Keine Relationen ?!

Diskussionen um einen Stasi-IM

MauerfallDer Fall Schattschneider in Schwerin und kein Ende. Jeder Akt der hilflosen Verteidigung scheint gerade recht.
Jetzt wird sogar über „öffentlichen Rufmord“ schwadroniert. Rufmord gegenüber einem Stasi-IM ?! Wer denkt an die unzähligen Rufmorde, die Inoffizielle Mitarbeiter der Staatssicherheit vor 1990 begingen. Wer denkt an die noch schlimmeren Taten von Stasi-IM vor der Wende ?!
Ja, 20 Jahre nach dem Mauerfall sollen auch die vielen Angestellten und Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit in die Gesellschaft integriert werden. Aber keine Angst, dass sind sie längst. Im Gegensatz zu ihren Opfern, deren Leben und Lebensweg sie oftmals zerstörten, haben sie schnell – dank ihrer „Connections“ – Fuß im wieder vereinten Deutschland gefasst.

Besitzen gut dotierte Jobs in der freien Wirtschaft oder im öffentlichen Dienst. Während Bürgerrechtler und deren Kinder, andere Oppositionelle, Nicht-Angepasste keinen Studienplatz aus politischen Gründen erhielten, wurden die Protagonisten der DDR-Diktatur und auch die Mitarbeiter der Stasi sogar in Vor-Wende-Zeiten zu Auslandsstudien delegiert. Nicht nur die Protagonisten und Stasis, aber diese exorbitant. Sie erhielten beste Weiterbildungs- und Aufstiegschancen.

Heute befinden sie sich in einer komfortablen Situation.
Während die Widerständler, Nicht-Angepassten und Freiheitsliebenden aus DDR-Zeiten oftmals nicht nur mit einem zerstörten Lebensweg , sondern sogar mit einer zerstörten Gesundheit zu kämpfen haben, kämpfen die DDR-Protagonisten bei bester Förderung westdeutscher Mäzene um lukrative Karrieren. Sie erhielten eine zweite Chance, die man vielen DDR-Oppositionellen und Nicht-Angepassten vorenthielt.

Diejenigen, die sich auch heute gegen die Täter von einst einsetzen, gelten als Querulanten, Störenfriede und „Psychos“. Ja, Stasi-IM sind kompetent und leisten gute Arbeit. Das glaubt jeder. Sie haben es gelernt, Untertan zu sein, zu katzbuckeln, zu lobhudeln. Da freut sich der westdeutsche Chef gleich doppelt so viel. Meistens Leute, die aus West-Germanien kamen, dort nicht an die Fresstöpfe der Macht gelangten und hier die „Sonnenkönige“ spielen.

Während diese nun gemeinsam mit den neuen Freunden aus dem Osten die Demokratie aufbauen, dürfen die meisten der einstigen Bürgerrechtler, der Nicht-Angepassten eine Statisten-Rolle einnehmen. Wer aufmuckt, muß damit rechnen, wieder keinen Fuß auf den Boden zu bekommen. Man braucht allerdings keine Staatssicherheit mehr. Wie meinte Dr.Hannibal Lecter in „Hannibal“ zur FBI-Agentin Clarice Starling, als diese Probleme mit ihren Vorgesetzten hatte: „Die meisten sagen nicht, was sie über einen denken. Sie sorgen nur dafür, dass man im Leben nicht fortkommt.“

Einige schaffen es eben und andere eben nicht. So ist das im Leben. Tja, ja. Bereits in der Bibel steht: „Wer sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden.“. Hoffentlich.
Glücklicherweise sind Wahlen. Es wird erst einmal zum Kommunal- und europäischen Parlament abgestimmt. Es geht darum, wer die Interessen für Deutschland in Europa am besten vertritt. Wer die Probleme der jeweiligen Stadt und Region am besten anpacken kann. Es geht aber auch darum, wer geistig, charakterlich und persönlich am besten geeignet ist, diese Interessen zu vertreten. Dazu gehört auch die jeweilige Bewertung der zweiten deutschen Diktatur auf deutschem Boden. Will man vergeben, vergessen oder klittern ?

Einige werden dazu jetzt nur selbstgefällig grinsen. Doch wie heißt es schon bei Bert Brecht in „Lob der Dialektik“: „So, wie es ist, bleibt es nicht. Wenn die Herrschenden gesprochen haben. Werden die Beherrschten sprechen. Wer wagt zu sagen: niemals? An wem liegt es, wenn die Unterdrückung bleibt? An uns.  An wem liegt es, wenn sie zerbrochen wird? Ebenfalls an uns. Wer niedergeschlagen wird, der erhebe sich! Wer verloren ist, kämpfe! Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein? Denn die Besiegten von heute sind die Sieger von morgen Und aus Niemals wird: Heute noch!“ Worte, die auch Willy Brandt gern zitierte. Der Kanzler, der auch sagte: „Antifaschismus und Antikommunismus schließen einander nicht aus, sondern ein !“
Die Geschichtsverdränger sind wieder unterwegs und fühlen sich allmächtig. Aber schon in der Bibel steht: „Die Ersten werden die Letzten sein.“
Vielleicht sind diejenigen, die sich oben fühlen, im Grunde schon ganz unten – und haben es nur nicht gemerkt.

Am Sonntag sind Wahlen. Die Entscheidung sollte nach vielen Kriterien getroffen werden. Jeder Aspekt zählt. Wer jetzt nicht wählen geht, soll sich jedoch nicht darüber beschweren, dass wieder die „Falschen oben sind“. Wenn die Diskussion um die DDR-Vergangenheit der letzten Tage etwas Gutes hatte, dann die Tatsache, dass viele „Wahlmüde“ wieder hellwach sind. Sie wissen nun, wer auf ihrer Seite ist und wer nicht. Und dabei geht es auch um die DDR-Vergangenheit, die schon wieder Gegenwart ist.

Dr.Marko Michels

F.: Der Fall der Berliner Mauer 1989 war eine Zäsur – die Euphorie war schnell verflogen. Der „dritte Weg“ kein Thema. mm

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