Offenes Schloss, offene Gärten und offene Regierung in Schwerin

Viel Sport, Kultur, Historie und Tanz in und um M-V`s Landesmetropole

SchlossDas war ein Wochenende, das es in sich hatte, gerade in M-V. Aber nicht nur dort.
Da gab es einen Wahlparteitag der SPD in Berlin, mit einer „Ruck-Zuck-Rede“ von Kanzlerkandidat Steinmeier, und was titelte am heutigen Montag die Zeitung mit den vier Buchstaben: „Schweinegrippe – immer mehr Deutsche infiziert !“.

Eigentlich hatten die Sozis doch darauf gehofft, dass nach missglückten Europa- und Kommunalwahlen die Deutschen vom sozialdemokratischen Glückseligkeitsvirus infiziert werden – und dann so etwas.

SchlossDabei hatte sich Frank-Walter Steinmeier so viel Mühe gegeben. „Kostprobe“: „Der Großherzog jubelt, die Obrigkeit tanzt, die BUGA-Blumen blühen, dazu die Sonne lacht – das alles hat die SPD gemacht !“.

Apropos Tanzen: Die Wichtigsten der Wichtigen, die Größten der Großen, die Schönsten der Schönen – all diese konnte man beim Schlossfest Schwerin, Hafenfest Wismar und beim Landespresseball in Rostock bewundern.

Dort, beim Landespresseball, stand inmitten von 1100 tanzenden, solventen sowie kreditwürdigen Gästen, die ohne Rettungsschirme der Bundesregierung kamen, Dänemark im Vordergrund. Smorrebrod statt Matjes-Brötchen. Warum gerade Dänemark ?! Tja, wenn man von eigenen Fehlern und Problemen ablenken will, dann zeigt man eben mit dem erhobenen Zeigefinger gern auf andere. Abwechselnd in Richtung Italien, Russland, Iran, Großbritannien, Schweiz, Nordkorea oder Amerika. Es ist bekanntlich etwas faul – im „Staate Dänemark“. Arme Dänen. Noch ärmere Mecklenburger und Vorpommern, denn hier stinkt der Fisch auch vom Kopfe oder vom Schwanze her … Ganz nach Betrachtungsweise.

Jedenfalls hieß es in Rostock – trotz Werften, Scandlines, Karstadt/Arcandor, gebeutelten Mittelstand – „lasst die Krise Krise sein und am besten zu Hause“. Frau/man klopfte sich auf die Schultern und Schenkel. Und verzehrte schmackhaft selbige dazu.
Jedem das „Seine“ und mir das „Meiste“ …

DNWie schön, dass es noch Selbstlose gibt.
Beim Schlossfest durfte der Adel antreten und mittendrin, statt nur dabei, war auch Schwerins Dezernent für „Allesmögliche“, Dieter Niesen. Wer jetzt „Gesundheit!“ sagt, kennt sichallerdings in der Schweriner Kommunalpolitik nicht besonders gut aus.

Dieter Niesen war jedenfalls bei den Blaublütern, zusammen mit Historien- und Zeremonien-Meister Dr.Wolf Karge.

Was war nur in den Schweriner Sozialdemokraten gefahren ? Auf der Suche nach neuen Koalitionspartnern für die Kommune, das Land und den Bund ? Will man eine rot-blaublütige Koalition ganz heimlich schmieden ? Was hatte Dieter Niesen auf der kleinen Terrasse des Bahnhofsgebäudes nur vor ? Wollte er zusammen mit Heidi Klum den neuen McD.-Sport drehen ?

SAlles Irrtum. Wie weiland Philipp Scheidemann am 9.November 1918 um 14.00 Uhr vom Fenster des Reichstages in Berlin die deutsche Republik ausrief und unwesentlich später (16.00 Uhr), auch am 9.November 1918, vor dem Berliner Schloss die freie sozialistische Republik Deutschland proklamierte, so rief ebenfalls Dieter Niesen am 13.Juni 2009 um 11.30 Uhr vom Bahnhofsgebäude in Schwerin, in dem sich – Zufall oder nicht – auch die Filiale einer amerikanischen Fast-Food-Kette befindet, die Wiedereinführung der Monarchie aus.

„O-Ton“ Dieter Niesen: „So gut wie unter Herzog und Kaiser ging es uns nie wieder ! Wir wollen edles Blut !“
Wieder ein Fall von sozialdemokratischer Geschichtsklitterung ?!

BUGAI wo ! Letztgenanntes, also Blut, will doch aus das DRK – die freiwilligen Blutspenden gehen bekanntlich im Lande kontinuierlich zurück.
Aber auch die erste Aussage aus dem Munde eines Schweriner Sozialdemokraten ist einleuchtend. Seitdem der Kaiser Franz nicht mehr Bundestrainer ist, wurde Deutschland auch nicht mehr Fußball-Weltmeister. Sogar die Spanier spielen uns beim Konföderationen-Cup 2010 etwas vor.

Solche Sozialdemokraten, wie Dieter Niesen, brauchen wir, die noch den Blick für das Wesentliche im linken Auge haben.

FNur, was ist, wenn die Monarchie tatsächlich wieder Realität wird ? Drohen neue Sozialistengesetze ? Gehen die Sozialdemokraten, wie bereits anno 2009, in die innere Emigration ? Würde es Wahlergebnisse unter 15 Prozent geben, die ohnehin bereits heute „drin“ sind – auch ohne neue Großherzöge und ohne neuen Bismarck, aber mit selbstsicherer Merkel ? Wird eine formidable Dame, die im Oktober 2008 „plötzlich Prinzessin“ wurde, die neue Großherzogin ? Was sagt eigentlich der „Münte“ zu allem ?

h„O-Ton“ Franz Müntefering: „Die Genossen in Schwerin haben Mist gebaut. Monarchie ist Quatsch. Bestenfalls Quatsch-Comedy. Die Manu macht das aber schon. Hofnarren als treue Untertanen gibt es in Schwerin schon genug. Die SPD gewinnt die Wahl. Spätestens 2109. Glück auf !“.

Um Glück ging es am zurückliegenden Wochenende bei den Festspielen M-V, beim Sport oder bei der BUGA weniger, sondern um etwas, was heutzutage leider weniger zählt als „gute Beziehungen“ – echtes Können.

VHEinen beeindruckenden Auftritt hatten dabei Viviane Hagner und Richard Goode im „Goldenen Saal“ des Neustädtischen Palais. Im brillanten Zusammenspiel von Geige und Piano wurde geniales künstlerisches Understatement gegen die Krisenstimmung geboten. Mehr davon, insbesondere in der Landeshauptstadt.

Zwar keinen Auftritt im „Goldenen Saal“ hatten äußerst talentierte Floristinnen am 13. und 14.Juni in Schwerin, aber ihre Wirkungsstätte war nicht weniger prächtig. Auf der BUGA wurden die Norddeutschen Floristen-Meisterschaften um die „Silberne Rose Nord 2009“ ausgetragen, bei denen 10 Teilnehmerinnen um höchste blumige Ehren wetteiferten.

SchlossSAuch hier ging es um Kunst und Kreativität in vier Wettbewerben, um eine Rauminstallation zum Thema „So bin ich“, ein „florales Objekt“, eine Pflanzung im Freien und einen gebundenen Blumenstrauß. Landessiegerin aus M-V wurde die Schwerinerin Marion Block vom Blumenhaus am Pfaffenteich in Schwerin. Eine begnadete „Blumenflüsterin“, mit dem „Händchen für attraktives Grün“.

Ansonsten wurden am 13. und 14.Juni in Schwerin und ganz M-V rund 100 Gärten gestürmt. Immerhin gab es die Aktionstage „Offene Gärten M-V“.
Dass die Schweriner gut mit Blumen können, weiß man seit BUGA-Beginn, dass sie auch erfolgreich Radfahren können ohnehin. Nicht erst seit dem Olympiasieg von Stefan Nimke 2004 im Teamsprint. Aktuell gewann Tobias Wächter vom Schweriner SC den zweiten Durchgang des Sparkassencups im Sprint und ließ sogar den amtierenden 1000 Meter-Zeitfahr-Weltmeister Stefan Nimke hinter sich. Schwerin – die neue Hochburg des deutschen Bahnradsportes.

SSchlossAm Tag des „offenen Schlosses“, in Schwerin war an diesem Wochenende fast alles offen, genossen die Schweriner und ihre Gäste dieses Datum zwar nicht auf den Fahrrädern, jedenfalls nicht nur, sondern verbrachten diesen mit netten (zumindest an diesem 14.Juni 2009) Politikerinnen und Politikern der einzelnen Landtagsfraktionen.
Gefragt wurde viel. Meistens gab es kluge Fragen, nur die politischen Antworten ging an den gestellten Fragen vorbei.
Wer wollte, konnte zudem zum gelungenen Theaterstück gegen Rechts „Der Kick“ gehen.

SchlossWohltuenden Kontrast bot der Zoo Schwerin dazu. Es wurde ein „Großes Fest für kleine Leute“ veranstaltet, nachdem ja in Rostock das besagte „Teure Fest für große Leute“ seinen Anhang fand. Was bei beiden ungefähr gleich war: Es wurden auch Märchen erzählt. Die im Schweriner Zoo stammten allerdings von den Brüdern Grimm, hatten also deutlich höheres Niveau.

ZooIm Zoo stand auch nichts „Dänisches“ im Mittelpunkt, sondern die Nashörner Clara und Limpopo. Die bewiesen, auch wenn man jeweils ein Nashorn hat, dass man sich nicht zwangsläufig mit selbigem von Politikern durch eine Scheinwelt führen lassen muß.
Dann kann man wirklich ausgelassen, wie auf dem BUGA-Tanzfest, schwofen – klasse Veranstaltung des „Clubs Europa Schwerin“ – und wirklichen Sinn für das Multikulturelle zeigen.

SegelnUnd, dann kann man außerdem erfolgreich Segel setzen, wie die „49er“ auf dem Schweriner See oder bei der Familienregatta während des Hafenfestes Wismar vor der Wismarer Bucht.

Alles in allem. Das Wochenende hatte es in sich. So oder so.

M.Michels

LokPS: Laßt es kesseln und dann, ob mit oder ohne Lok, Volldampf voraus …

Aufnahmen: M.M. (Impressionen vom Hafenfest/Schlossfest/BUGA – 13.6.09 / 13), BUGA (1), Festspiele M-V (1)

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