Schwerin – eine Gartenschaustadt mit Tradition – Vor 110 Jahren erste Ausstellung

Wenn am 23. April des nächsten Jahres die Bundesgartenschau in Schwerin eröffnet wird, so ist das nicht das erste Mal, dass eine solche Fachausstellung in der Landeshauptstadt stattfindet.

Bereits vor 110 Jahren gab es die „2. Allgemeine Mecklenburgische Landesgartenbau Ausstellung“ auf der Marstallhalbinsel. Die erste fand in Malchin statt.

Seit 1837 war Schwerin wieder Residenzstadt. Da wurde es notwendig, einen Marstall zu bauen. Als Standort wurden die Wadewiesen gleich nördlich der Schlossinsel ausgewählt. 1842 war das Gebäude fertig gestellt. Der Garten ringsum allerdings, der war erst im Herbst 1858 komplett angelegt. Weite Flächen, einige Baumgruppen, eine Pferdeschwemme sind auf den historischen Plänen zu erkennen. Offenbar war das nicht nur für das Reiten und Führen von Pferden ein ideales Areal. „Auf Veranlassung des Verbandes der Kunst- und Handelsgärtner Mecklenburgs“ wurde die Marstallhalbinsel als Ort für die Landesgartenbauausstellung auserkoren. Im Landeshauptarchiv und im Schweriner Stadtarchiv finden sich dazu umfangreiche Unterlagen.

Die Ausstellungsleitung hatte der Schweriner Bürgermeister Tackert. Schirmherr war Sr. Hoheit Herzogregent Johann Albrecht. Im Ehrenpräsidium saßen Sr. Excellenz A. v. Bühlow, Oberhofmarschall v. Hirschfeld und Graf von Plessen-Ivenack.

Vom 17. bis 26 September 1898 präsentierten 133 Aussteller ihre Waren. Das Sortiment reichte von Warmhauspflanzen über Obstbau, „Binderei und abgeschnittene Blumen“ bis zu „dekorativen Gegenständen“. Die Ausstellung fand, so die Ausschreibung, „im Freien und im bedeckten Raum“ statt. Dazu waren auf der Marstallhalbinsel große Zelte aufgestellt. Außerdem wurden einige Räume im Marstall genutzt.

Die meisten Aussteller kamen natürlich aus Mecklenburg. So unter anderen G.Ihlefeld, Obstanlage Tannenhof bei Schwerin. Die Firma präsentierte „Rohe Fruchtsäfte im Vacuum-Apparat concentriert“. E.Eggert, Handelsgärtner aus Grevesmühlen zeigte „Cactus-Dalien (abgeschnitten), 10 großblumige Veilchen im Topf und 100 Stck 3jährige Maiblumentreibkeime“. Doch es waren nicht nur Gartenbaubetriebe unter den Ausstellern. Ein Herr Weck aus Grevesmühlen, wurde im Ausstellerverzeichnis als Organist ausgewiesen. Er zeigte „ein Sortiment Kartoffeln für den Haushalt, dto. für die Fütterung und dto. Frühkartoffeln“. Friedrich Brinkmann vom Dental-Depot Hagenow präsentierte seine „Cacteen-Succulenten-Sammlung“.

Aber auch von auswärts waren Firmen dabei. So zeigte Otto Krakow, Etiquettenfabrikant aus Berlin, „9 unverwüstliche Etiquetten aus Aluminium“.

Auch der Nachwuchs bekam vor 110 Jahren eine Chance. Friedrich Jahn, Gärtnerlehrling aus Schwerin, zeigte seinen „Entwurf einer fürstlichen Parkanlage“.

Rund um die Landesgartenbau Ausstellung von 1898 verdienten eine ganze Reihe von Unternehmen ihr Geld. So stellte Fuhrmann Kähler eine Rechnung über 174 Mark. Georg Ahlert, Besitzer des Dampfbootes „Niklot“, berechnete für eine Rundfahrt 30 Mark. Für die Pflege der ausgestellten Pflanzen war Gärtner Gutsche zuständig. Er bekam dafür 3,– Mark – am Tag! Seine Mitarbeiter erhielten sogar nur 1,75 Mark!

Wieviele Besucher die Gartenbau Ausstellung hatte, lässt sich den verfügbaren Unterlagen nicht entnehmen. Auf jeden Fall muss es unterschiedliche Tarife gegeben haben. Denn die Bärensprungsche Hofbuchdruckerei stellte „5 Sorten Eintrittskarten“ mit 40,– Mark in Rechnung.

Wenngleich die Ausstellung von 1898 nur wenige Tages dauerte und auf einer relativ kleinen Fläche ausgerichtet wurde, so ist doch zu erkennen, dass es eine Vielzahl von Parallelen zu heutigen Gartenschauen gibt. Dass zeigen nicht nur die vielfältigen Themen. Wie auch heute wurden Speditionen beauftragt und Gärtner für die Pflege beschäftigt. Und ein Rahmenprogramm für die Honoratioren gab es wohl auch, sonst wäre eine Rundfahrt mit dem Dampfboot der Ausstellungsleitung sicher nicht berechnet worden.

Und noch etwas war vor 110 Jahren genauso wie heute: Ein „Preisrichter-Kollegium von namhaften Sachverständigen“ begutachtete die ausgestellten Waren und vergab hunderte Silber- und Bronzemedaillen sowie ehrende Anerkennungen.

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