Interview mit Reingard Hagemann

Die junge Schwerinerin ist „Miss Schwerin“, Bowling-Landesmeisterin, Moderatorin und ambitionierte Pädagogik-Studentin …

Reingard (23 Jahre) über den Erfolg bei den Bowling-Landesmeisterschaften, ihr Studium in Greifswald und ihre Gefühle nach dem Amoklauf von Winnenden …

„Mit Kindern arbeiten und ihnen Wissen vermitteln …“

> Frage: Reingard, Du wurdest kürzlich Landesmeisterin im Bowling. Erst einmal: Herzlichen Glückwunsch dazu ! Wie verlief der Wettkampf aus Deiner Sicht ? Hattest Du den Erfolg (heimlich) erwartet ?

RH– Reingard Hagemann: Vielen Dank für die Glückwünsche! 🙂 Also mit dem Erfolg habe ich definitiv nicht gerechnet! Die ganze Saison über habe ich zwar nicht schlecht gebowlt, aber es gab zwei bis drei Juniorinnen, die momentan eigentlich stärker einzuschätzen waren!

Aufgrund meines Studiums in Greifswald komme ich Moment leider eher selten dazu, zu trainieren. Deshalb freut es mich natürlich umso mehr. Ich habe sowohl im Vorkampf als auch im Finale die meisten Pins gespielt und konnte sogar meinen eigenen Rekord auf 268 Pins verbessern! Ich denke, es war für dieses Jahr ein etwas überraschender, aber verdienter Titel!

> Frage: Du spielst im Team des Schweriner Bowling-Clubs. Ihr kämpft gerade um den Aufstieg ? Wie sind da Eure Ambitionen ?

– Reingard Hagemann: Wir wollen natürlich unbedingt endlich aufsteigen – ganz klar!! Unsere Aufstiegsspiele in die Landesoberliga finden am 16. und 17. Mai statt und bis dahin werden wir noch eine ganze Menge trainieren, damit wir in diesem Jahr nicht wieder – wie im letzten – mit knappen drei Pins den Aufstieg verpassen!

> Frage: Bei Bowling denkt man zwangsläufig an den Film „The Big Lebowski“ mit den drei Bowling-Freaks um den „Dude“ (alias Jeff Bridges). Verläuft Dein Bowling-Training ähnlich wie beim „Dude“ zwischen „Likören“ und Bowlingbahn. Wie sieht Dein Training aus ?

Bowling– Reingard Hagemann: Es gab mal eine Zeit, da stand ich vier- bis fünfmal in der Woche auf der Bowlingbahn und habe trainiert…den richtigen Anlauf, das richtige Pendel, die richtige Handhaltung, den richtigen Abwurf… Das war noch zu Jugendzeiten und von diesen intensiven Trainingseinheiten kann ich auch heute noch zehren!

In Greifswald habe ich keine Möglichkeit, wirklich Bowling zu trainieren, deshalb arbeite ich beim Fitnesstraining an meiner Ausdauer und meinen Kraftreserven, denn auch darauf kommt es beim Bowling an! Zusammen mit der Technik, die ich mir damals angeeignet habe, erbowle ich mir die eine oder andere hohe Pinzahl!

Für die meisten Leute ist Bowling nur Spaß und reine Freizeitbeschäftigung, aber wenn man es wirklich als Sport betreibt, ist es nicht nur körperlich anstrengend, sondern fordert auch den Kopf, denn mit Mathematik kann man sich immer wieder die richtigen Zielpunkte ausrechnen 🙂

> Frage: Bowling war 1988 in Seoul olympische Demonstrationssportart. Wie bist Du eigentlich zum Bowling gekommen. Seit wann bist Du aktive Bowlerin ?

– Reingard Hagemann: Bei mir war das ganz leicht, denn meinen Eltern gehört das Bowlingcenter „Bowl In“ hier in Schwerin am Ostdorfer See. Als sie es 1997 eröffnet haben, war ich als damals noch Elfjährige völlig begeistert und habe zu der Zeit schon ein Spiel nach dem anderen gemacht!

Seit 2001 spiele ich aktiv im Verein und habe auch schon mehrmals an Deutschen Meisterschaften teilgenommen…Nicht so erfolgreich wie bei Landesmeisterschaften, aber es waren immer tolle sportliche und auch menschliche Erfahrungen!

> Frage: Was sind Deine weiteren sportlichen Ziele 2009. Bist Du auch in anderen Sportarten aktiv ? Startest Du ebenfalls beim Fünf-Seen-Lauf oder beim Schloss-Triathlon ?

– Reingard Hagemann: Ganz wichtig ist natürlich der Aufstieg meiner Mannschaft!! Der ist ganz fest eingeplant – auf jeden Fall als Ziel gesetzt!

Ende April geht es vorher noch mit meiner Vereinskollegin nach Augsburg zu den Deutschen Meisterschaften der Junioren! Es ist mein letztes Jahr als Juniorin und da möchte ich mich natürlich noch einmal so gut es geht präsentieren 😉

DBIm Sommer sind dann wieder diverse Drachenbootrennen! Das „Bowl In“ hat sein eigenes Drachenbootteam; das „Bowl In-Team“. Als Tochter ist es natürlich meine Pflicht, mitzupaddeln …  Abgesehen von der körperlichen Anstrengung ist es echt ein toller Mannschaftssport und die Drachenbootfestivals in Schwerin machen es einem leicht, sich immer wieder gerne ins Boot zu setzen! Wirkliche Ziele haben dafür nicht; mal schauen wie es läuft.

> Frage: Im März hattest Du ja noch einen Auftritt als „Funkenmariechen“.. Bist Du ein Fan von „roten Nasen“ und „Büttenreden“ ?

RH– Reingard Hagemann: Teils, teils… Ich finde den Karneval, wie wir ihn hier in und um Schwerin feiern, recht angenehm! In den richtigen Karnevalshochburgen wie Köln oder Mainz wäre es mir zu viel und zu übertrieben Ich selbst bin Mitglied in einem eher kleinen Faschingsclub und das reicht mir völlig!! Ich mag auch eher die Tänze und Märsche sehen, als die Büttenreden zu hören!

> Ganz andere Thematik: Du studierst Englisch und Deutsch auf Gymnasiallehramt an der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald. Nun gab es in Winnenden den Amoklauf eines 17jährigen: Fünfzehn Schüler, Schülerinnen, Lehrerinnen und Passanten starben. Wie sind Deine Gedanken, Gefühle vor dem Hintergrund dieser blutigen, mörderischen Tat in einer Schule ? Kann man da noch ambitionierte, angehende Pädagogin bleiben?

Uni Greifswald– Reingard Hagemann: Ich war geschockt, als ich in den Nachrichten davon hörte!!! Ich empfinde sehr viel Mitgefühl für alle Betroffenen! So eine Tat ist einfach unfassbar und man kann auch keine Worte dafür finden! Mich, als angehende Pädagogin, kann so ein grauenvolles Ereignis zwar vielleicht auch einmal treffen, aber mein Abschluss ist einfach noch viel zu weit weg, um mich berufsorientierend oder gar  „umdenkend“ damit zu beschäftigen! Im Gegenteil: Vielleicht kann man ja als Lehrerin irgendwann so einen Einfluss und guten Draht zu den Schülern haben, dass so etwas verhindert wird und solche Gedanken gar nicht erst entstehen!

> Frage: Ein Thema sind zur Zeit auch die Arbeitsbedingungen von Lehrerinnen und Lehrern in Deutschland, speziell in Mecklenburg-Vorpommern. Arbeitszeiten, Entlohnung, Arbeitsmöglichkeiten, Ausstattungen der Schulen, Lehrbedingungen, nicht alles, aber doch einiges, ist suboptimal.

Aus Deiner Sicht: Lehrerin in Deutschland, in M-V – ein Traumberuf oder ein Alptraumberuf ? Kannst Du Dir – nach Ende des Studiums – vorstellen, in „Meck-Pomm“ zu bleiben ?

– Reingard Hagemann: Auf jeden Fall kann ich mir das vorstellen! Meine ganze Familie lebt hier, mein Freund baut sich hier ein Geschäft auf und Mecklenburg-Vorpommern bzw. gerade auch Schwerin sind wunderschön!!!!

SchulzeitNatürlich müssen die Bedingungen stimmen und auch wichtig: Es muss freie Referendariatsposten geben! Lehrer sind wichtig und so sollte man sie auch behandeln! Gute Arbeitsbedingungen sind in jedem Beruf das A und O und gerade an der Bildung und Erziehung der Kinder sollte man doch eigentlich nicht sparen!

Ich persönlich muss sagen, dass ich als Schülerin an einem sehr gut ausgestatteten Gymnasium war und mich deshalb nicht beklagen kann! Meine Ausbildung in Meck-Pomm war also alles andere als suboptimal. Und zum „Lehrersein“…

Es wird darauf ankommen, was man daraus macht! Es kann ohne Zweifel ein echter Albtraumjob werden, wenn man die falsche Einstellung hat, denke ich!

Als Lehrer ist nicht alles schön, und man hat auch nicht ständig Schulferien oder wird sofort nach Abschluss verbeamtet – was aber sicherlich einiges leichter machen würde … Denn wenn man sich von „Anfang an“ darauf eingestellt hat und damit umzugehen weiß, dann kann man sich darauf konzentrieren, was man eigentlich gern hat an diesem Job: Nämlich mit Kindern zu arbeiten und ihnen Wissen zu vermitteln!

Die Fragen stellte: M.Michels.

F.:  1./4. – Reingard Hagemann aus Schwerin (R.H./privat). / 2. – Bowling auch für Reingard eine Erfolgssportart (Archiv). / 3. – Drachenbootrennen auf dem Pfaffenteich in Schwerin  sind im Sommer der sportliche Hit ! (mm) / 5. – Hauptgebäude der Ernst-Moritz-Arndt-Universität zu Greifswald. Im WS 2008/09 studierten hier fast 12000 Studentinnen und Studenten. Reingard gehört dazu. (Infos: www.uni-greifswald.de) / 6. Schule – für Reingard mit positiven Erinnerungen verbunden. Bestimmt wird sie eine gute Pädagogin … (SN-News)

Nach oben scrollen