Mit akrobatischem Einsatz zu großen Erfolgen

Athleten der TSG Wismar blicken auf ein gelungenes 2007 zurück …

 

Die Akrobatik gilt als eine der ältesten Disziplinen der Gymnastik, die mit der Wiederentdeckung der Varietès zu neuer Popularität gefunden hat.

Mut, Ausdauer, Kraft und eine perfekte Körperbeherrschung sind hier gefordert, um die anspruchsvollen Küren auf dem Boden und in der Luft auszuführen.

Akrobatik, auch im Programm der World GamesDer Mix aus turnerischer Leistung und spektakulärer Akrobatik hat einen hohen Unterhaltungswert und ist ein „echter Zuschauer-Magnet“.

China und Russland dominieren die vorderen Plätze in vielen Disziplinen, allerdings kommt in den letzten Jahren sehr ernst zu nehmende Konkurrenz insbesondere aus Westeuropa hinzu.

Übrigens: Im alten Griechenland war die Sportakrobatik bereits als olympische Disziplin vertreten. Als Artistik aus dem sportlichen Bereich lange Zeit in Zirkus und Varietè abgedrängt, hat sie vor knapp 100 Jahren eine „Wieder-Entdeckung“ erlebt.

Hochklassige Wettbewerbe bei WM und Kontinentalmeisterschaften könnten eine Rückkehr der Akrobaten ins olympische Programm Realität werden lassen.

Bei den „World Games“ 2005 in Duisburg, den Weltspielen in den nichtolympischen Sportarten, gehörte die Akrobatik zum Wettkampf-Programm und hatte ein reges Zuschauer-Interesse.

Russland mit 4 x Gold und 1 x Silber, die Ukraine mit jeweils 1x Gold, Silber bzw. Bronze, Grossbritannien mit 2 x Silber bzw. 1 x Bronze, Weissrussland sowie Belgien mit jeweils 1 x Silber und Kasachstan sowie Portugal mit jeweils 1 x Bronze waren bei den „World Games`05“ die erfolgreichsten Akrobatik-Nationen.
 
Beeindruckend aber, dass die Akrobatinnen und Akrobaten aus Schwerin und Wismar seit Jahren zu den Besten in Deutschland gehören.

Interview mit Holger Röpke, Trainer in der Akrobatik-Abteilung der TSG Wismar

Frage: Sie sind seit fast einem halben Jahrhundert Trainer bei den Akrobaten der TSG Wismar. Welches sind für Sie persönlich die herausragenden Erfolge des letzten Jahres ? Welche Talente sind gegenwärtig in den Reihen der Abteilung Akrobatik ?

Trainer Holger RöpkeHolger Röpke: Die Abteilung Akrobatik der TSG Wismar kann auf eine langjährige, stolze Tradition zurückblicken. Seit 1948 gibt es die Wismarer Akrobatinnen und Akrobaten.

Damit sind wir die „dienstälteste“ Abteilung in dieser Sportart in M-V. Ich persönlich bin seit 1952 Mitglied bei den TSG-Akrobaten und habe bereits 1960 zusammen mit anderen Sportfreunden deren Leitung übernommen.

Für mich ist es nicht nur eine sehr alte, sondern zugleich auch eine der anspruchsvollsten Sportarten. Sehr zufrieden sind wir in Wismar auch über den regen Zuspruch. So zählt die Akrobatik-Abteilung zur Zeit 50 Mitglieder im Alter von 6 bis 21 Jahren.

Bei uns in Wismar wird die Akrobatik nicht nur erfolgreich trainiert, hier wird sie aktiv gelebt.

Beeindruckend waren dabei unter anderem die Leistungen von Albert Befus/Hannes Schenk in den Jahren 2006 und 2007.

Bei den deutschen Nachwuchs-Meisterschaften 2006 konnte das Team M-V, mit dem Damen-Paar vom VfL Schwerin, dem gemischten Paar, dem männlichen Paar und der Dreier-Gruppe aus Wismar, erstmals in der Geschichte Gold erkämpfen.

In der Einzelwertung, bei den Paaen männlich mit Befus/Schenk und  bei den gemischten Paaren mit Schenk / Dührkop gingen die Sieg nach Mecklenburg, nach Wismar. Mit dreimal Gold und jeweils noch Bronze für das Damenpaar und die Dreiergruppe wurden wir „Nordostlichter“ sogar die erfolgreichsten Teilnehmer !

Das Duo Befus/Schenk beim TrainingIhre Erfolgssträhne behielt unser Duo Befus/Schenk auch 2007. Sie wechselten ja vom Nachwuchs- in den Leistungsbereich und wussten auch dort zu überzeugen. Bei den Deutschen Juniorenmeisterschaften gab es in den Übungen „Balance“ sowie „Tempo“ Platz 2 und 3. Und ebenfalls im Mehrkampf belegten sie einen fantastischen Bronze-Rang.

Im Seniorenbereich, salopp gesagt in der Meisterklasse, waren sie bei den deutschen Meisterschaften zudem ganz vorn dabei. Mit schwierigen, anspruchsvollen Übungen erkämpften sie dreimal Bronze.

Ausserdem konnte zuvor im Herbst 2007 das Wismarer Duo noch den Sieg beim Waffenschmied-Pokal in Suhl feiern.

Sogar Bundestrainer Vitscho Kolew zeigte sich von den Zwei beeindruckt und berief sie in den Kaderkreis der Nationalmannschaft 2008. Um den Nachwuchs ist es in Wismar ausserdem bestens bestellt.

Bei den diesjährigen Nachwuchsmeisterschaften holte das Team M-V mit einer stark verjüngten Mannschaft, deren Paare und Gruppen 2x aus Wismar , 1x aus Schwerin, 1x aus Grevesmühlen und Selmsdorf stammen, Bronze – mit überragenden Leistungen.

Mit Michelle Dunkel und Eduard Befus, Alberts Bruder, sind zwei ambitionierte Talente in der TSG-Akrobatik-Riege.

Frage: Die Turner und Akrobaten der TSG Wismar erzielen regional und national stets grosse Erfolge. Vivien Mitschke, die Wismarer Turnerin, gewann bei der jährlichen Sportler-Umfrage sogar Platz zwei. Ist Akrobatik bzw. Turnen in der Hansestadt trendy ?

TSG-Turnerinnen WismarHolger Röpke: Zwar konzentriere ich mich natürlich auf meine Akrobaten, dass aber mit Vivien Mitschke eine Turnerin auf Platz zwei der diesjährigen Sportler-Umfrage gewählt wurde, ist ein schöner Erfolg für das Wismarer Turnen.

Unser Akrobatik-Duo Befus/Schenk hatte 2006 ja den Pokal für den Nachwuchs bei der Wismarer Sportlerwahl gewonnen. Insofern ist es ein Beweis, wie gross der Stellenwert des Turnens und der Akrobatik in der Hansestadt sind.

Die Trainingsbedingungen könnten zweifellos noch etwas besser sein, aber die vorhandene Übungsstätte auf der Bühne der Sporthalle war allerdings bislang sehr zweckmässig.

Mit dem Duo Befus/Schenk trainiere ich zusätzlich regelmässig gemeinsam mit den Schweriner Akrobaten in der VfL-Sporthalle in Schwerin.
 
Ich hoffe jedoch, dass sich die Trainingsverhältnisse in Wismar in der Zukunft noch verbessern werden.

Frage: Die Akrobatik gehört zum Programm der World Games, den Weltspielen in den nichtolympischen Sportarten. Führend waren lange Jahre die Athleten des Ostblocks. Wie schätzen Sie das internationale Kräfteverhältnis in der Akrobatik ein ?

Holger Röpke: Die osteuropäischen Länder und auch China haben ihre erdrückende Dominanz mittlerweile verloren, wenn sie auch weiterhin die Weltklasse mitbestimmen.

Aufgeholt haben insbesondere die westeuropäischen Länder. Sehr stark sind in den letzten Jahren die englischen und belgischen Athleten geworden. Auch die Amerikaner haben enorm aufgeholt.

Die Akrobatik fristete ja in der früheren DDR ein „Schattendasein“, da nur die medaillenträchtigen, olympischen Sportarten gefördert wurden. Ich erinnere mich noch gut an die WM 1974 in Moskau.

Viele Akrobatik-Talente hat Wismar !Wir DDR-Akrobaten hofften, na nach Moskau, zum „grossen Bruder“, werden uns die DDR-Sportfunktionäre doch lassen. Aber „Pustekuchen“, man blieb „starrsinnig“ und wir mussten die WM in der Zeitung verfolgen. Das war bitter, denn das Leistungsvermögen hierzulande war schon erstklassig.

Frage: Das Jahr 2007 nähert sich seinem Ende. Was waren für Sie persönlich und sportlich die Highlights ?

Holger Röpke: Für mich war und ist es wichtig, den Akrobatinnen und Akrobaten weiterhin eine gute Heimstätte und möglichst beste Trainingsbedingungen zu bieten.

Ohne einige Mäzene oder ohne die Eltern der aktiven Athleten, welche unsere Sportler auch zu Wettkämpfen fahren, wäre die Wismarer Akrobatik auf diesem hohen Niveau gar nicht möglich.

Erfahrene Trainer-Hilfe für die Jung-TalenteUnd es ist jedesmal ein unbeschreibliches Gefühl, wenn es gelingt akrobatische Talente an die regionale, nationale oder eventuell sogar einmal internationale Spitzenklasse zu begleiten.

Das ist auch das Ziel für 2008 !

Marko Michels

Trainingsfotos 6 (Michels)

Agentur 1
 

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