswald).

> Olympia-Ruder-Gold gibt es für M-V ebenfalls 1980 durch Dreifke/Kröppelin (Doppelzweier), 1976 durch Michael Wolfgramm (Schwerin/Doppelvierer), 1976 durch Monika Kallies (Stralsund) im Achter, 1988 durch Kathrin Haacker (Wismar) im Achter und Silvia Rose (Barth) im Vierer mit.

> „Goldige Ruder-Damen“ waren zudem Petra Wach-Boesler (jetzt Schwerin) – WM-1. 1975/77, Sybille Schmidt (Schwerin) – WM-1. 1989-91/Olympiasiegerin 1992 oder Doreen Schnell (Schwerin) – WM-1. 1994.

> Auch im neuen Jahrtausend folgen weitere M-V-Ruder-Erfolge: U.a. wird Nicole Zimmermann aus Rostock 2003 Achter-Weltmeisterin !

M. Michels

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