Straßennamen und ihre Geschichte

Fortsetzung aus dem vorigen „Feldstecher“

Graf-Schack-Allee

Der Abschnitt von der Heinrich-Mann-Straße bis zum Platz der Jugend stellt zugleich die östliche Begrenzung der Feldstadt am Burgsee dar. Namenspate war der mecklenburgische Kunstsammler und Mäzen Graf Adolf-Friedrich von Schack (1815–1894), der in München die Schack-Galerie für romantische Kunst gründete. Geboren wurde er in Brüsewitz bei Schwerin, in der Lindenstraße an der Schelfkirche verlebte er seine Jugend und nach dem Tode wurde er in seinem Mausoleum in Stralendorf beigesetzt.
Die heutige Bezeichnung gibt es seit 1950; ursprünglich – von 1874 bis 1936 – war es die Beaugencystraße (nach dem Schlachtenort an der Loire, wo 1870/71 im Deutsch-Französischen Krieg mecklenburgische Truppen kämpften). Die Nationalsozialisten führten „Hans-Schemm-Straße“ ein (nach dem 1935 verunglückten Gründer des NS-Lehrerbundes), von 1945 bis 1950 war es vorübergehend die Burgseeallee.

Heinrich-Mann-Straße

Auch sie erhielt 1950 diesen Namen – nach dem deutschen Schriftsteller (1871–1950), der den  Gesellschaftskritischen Roman „Der Untertan“ schrieb. Von 1874 bis 1950 hieß sie Orleansstraße (ebenfalls nach einem französischen Schlachtenort 1870/71).

Mecklenburgstraße

Zur Feldstadt gehört der Abschnitt von der Heinrich-Mann-Straße bis zum Ende dieser „Sackgasse“ für Fahrzeuge.
Sechsmal änderte sie insgesamt ihren Namen. Das Feldstadt-Stück hieß seit 1874 Kaiser-Wilhelm-Straße (nach Wilhelm I., dem ersten Kaiser des Deutschen Reiches). 1939 war Bismarckstraße der neue Name (nach dem ersten Reichskanzler Fürst Otto von Bismarck, der 1871 das Deutsche Reich geeint hatte), ab Juli 1950 bis 1972 Straße der Nationalen Einheit (1950–1972). Aus politisch-ideologischen Gründen – die nationale Einheit war nicht mehr erstrebenswertes Ziel der DDR-Machthaber – beschlossen die Stadtverordneten ein Jahr nach dessen Tod die Umbenennung in Hermann-Matern-Straße (nach dem SED-Politbüromitglied, das allerdings keinerlei Beziehung zu Schwerin hatte). Seit 1991 gibt es den heutigen,hoffentlich künftige Zeitläufte überdauernden Namen.

Goethestraße

Sie heißt seit 1949 so. Anlass dazu gab der 200. Geburtstag des größten deutschen Dichters. Historische Bezeichnungen waren: Hoher Steindamm, ab etwa 1840 Rostocker Landstraße, ab 1819 verkürzt Rostocker Straße. Immerhin war hier der Stadtausgang nach Osten, auch nach Rostock, bevor ab 1842 der Paulsdamm durch den Schweriner See eine wesentlich kürzere Landverbindung darstellte. Die Nationalsozialisten nannten diese wichtige Geschäftsmagistrale ab 1939 Adolf-Hitler-Straße, 1945 trug sie für ein Jahr die Bezeichnung Hauptstraße, dann wieder, bis 1949, Rostocker Straße.

Das Ostorfer Ufer erhielt 1900 seinen Namen vom gleichnamigen See (Os bedeutet etwa Pferdedorf). Über den Platz der Jugend gab es Informationen im Feldstecher Nr. 18.

Übrig bleibt also nur noch die

Eisenbahnstraße

Sie entstand parallel zur Bahntrasseum 1866 und wurde schnell bebaut. An ihrem seeseitigen Ende befand sich seit 1885/86 der Schlachthof, später das Fleischkombinat Schwerin. Seit der Neubebauung in den neunziger Jahren erstreckt sich dort der Komplex Bleicherufer. Vier Häuser an der oberen Eisenbahnstraße wurden noch kurz vor Kriegsende, im April 1945, durch Luftangriffe völlig zerstört. Ihr Wiederaufbau gehörte nach dem 2. Weltkrieg zu den ersten Beispielen im Wohnungsneubau. Damit endet unsere Serie „Straßennamen und ihre Geschichte“.
ric

Nach oben scrollen