Bildhauerwerkstatt im Schulhof
Mit Knirschen schält der Meißel einen Span aus dem Baumstamm. Der Tisch auf dem Hof der Montessori-Schule des Diakoniewerks Neues Ufer liegt von Bildhauerwerkzeug angefüllt – Klüpfel, Meißel, Hämmer. Zusammen mit Bildhauer Tom Mitzlaff arbeiten Montessori-Schüler seit Oktober 2007 in einem Kreativprojekt mit verschiedenen Werkstoffen. Zur Zeit entstehen hier Skulpturen aus Holz für Hof und Garten der Schule.
Immer freitags arbeiten Tom Mitzlaff und seine zwölf Schützlinge Figuren aus Holz oder Stein. Im Keller der Schule finden sie dafür komplett ausgestattete Werkräume, doch wann immer es das Wetter zulässt, arbeiten sie unter freiem Himmel. „Die Kinder lernen altes Handwerk kennen, lernen kenne, wie es ist, mit Material aus der Natur zu arbeiten – das schult das Gefühl für Material und das räumliche Sehen“, erklärt Tom Mitzlaff. Der 48-jährige gelernte Zimmerermeister, Bildhauer und Steinmetz hat dieses Projekt zwei Jahre lang entwickelt. Aber bereits seit 1980 ist Mitzlaff mit seiner Kunst in Jugendprojekten präsent, hat in Hamburg mit Sraßenkindern ebenso gearbeitet, wie mit Kindern mit Behinderung. „Mir macht vor allem das Gestalten von Figuren Spaß“, sagt der 11-jährige Johann Schley. Sein Baumstamm ist bereits komplett von Rinde befreit und steht mit Holzlatten stabilisiert senkrecht im Hof. Der Stein, dem er in den Wochen zuvor eine Form gegeben hat, hat seinen Platz im Foyer der Schule gefunden. Unterstützt wird das Projekt vom Programm „Schule Plus“. Schule Plus fördert von Schülern, Lehrern oder Schulträgern initiierte Vorhaben, die den Schülern bei der späteren Berufsfindung helfen und ihnen Experten zur Seite geben, von denen sie lernen können – Experten wie Tom Mitzlaff.
Johann Schley arbeitet noch immer an seiner Skulptur. Das Werkzeug beherrscht er bereits gut, Tom Mitzlaff ist in der Nähe und gibt ein paar Tipps. Einige Freitage wird es noch dauern, bis Johann Schleys Arbeit ihren Platz auf dem Schulhof findet. Kann er sich das als Beruf vorstellen? Johann Schley sagt „Ja“ und schaut wie ein Elfjähriger der weiß, dass bis zu dieser Entscheidung noch viel Zeit vergehen wird.
Thomas Naedler
