Premiere zu Anouilhs „Antigone“ am 6.12. im E-Werk

Markus Wünsch inszeniert diesen historischen Stoff …

„Ich sah von allem Anfang an meine Aufgabe darin, nichts zum Werke des Sophokles hinzuzutun, sondern es nur mit heutigen Mitteln zu interpretieren …

Die Antigone ist kein Repertoirestück für das Operntheater, sie ist ein Festspiel und kultisches Theater …“, sagte Carl Orff zu „seiner Antigone“, die 1949 in Salzburg uraufgeführt wurde.

Etwas weiter als Orff ging Jean Anouilh, der den „Antigone“-Stoff, der am 4.Februar 1944 in Paris uraufgeführt wurde, in seiner eigenen Fassung von 1943 modernisierte sowie aktualisierte und so für viele zum Inbegriff des Widerstandes gegen die deutsche Besatzungsmacht gestaltete.

Anouilh`s Antigone:
Antigone begräbt entgegen den Anordnungen des Königs von Theben, ihres Onkels Kreon, ihren auf dem Schlachtfeld erschlagenen Bruder Polyneikos.

Sie wird verhaftet und tötet sich schließlich in der Gefangenschaft selbst.
All dies weiß der Zuschauer bereits, bevor die eigentliche Handlung beginnt. In lakonischem Konversationsstil referiert und kommentiert ein Sprecher vor und während des Stücks die Geschehnisse auf der Bühne.

Anouilh stellt die unterschiedlichen Ansprüche, Ideale an die Gesellschaft, an die Machtstrukturen in den Vordergrund.

AntigoneWährend Antigone ihr selbstloses Glücks- und Gesellschaftsideal mit allen Konsequenzen verteidigt, stellen ihre Wächter charakter, ideal- und ehrlose Befehlsempfänger dar, deren Leben nur nach materieller Sicherheit strebt.

Da Antigone einmal die Unmöglichkeit hehrer Kompromißlosigkeit in ihrem Dasein erkannt hat, ist der Tod für sie die einzig logische Konsequenz. Am Ende bleibt ein von allen verlassener Kreon zurück, die Katastrophe hat ihr „nachhaltiges Ende“.

Die Aktualität des Stücks gerade von Anouilh wird hier deutlich: Gab es im besetzten Frankreich neben der Resistance auch die Kollaborateure des Vichy-Regimes, so weist Anouilh mit aller Deutlichkeit darauf hin, dass es keine Toleranz mit den Feinden der Freiheit geben darf und ergreift Partei für die Figur der Antigone.

Und heute ?! Nicht immer sind die erklärten Feinde der Demokratie deren gefährlichste Widersacher. Oftmals sind es deren wohlmeinende Freunde, für die Eigennutz, Gier und Selbstzweck die entscheidenden persönlichen Antriebsmomente ihres politischen Handelns bilden.

Hoffentlich wird die „Antigone“ Anouilhs des Jahres 2007 in Schwerin, in der Inszenierung von Markus Wünsch, an bestes Theater der Landeshauptstadt zum Nach- und Mitdenken anknüpfen …

Aber diesbezüglich ist das Mecklenburgische Staatstheater ja ohnehin „geistiger Vorreiter“ – aller „Sparmaßnahmen“ zum Trotz !

M.Michels

Foto: K.Schade/Staatstheater

> Premierenbeginn: um 19.30 Uhr ! (Um zahlreiches Erscheinen bei „voller Geldbörse“ wird natürlich gebeten …)

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