Interview mit Landesbischof Dr.Andreas von Maltzahn

Traum von der Nordkirche – „Alptraum“ oder Chance …

Der Weg der drei evangelischen Landeskirchen in Norddeutschland zu einer gemeinsamen „Nordkirche“ verlief eigentlich bisher positiv.

Die Kirchenleitungen der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Mecklenburgs, der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Kirche und der Pommerschen Evangelischen Kirche unterzeichneten am 5.Februar im Ratzeburger Dom den Fusionsvertrag. Nun soll dieser Vertrag den Synoden der drei Landeskirchen, die Ende März zeitgleich tagen, zur Ratifizierung vorgelegt werden.

Schwerin ist als Sitz des künftigen Landesbischofs vorgesehen – in Lübeck regt sich aber Widerstand dagegen …
Für Außenstehende wirkt die Diskussion über die künftigen Strukturen der neuen Nordkirche etwas provinziell bzw. eher wie eine belanglose Beschäftigung einiger führender Kirchenvertreter mit sich selbst.
Die Kirche als Selbstzweck, gar zur Bestätigung des Egos einiger Kirchenpolitiker ?

Schwerin-News fragte bei Landesbischof Dr. Andreas von Maltzahn nach …

„Die Kirche Jesu Christi wird auch im Falle eines Scheiterns der Fusion nicht untergehen …“

Nachgefragt – bei Landesbischof Dr. Andreas v. Maltzahn

Frage: Alles war bislang „bestens“ gelaufen : Die geplante Nordkirche schien 2012 Realität zu werden, mit Schwerin als Sitz des Landesbischofs.
Aber: Die Diskussionen wurden am Wochenende mit „ambivalenter Sympathie zueinander“ geführt.

Besonders in Lübeck regt sich Widerstand. Unterstützung erhält die Marzipanstadt von prominenter Seite, vom früheren Ministerpräsidenten in Schleswig-Holstein, Björn Engholm.

Ursprünglich war ja vorgesehen, Landesbischof und Landeskirchenamt in Lübeck anzusiedeln …  Der Traum von der Nordkirche nun ein Alptraum – oder doch eine Chance ? Hat man vergessen, die Lübecker bei den Fusionsverhandlungen „mitzunehmen“ ?

AvMLandesbischof Dr.Andreas von Maltzahn: Der Schmerz der Lübecker ist menschlich verständlich. Aber das Begehren, auf den Bau des neuen Kirchenamtes in Lübeck zu verzichten, kam vor allem aus Nordelbien selbst. Dazu ist es ein wichtiges gesellschaftliches Signal, bei Ost-West-Fusionen endlich auch einmal eine wichtige Einrichtung im Osten anzusiedeln.

Frage: Wie beurteilen Sie die Chancen, dass die Synoden Mecklenburgs, Pommerns und Nordelbiens dem Fusionsvertrag tatsächlich zustimmen ?
Muß man den Lübeckern noch „etwas“ bieten ?

Landesbischof Dr.Andreas von Maltzahn: Es gibt Überlegungen, den Sitz der neuen Landessynode in Lübeck anzusiedeln. Ich glaube jedoch, dass in allen drei Synoden letztlich nicht Standortfragen den Ausschlag geben werden, sondern die Frage entscheidend ist, inwiefern uns die gemeinsame Kirche in Norddeutschland hilft, den Menschen das Evangelium von Jesus Christus in Wort und Tat nahe zu bringen.

Frage:: Was würde ein Scheitern der Fusionsverhandlungen aus Ihrer Sicht bedeuten ? Und umgekehrt: Worin liegen die Vorteile einer „Nordkirche“ ?

Landesbischof Dr.Andreas von Maltzahn: Die Kirche Jesu Christi wird auch im Falle eines Scheitern der Fusion nicht untergehen. Die Bildung einer gemeinsamen Evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland wird uns jedoch stärken: Die vorhandenen Stellen der Mitarbeitenden werden länger Bestand haben.

Das bedeutet: Wir müssen uns nicht aus der Fläche zurückziehen, sondern können den Menschen nahe bleiben. Starke Dienste und Werke werden wichtige Anstöße für das Gemeindeleben geben – so wie beispielsweise das Gottesdienstinstitut mit seinen Projekten Impulse für die Beteiligung von Gemeindegliedern an der Gestaltung von Gottesdiensten setzt.

Die mecklenburgische Synode wird ab 2012 voraussichtlich darüber entscheiden können, ob zusätzliche finanzielle Mittel für eine bessere Ausstattung der Kirchgemeinden oder neue Projektstellen eingesetzt werden sollen. Durch das Zentrum für die Arbeit mit Konfessionslosen erwarte ich mir auch wichtige Impulse, die uns helfen können, eine noch immer mancherorts anzutreffende Binnenorientierung und Selbstgenügsamkeit zu überwinden.

Die Fragen stellte: Marko Michels.

F.: Kirche M-V.

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