Olympische Medaillen-Chancen im maritimen Element

T.Rupprath und B.Kamrau-Corestein auf dem Weg nach Peking

Beide vertreten eine Sportart, die in M-V auf eine gute Erfolgstradition zurückblicken kann: Rund ein Dutzend Schwimmer aus M-V gewannen bisher Olympia-Medaillen. Je dreimal Gold erkämpften die gebürtige Schwerinerin Andrea Pollack (1976/80) und die gebürtige Greifswalderin Caren Metschuck-Mahn (1980). Die erste Olympia-Medaille aus M-V-Sicht gewann Bärbel Fuhrmann 1960 (Bronze). Bekannte Schwimmer aus unserer Region sind z.B. auch Frank Wiegand (Rostock), Egon Henninger (Rostock) oder Klaus Katzur (Rostock).

Thomas Rupprath, der Neusser Wahl-Mecklenburger, Jahrgang 1977, und die gebürtige Hanseatin Britta Kamrau-Corestein, Jahrgang 1979, wollen im Schwimmen die olympische Bilanz der Mecklenburger und Vorpommern in Peking wieder „aufpolieren“.

Britta Kamrau beim TrainingUnd beide können schon einige Erfolge vorweisen: Thomas kann 63 deutsche Meistertitel und 51 internationale Medaillen vorweisen. Britta erschwamm zwischen 2002 und 2007 viermal WM-Gold. Sie holte weiterhin zweimal den Gesamt-Weltcup. Unvergessen ist außerdem ihr totaler Triumph (3 x Gold) bei den EM 2004 …

Trotz aller Peking-Euphorie steht für den Wahl-Rostocker Rupprath „erst einmal die Olympia-Quali im Vordergrund“. Obwohl Bundestrainer Dr.O.Madsen mit rund 20 Kader-Athleten Anfang Februar zu Wettbewerben nach Peking reiste, zog er es vor, sich im Becken der Neptun-Schwimmhalle für Olympia 2008 „fit zu machen“.

Thomas RupprathDie Reise in die Olympiastadt 2008 hätte für ihn vor allem Trainingsausfall bedeutet, zumal nur wenige Vertreter der internationalen Elite dort waren. Zudem: Thomas Rupprath ist nicht nur leidenschaftlicher Schwimmer, sondern ebenfalls werdender, glücklicher Vater. Seine Frau bringt im März einen Sohn zur Welt.
Anfang März wird er eventuell noch an Wettkämpfen in Berlin teilnehmen. Sein Start bei den Kurzbahn-WM vom 9. bis 13.April ist hingegen noch offen. Wahrscheinlich wird es dann „nur ein Kurz-Trip“. Und dann geht es Ende April schon zu den Olympia-Ausscheidungen in die Bundeshauptstadt.

Für „Ruppis“ Klub-Kollegin Britta Kamrau-Corestein begann die Olympia-Saison mit der Weltcup-Teilnahme in Sao Paulo/Brasilien.
Neun Wettkampf-Orte beinhaltet der Weltcup im Langstreckenschwimmen, den Britta schon zweimal gewann.

Britta Kamrau-CoresteinDoch der Weltcup hat für die Hanseatin auch in diesem Jahr nur eine untergeordnete Bedeutung. Für sie sind neben dem Traumziel Peking vor allem die WM in Sevilla Anfang Mai „von allergrößter Wichtigkeit“. Am 3. Mai – Alle Mecklenburger müssen an diesem Tag ganz fest die Daumen drücken ! – werden über die olympischen 10 Kilometer die ersten Olympia-Tickets vergeben.

Das „schwimmende Model“ zu ihrem „Plan“: „Die ersten zehn Schwimmerinnen qualifizieren sich bei der WM namentlich für Olympia. Das ist für mich das Nahziel. Bei der zweiten Möglichkeit am 1. Juli in Peking möchte ich mich als bereits Qualifizierte locker mit der Strecke vertraut machen !“. Und der Schützling von Christian Bartsch weiß natürlich auch, wie schwer es in Peking werden kann: „Mindestens 15 Schwimmerinnen sind auf einem Leistungsniveau. Da gilt es im Training zu `klotzen`!“.
Nach Trainer Bartsch hat Britta aber ihre Grundschnelligkeit bereits deutlich verbessert, was nun auch in den Ausdauerbereich „übertragen“ werden soll !

Frage: Thomas, vor 24 Jahren noch Nichtschwimmer, nun mit 31 Jahren etablierter Erfolgsschwimmer. Nach dem „Seepferdchen“ 1984 gab es noch dreizehnmal Edelmetall bei Olympia, WM und EM (Die Kurzstrecken-Medaillen noch gar nicht mitgerechnet !).
Ist Schwimmen für Sie Leidenschaft und Berufung ?

Thomas Rupprath: Natürlich bedeutet mir der Schwimmsport ungemein viel. Dank meiner Eltern und vor allem dank meiner Schwester bin ich „in Berührung“ mit dem „nassen Element“ gekommen. Und irgendwann haben einige Trainer wohl gemerkt: Der Junge kann`s !

Frage: Die „Liebe“ führte Sie von Hannover ins Rostocker Schwimmbecken zum SC Empor. Nun können Sie das, was sich 99 Prozent der Männer in M-V nur wünschen dürfen, mit Britta Kamrau-Corestein zusammen schwimmen …
Profitieren Sie vom gemeinsamen Training mit Britta ?

Thomas Rupprath: Naja, gemeinsames Training ist „etwas“ übertrieben. Man macht die eine oder andere Trainingseinheit zusammen, aber ansonsten sind „nur“ das Wasser und das Rostocker Schwimmbecken unsere „Gemeinsamkeit“. Sie „malocht“ halt als Marathon-Schwimmerin besonders viel in puncto Ausdauer. Für mich, als „normalen“ Schwimmer, steht vor allem die Schnelligkeit im Vordergrund.

Britta KamrauFrage: Britta, die Frage „umgekehrt“: 96 Prozent aller Mecklenburgerinnen würden gern, wie nun Sie, mit Thomas Rupprath die Bahnen teilen.
Was können Sie sich bei Thomas noch abschauen ?

Britta Kamrau-Corestein: Ich, bei ihm … Wohl eher umgekehrt 🙂
Sicherlich, ich „feile“ weiterhin an meiner Grundschnelligkeit, die insbesondere bei den Zielankünften so ungemein wichtig ist, aber ansonsten sind unsere Disziplinen ganz einfach zu verschieden.

Anmerkung Thomas Rupprath: Warum nur 96 Prozent aller Mecklenburgerinnen mit mir, aber 99 Prozent aller Mecklenburger mit ihr schwimmen wollen, ist für mich nicht nachvollziehbar … Ich habe jedenfalls eine „Unfrage“, wonach sogar 99,1 Prozent aller Mecklenburgerinnen mit mir trainieren wollen 🙂

Frage: Die Olympia-Quali steht für Sie unmittelbar bevor. Schon „heiß“ auf diesen Termin ?

Britta Kamrau-Corestein: Ja, die Zeit rast sehr schnell davon – gerade im Olympia-Jahr. Ich möchte top-fit für den 3.Mai sein (Anm.d.A.: WM-Entscheidung über 10 Kilometer in Sevilla – die ersten Zehn sind in Peking dabei !) und dann in Peking erfolgreich dabei sein. Diesem Ziel ordne ich alles unter.

Frage: Thomas, Ihre Trainerin Caren Metschuck-Mahn war 1980 die erfolgreichste Olympia-Teilnehmerin in Moskau. Ist so eine Ausnahme-Schwimmerin an Ihrer Seite im Hinblick auf Peking inspirierend und motivierend ?

Thomas Rupprath: Die Zeiten haben sich gewaltig geändert. Wir leben im Zeitalter der Spezialisierungen, da sind viele Mehrfachstarts nur noch bedingt möglich. Sicherlich, die Erfolge von ihr sind schon imponierend, aber für mich geht es zunächst um die erfolgreiche Qualifikation Ende April in Berlin.

Frage: Nach den olympischen Staffel-Medaillen 2000 in Sydney bzw. 2004 in Athen (jeweils 4 x 100 Meter-Lagen: Bronze/Silber) ist doch in Peking auch `mal „Einzel-Metall“ drin – oder ?

Thomas Rupprath: Also, eine Einzel-Medaille steht nicht auf meiner „Agenda“. Ich bin ja im Vergleich zu Athen 2004 nicht jünger geworden ! Wenn es in Peking erneut mit einer Staffel-Medaille klappen sollte, vorausgesetzt ich qualifiziere mich auch, wäre ich absolut glücklich.

Frage: Britta, Sie gehören bald zu den ersten „Langstrecken-Nixen“ bei Olympia. Eine besondere sportliche Herausforderung ?

Britta Kamrau-Corestein: Ich bin doch keine „Historien-Fetischistin“. Klar, es ist olympische Premiere und wenn ich gewinne, bin ich „unsterblich“ … 🙂 Nee, nee ! Wenn ich tatsächlich „irgendeine“ Medaille gewinnen sollte, mache ich „eine Fete auf der Pekinger Mauer“.

Durchgeschwommen ...Frage: Der „Countdown“ bis Peking läuft: Vorausgesetzt alles klappt – wie sieht der Weg bis dahin aus ?

Thomas Rupprath: Training, Training, nochmals Training. Mal schauen, ob ich an den Kurzbahn-WM Mitte April starten werde. Aber mein Hauptziel ist und bleibt die Olympia-Quali in Berlin Ende April.

Britta Kamrau-Corestein: Bei mir ist es ähnlich. Der Weltcup ist für mich 2008 eher Nebensache. Bei den WM in Sevilla Anfang Mai möchte ich meinen Olympia-Start „klar machen“ !

Marko Michels

Die besten Schwimmerinnen und Schwimmer aus M-V bei Olympia

Andrea Pollack (2.v.l.)01. Andrea Pollack (Schwerin): 3 x Gold / 3 x Siber (1976/80)
02. Caren Metschuck-Mahn (Greifswald/Rostock): 3 x Gold / 1 x Silber (1980)
03. Sarina Hülsenbeck (Rostock): 1 x Gold (1980)
04. Frank Wiegand (Rostock): 4 x Silber (1964/68)
05. Egon Henninger (Rostock): 2 x Silber (1964/68)
05. Lars Hinneburg (Rostock): 1 x Silber / 1 x Bronze (1988)
06. Klaus Katzur (Rostock): 1 x Silber (1972)
07. Frank Pfütze (Rostock): 1 x Silber (1976/1980)
08. Patrick Kühl (Güstrow): 1 x Silber (1988)
09. Rosemarie Gabriel (Schwerin): 1 x Bronze (1976)
10. Bärbel Fuhrmann (Rostock): 1 x Bronze (1960)
11. Udo Poser (Rostock): Olympia-Teilnahmen (1968/72)

F: M.M. (3), Autogrammfoto (1), Schwerin-News (19; DOG (1)

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