Petra Wach-Boesler – (nicht nur) eine erfolgreiche Ruderin

Von der meisterlichen Ruderin zur erfolgreichen Physiotherapeutin in Schwerin …

P.Wach
Petra Wach-Boesler – Foto: M. Michels

Petra Boesler gewann mit Sabine Jahn 1976 die olympische Silbermedaille im Doppelzweier.

Das Jahr 2007 ist für viele aktive und ehemalige Schweriner Sportler nicht nur das vorolympische, sondern für eine frühere Ruderin zugleich auch ein besonderes. Vor 30 Jahren, bei den damaligen Ruder-Weltmeisterschaften, gewann die 22jährige Petra Boesler den Titel im Doppelvierer mit Steuerfrau – ihr letzter großer internationaler Erfolg.

Petra Boesler, Jahrgang 1955, begann ihre rudersportliche Karriere – wie zu DDR-Zeiten üblich – in einem Berliner Ruder-Leistungszentrum, beim SC Berlin-Grünau.

Der Trainer war die ostdeutsche Ruder-Legende Udo Hill. Ihr sportlicher Aufstieg verlief sehr rasant. Neben nationalen Ehren Anfang der 70er Jahre konnte Petra Boesler 1975 ihren internationalen Durchbruch feiern. Sie wurde Weltmeisterin im Doppelzweier mit Sabine Jahn. Bei den Olympischen Spielen 1976 in Montreal holte Petra Boesler dann die Silbermedaille in der gleichen Disziplin.

Ihren letzten großen Triumph hatte sie im Jahre 1978, als das Ruder-Ass DDR-Meisterin im Doppelzweier mit Gisela Medefindt wurde.

Übrigens: Petra Boesler stammt aus einer sehr sportlichen Familie. Sie ist die Nichte der vierfachen Ruder-Europameisterin Renate Gunkel-Boesler. Ihre jüngere Schwester Martina konnte 1980 bei den Olympischen Spielen in Moskau die Goldmedaille im Achter gewinnen.

Seit einigen Jahren hat Petra Boesler, die inzwischen mit dem früheren Volleyball-Nationalspieler Hartmut Wach verheiratet ist, eine sehr erfolgreiche physiotherapeutsche Praxis in der Schweriner Volleyball-Halle am Lambrechtsgrund, der Spielstätte der deutschen Volleyball-Meisterinnen des Schweriner SC.

Interview

Am 24.August beginnen die Ruder-WM in München. Verfolgen Sie das internationale Ruder-Geschehen noch intensiv?

Petra Wach-Boesler: Nicht mehr so intensiv wie früher. Aber Interesse an den Ruder-WM und insbesondere den Resultaten der deutschen Ruderinnen und Ruderer habe ich schon. Im Achter der Herren und Frauen haben die deutschen Boote gute Gold-Chancen. Ansonsten ist die internationale Konkurrenz stärker geworden. Die einstige deutsche Dominanz ist nicht mehr vorhanden. Sehr stark schätze ich Nicole Zimmermann aus Rostock, die bereits Achter-Weltmeisterin 2003 war, ein. Mal sehen, ob sie ihren WM-Doppel-Start erfolgreich meistern wird !

Sie stammen aus einer ambitionierten Ruder-Famile. Wie gelangten sie zum Rudersport?

Petra Wach-Boesler: Meine Eltern, meine Tante nahmen mich schon früh zu Ruder-Touren mit. In den Ruder-Klub Berlin-Grünau bin ich im Alter von 10 Jahren gekommen. Dort erlernte ich das „Ruder-ABC“, nachdem ich meine „erste rudersportliche Einführung“ familiär erhielt.

Ihr Trainer war Ruder-Legende Udo Hill. Ein guter Trainer?

Petra Wach-Boesler: Sogar ein super Trainer ! Ab 1974 trainierte ich bei ihm, und ich habe ihm viel zu verdanken. Ohne Udo Hill hwäre ich nicht Ruder-Weltmeisterin 1977 geworden und hätte auch nicht 1976 Olympia-Silber gewonnen. Er war ein Trainer mit ausgeprägtem Einfühlungsvermögen, der sehr gut auf die einzelnen Wettkämpfe vorbereiten konnte.

Sie nahmen 1976 an den ersten olympischen Ruder-Wettbewerben für Frauen teil. Ein unvergessenes Erlebnis?

Petra Wach-Boesler: Olympia 1976 war wirklich d a s Erlebnis für mich. Ich nahm ja beim Einmarsch der DDR-Delegation ins Stadion teil. Es war eine unglaublich positive Atmosphäre.

Noch heute kann ich mich daran erinern, wo ich kurz vor dem Einmarsch ins Stadion stand.

Ich hatte damals ziemliches Herzklopfen, war total aufgeregt. Und dann der Jubel der Zuschauer – wirklich unvergeßlich.

Vor zwei Jahren war ich während einer Kanada-Reise noch einmal in Montreal. Das 1976 noch nicht überdachte Olympia-Stadion, ein sehr imposanter Bau, wurde inzwischen fertiggestellt.

Die olympische Ruder-Strecke ist ebenfalls in einem hervorragenden Zustand. Dort werden auch weiterhin hochkarätige Wettkämpfe ausgetragen. Montreal war und ist immer noch eine interessante, sehr schöne Stadt.

Bei Olympia`76 gab es noch den „Kalten Krieg“. Durfte man als DDR-Sportler wirklich keine Kontakte zum „Klassenfeind“ haben?

Petra Wach-Boesler: Naja, die Funktionäre sahen das wohl nicht gern. Aber wir waren Sportler und die unterhalten sich nun einmal gern.

Wir tauschten uns natürlich auch mit unseren westdeutschen Ruder-Kolleginnen aus und führten angenehme Gespräche – und bestimmt nicht über Politik !

Gern erinnere ich mich noch an eine Episode 1976 im Olympia-Stadion. Einige Ruderinnen des DDR-Teams, auch ich, konnten die Leichtathletik-Wettbewerbe besuchen. Und an jenem Tag stand das olympische 100 Meter-Finale der Frauen auf dem Programm.

Es siegte – überraschend – die „West“deutsche Annegret Richter vor der „Ost“deutschen Renate Stecher. Da kam freudestrahlend ein westdeutscher Leichtathletik-Fan zu uns, der uns wahrscheinlich erkannte. Er fragte, ob wir uns auch über den Sieg von Annegret freuen – und wir riefen ebenso „überschwenglich“: „Na klar !“.

Als ehemalige Leistungssportlerin kann man doch nicht vom Sport lassen – oder?

Petra Wach-Boesler: Einmal Sportlerin, immer Sportlerin ! Das gilt auch für mich.

Nachdem ich 1980 verletzungsbedingt, aufgrund von Knie-Problemen – meine aktive Ruder-Laufbahn beendete, hielt ich mich mit Laufen oder Radfahren fit.

Doch inzwischen, seit rund fünf Jahren, nehme ich ebenfalls an Masters-WM für die „reiferen Ruderinnen“ teil und bin auch Mitglied der Schweriner Rudergesellschaft.

So konnte ich schon einige Siege bei Masters-WM in Frankreich oder in Schottland erkämpfen, wobei natürlich der Spaß eindeutig im Vordergrund steht.

Im letzten jahr, 2006, nahm ich mit meiner jüngeren Schwester Martina, die seit 2005 ebenfalls in Schwerin lebt, im Doppelzweier an den deutschen Masters-Meisterschaften im Rudern teil. Ich bin faktisch im „rudersportlichen Unruhestand“ !

Seit 1984 leben sie in Schwerin. Ab 1988 sind sie in der Landeshauptstadt auch als Physiotherapeutin tätig, zunächst im Betriebsgesundheitswesen. Im Jahre 1991 eröffneten sie eine eigene Praxis in der Volleyball-Halle am Lambrechtsgrund. Viel zu tun?

Petra Wach-Boesler: Also, ich kann mich nicht beklagen. Wir haben eine Menge Patienten, darunter auch einige Sportler. Viele Jahre betreute ich ja auch die Volleyball-Spielerinnen des Schweriner SC.
Der Beruf der Physiotherapeutin war und ist mein Traum-Job !

 

Text: Marko Michels

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