Olympiasieg für M-V 2008 – Gold für Martin Hollstein

Schwerins Kanu-Nestor Walter Rohde über den neuen Olympiasieger

Goldener Kanu-Wahnsinn für Neubrandenburg: Im Kajak-Zweier über 1000 Meter sorgte der Neubrandenburger Martin Hollstein zusammen mit seinem Partner Andreas Ihle für einen „goldenen Höhepunkt“ des deutschen Kanusportes in Peking. War das ungarische Boot nach Hälfte der Distanz klar vorn, zündeten Hollstein/Ihle den „Turbo“ in der zweiten „Renn-Halbzeit“  und distanzierten die Konkurrenz aus Dänemark, Italien und Ungarn ganz klar, wobei Andreas Ihle schon kurz vor dem Ziel das „Paddel hochnehmen“ konnte.

Martin HollsteinDer 21jährige Martin Hollstein, der bislang Silber bei den U 23-EM 2007 als bestes Resultat aufweisen konnte und erst kurz vor Olympia für Peking nominiert wurde, schaffte damit die Gold-Sensation der Spiele – gerade aus M-V-Sicht.

W.RohdeFür Schwerins Kanu-Nestor und Verfasser der Chronik zur Geschichte des Kanusportes in M-V, Walter Rohde, war es ein absoluter Höhepunkt: „Ich war richtig hoch aus dem TV-Sessel gekommen, so habe ich mit Martin mitgefiebert. Toll, was der Neubrandenburger in Peking geleistet hat. Seit Jahren wird in Mecklenburg-Vorpommern, speziell in Neubrandenburg, eine kontinuierliche und erfolgreiche Nachwuchsarbeit geleistet – Gold für Martin Hollstein ist eine erneute Bestätigung für die ausgezeichnete Arbeit im Bereich des Kanusportes in M-V. Ich war ja selbst aktiver Kanusportler, bin immer noch mit dem Herzen dabei. Dieser Erfolg ist etwas ganz Besonderes für mich. Hut ab vor der Leistung von Martin, der sich überraschend für Olympia qualifizieren konnte und nun nahtlos den „Sprung“ von der Nachwuchs- in den Elite-Bereich schaffte. – Einfach super, wie auch der Erfolg des Frauen-Vierers mit Fanny Fischer !
Um Andreas tut es mir leid, es waren nicht seine Spiele. Jedenfalls hätte er ein besseres Karriere-Ende verdient gehabt, aber auch ganz große Klasse, was er in den bisherigen 12 Jahren alles geleistet hat !“

Martin Hollstein war erst kurz vor Olympia durch gesundheitliche Probleme des bisherigen Partners von Andreas Ihle, Rupert Wagner, in den Kajak-Zweier über 1000 Meter gerückt.
Am 1.Juli, bei der internen Qualifikation für Peking, machte er dann alles „klar“. Dazu Trainer Jürgen Lickfett damals: „Es ist schon eine absolute Überraschung, dass Holli seitens des DKV doch noch seine Olympia-Chance für Peking erhielt. Vor zehn Tagen (im Juni 2008 – Anm.) waren wir in Magedeburg zum gemeinsamen Training mit Andreas Ihle und es klappte auf Anhieb recht gut. Kommende Woche (Ende Juni 2008 – Anm.) gab es dann noch einmal ein spezielles Training im K 2 und dann galt es am 1. Juli um 18 Uhr – Olympia mit oder ohne Martin. Und Martin bot eine überzeugende Leistung. Er ist jedenfalls ein hervorragendes Talent, das seine Klasse bei den Nachwuchs-EM bereits bewies, und nun seine olympische Perspektive hat !“.

… Und diese olympische Perspektive vergoldete der 20jährige Martin Hollstein nun am 22.August 2008 in Peking !

Olympische Wettkämpfe 2008 – für Andreas Dittmer „suboptimal“, für Martin Hollstein „golden“

A.DittmerOlympische Kanu-Wettkämpfe in Peking 2008 – für die deutsche Kanu-Flotte war Olympia in Peking bereits vor den eigentlichen Finalrennen ein riesiger Erfolg. 10 von 12 Booten erreichten die Endläufe, mehr geht fast nicht. Fast …
Halbfinale über 500 Meter im Canadier am 21.August: Am Start auch Andreas Dittmer, der Olympiasieger von 2004 auf dieser Strecke und dreifache Olympiasieger von 1996 bis 2004 insgesamt, muß diesen „Unweg fahren“, um doch noch das Finale zu erreichen. Aber – trotz fulminanten Endspurts – nur Rang vier.
Andreas Dittmer, der erfolgreichste Canadier der neueren Sportgeschichte ist nicht im Endkampf – bitter, aber wahr. Doch Andreas Dittmer, wäre nicht der „schnellste Indianer“ der Welt, wenn nach vorn, selbst wenn es einmal nicht so läuft, doch „irgendetwas“ ginge: Über die 1000 Meter „drehte“ er zwar auch eine Extra-Runde, konnte jedoch das Finale erreichen – nicht gerade als Favorit, aber doch mit einer Medaille in Sichtweite.

„Alle“ erwarteten, dass er den Medaillen-Segen für den Kanusport in M-V fortsetzt. Das weiterführt, was Ilse Kaschube 1992 mit Silber begann, dann Rüdiger Helm, Bernd Olbricht, Carola Zirzow, Bärbel Köster, Ramona Portwich, Anke von Seck, Katrin Borchert, Stefan Uteß, Olaf Winter und er selbst bis 2004 fortsetzten – stets eine oder mehrere bronzene, silberne oder goldene  Medaillen für M-V bei den olympischen Wettkämpfen im Kanu-Rennsport, sofern teilgenommen wurde, zu erkämpfen.
Das ist einzigartig, das ist vorbildlich.
Für Andreas reichte es in Peking 2008 „nur“ – und hier sind die Anführungsstriche berechtigt – in einem klasse Feld zu Rang acht. Kein Problem für den stets fairen Sportler, dem neuen Olympiasieger über die 1000 Meter-Distanz Attila Vajda aus Ungarn herzlich zu gratulieren.

Nach Dittmer-Gold 2004 nun Hollstein-Gold 2008

Gerade im Kanu-Rennsport gibt es noch diese einzigartige „familiäre Atmosphäre“, und das es in Zukunft aus M-V-Sicht erfolgreich weitergehen kann, bewies in Peking Kajak-Fahrer Martin Hollstein mit der überraschenden Goldmedaille. Ein Talent, mit einer  „goldenen“ Zukunftsprognose auch im Hinblick „London 2012“.
Andreas Dittmer, Martin Hollstein und – nicht zu vergessen – Thomas Lück (als Ersatzmann) vertraten den Kanusport „made in M-V“ mit Leidenschaft und Hingabe in puncto Peking. Das allein ist schon eine außergewöhnliche Leistung. Nun gab es Gold für den Youngster – und das ist noch besser !

Übrigens: Die erfolgreichste Olympia-Kanutin, die „Miss Kanusport“, ist Birgit Fischer, die zwischen 1980 und 2004 die olympischen Kanu-Regatten dominierte. Ihre Ausbeute von Moskau`80 bis Athen`04 – 8 x Gold und 4 x Silber.
Bei den Herren waren bislang in den olympischen Kajak-Wettbewerben der Schwede Gert Fredriksson mit 6 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze, von 1948 bis 1960 erkämpft, und in den olympischen Canadier-Wettbewerben der Rumäne Ivan Patzaichin mit 4 x Gold, 3 x Silber, von 1968 bis 1984 errungen, tonangebend.
Andreas Dittmer mit 3 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze steht dem – olympisch betrachtet – kaum nach.

Kommentar von Martin Holstein und Andreas Ihle nach der Entscheidung im ZDF: „Wahnsinn ! Wir haben gewußt, dass wir hinten heraus noch zulegen können. Das hat zum Glück ganz gut geklappt. Einfach `suuuper` !“

Die besten Kanusportlerinnen und –sportler aus M-V bei Olympia von 1972 bis 2008:
Von Ilse Kaschube 1972 bis Martin Hollstein 2008

01.Ramona Portwich (Rostock) – 3 x G / 2 x S – 1988/96 02.Andreas Dittmer (Neustrelitz / Neubrandenburg) – 3 x G / 1 x S / 1 x B – 1996-2004 03.Anke von Seck (Rostock) – 3 x G / 1 x S – 1988/92 04.Rüdiger Helm (Neurandenburg) – 3 x G / 3 x B – 1976/80 05.Bernd Olbricht (Gnoien/Neubrandenburg) – 2 x G / 1 x S / 1 x B – 1976/80 06.Carola Zirzow (Neubrandenburg) – 1 x G – 1976 07.Olaf Winter (Neustrelitz/Neubrandenburg) – 1 x G – 1996 07.Martin Hollstein (Neubrandenburg) – 1 x Gold – 2008 08.Katrin Borchert (Waren/Müritz/Neubrandenburg, ab 1994 Australien) – 1 x S / 2 X B – 1992-2000 09..Ilse Kaschube (Altentreptow/Neubrandenburg) – 1 x S – 1972 10.Bärbel Köster (Neubrandenburg) – 1 x B – 1976 11.Stefan Uteß (Demmin/Neubrandenburg) – 1 x B – 2000
Marko Michels

F.: DKV (1), Autogrammkarte A.D. (1), M.M. (1)

Nach oben scrollen