Volkshochschule Schwerin wird 90 Jahre alt

Tag der offenen Tür und „Afrikanische Nacht“ am 4. JuliDie Volkshochschule Schwerin wird ihren 90. Geburtstag am 4. Juli  mit einem „Tag der offenen Tür“ begehen und lädt  dazu alle Schwerinerinnen und Schweriner ein. Zwischen  11 und  16 Uhr wird die kommunale Weiterbildungseinrichtung für Erwachsene dazu ihr Leistungsspektrum und das Programm des Herbstsemesters vorstellen, das soeben im neuen Programmheft veröffentlicht wurde. „Die Volkshochschule ist ein Ort des lebenslangen  Lernens, der Begegnung und der Verständigung. Sie sichert ein solides, örtlich und zeitlich flexibles Kursangebot,  das sich an Menschen aus allen sozialen Lebensverhältnissen richtet“, so Oberbürgermeisterin Angelika Gramkow. „Bemerkenswert ist das große Interesse der Schwerinerinnen und Schweriner an den Fremdsprachenkursen der Schule. Zur kulturellen Verständigung und Integration tragen Angebote wie die Deutschkurse für Migrantinnen und Migranten, die Vorbereitungskurse für Einbürgerungstests und fremdsprachige Filmvorführungen bei.“

An der Volkshochschule lehren mehr als 438 Lehrkräfte auf Honorarbasis. Im vergangenen Jahr fanden 427 Kurse statt, die von 4.718 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht wurden. Dazu kommen in den verschiedenen Bereichen 472 Einzelveranstaltungen mit 9.187 Teilnehmenden. An den 19 Studienfahrten und Exkursionen nahmen 619 interessierte Bürgerinnen und Bürger aus Schwerin und dem Umland teil.

Zu den  Neuheiten im Angebot  gehört der „Politische Stammtisch“. Die Diskussionsreihe  läuft seit  Januar 2009. Wegen der Möglichkeiten, damit auf aktuelle Ereignisse wie die Finanzkrise oder den Nahostkonflikt einzugehen, ist die Reihe aus dem Programm nicht mehr wegzudenken. Neu ist auch der „Schweriner Salon“. Die Veranstaltungen  in  Zusammenarbeit mit dem Kunst-Kontor in der Puschkinstraße stellen besondere  Frauen und ihr Werk –  insbesondere Künsterlinnen – vor.  Der „Tag der offenen Tür“ am 4. Juli findet seinen Höhepunkt in einer  „Afrikanischen Nacht“, die von 19 bis  24 Uhr im Hof der Volkshochschule stattfindet. „Die Nacht bietet ein vielseitiges Programm rund um den afrikanischen Kontinent. Trommler, Tänzer, Musiker und Künstler demonstrieren die kulturelle Vielfalt des Kontinents“, so die Leiterin des Kulturbüros Marita Schwabe.

Ganz so turbulent starteten die  Volkshochschulen vor 90 Jahren nicht.
Die Gründung dieser wichtigen Weiterbildungseinrichtungen für Erwachsene  gehen  auf die  Reichsverfassung von 1919 zurück, in  der auch die Förderung der Volkshochschulen in Deutschland gesetzlich verankert wurde.  Am 31. Juli 1919 werden im Regierungsblatt für Mecklenburg-Schwerin die Bestimmungen über den Aufbau der Staatlichen Volkshochschule bekannt gegeben. Ein Volkshochschulverein wird gegründet. Ihm gehören  Vertreter der organisierten Arbeiter, der Frauen, der Kaufleute, des Handwerks, der organisierten Beamten, der organisierten Angestellten, der organisierten Lehrer, der Presse, der Schweriner Garnison, des Theater-Kulturverbandes, des Obst- und Gartenbauvereins und Freunde des Hochschulgedankens an. Die Adresse des Hochschulvereins und damit auch der Volkshochschule in Schwerin: der Domhof 1.

Schon im ersten Geschäftsjahr besuchen wesentlich mehr Frauen als Männer die neue Bildungseinrichtung. Diese Tendenz hat sich bis zur Gegenwart erhalten.

Im Schuljahr 1920/21 kann der Volkshochschulverein auch eine Bücherei eröffnen.
1930/31 spürt auch der Volkshochschulverein die schlechte Wirtschaftslage und die politische Situation. Man ist nicht mehr an einer guten Bildung der Bevölkerung interessiert. Im Jahresbericht der Volkshochschule heißt  es dazu: „Wir geben die Hoffnung nicht auf,  dass der Zustand der Krisenzeit, sowohl als auch die Erscheinung einer allgemeinen geistigen Verflachung einmal vorüber gehen wird.“

1933 werden Volkshochschulverein und Volkshochschule vom Ministerium des Innern unter Berufung auf eine Verordnung zum Schutze von Volk und Staat aufgelöst.

Im Januar 1946 ordnet die Sowjetische Militäradministration (SMAD)  die neuerliche Errichtung einer Volkshochschule in Schwerin an. Sie wird bereits am 26. Mai 1946 feierlich eröffnet. Ihr Büro befindet sich am Marienplatz 8. Die Liste mit den Personalien der Dozenten und ihrer Parteizugehörigkeit vor 1945 muss vor jedem Trimester von der SMAD bestätigt werden.  Der neue Direktor, Schriftsteller Ehm Welk, geht  mit großem Enthusiasmus an den Aufbau der neuen Volkshochschule. In vielen Betriebsversammlungen wirbt er neue Hörer und schickt Dozenten in die Betriebe, um den Unterricht dort durchzuführen.

Im Schuljahr 1952/53 hat die Volkshochschule Schwerin zehn  Außenstellen, davon vier  in Gemeinden und sechs in den Betrieben.

Später werden die Außenstellen in den Betrieben in Betriebsakademien umgewandelt.
Ein besonderer Schwerpunkt ist in den ersten 15 Jahren der Erwerb von Schulabschlüssen
(Grundschule, Mittelschule, Abitur). 1993 werden die Abiturklassen an das Abendgymnasium
abgegeben. Zur Erinnerung an den Neugründer wird der Volkshochschule Schwerin 1986 der Name „Ehm Welk“ verliehen. 1990 beginnt die Arbeit mit den Seniorengruppen. Inzwischen gibt es 14 Gruppen. Hier werden neben interessanten Vorträgen auch  Exkursionen angeboten. Seit 1993 gehört auch die Sternwarte mit dem Planetarium zur Volkshochschule.

2004 bezieht sie das Gebäude Puschkinstraße 13 sowie die dahinter liegende Schule. Eine Außenstelle zum Erwerb der Schulabschlüsse befindet sich in der Hamburger Allee 126.

Da auch diese Gebäude nicht ausreichen, finden einige Kurse im Gymnasium Fridericianum und anderen Schulen statt.
Heute sind die Kurse in die drei Fachbereiche Berufliche Weiterbildung / Schulabschlüsse, Sprachen / Interkulturelle Arbeit, Kommunikation und Gesellschaft , Kultur und Kreatives Gestalten, Kunst / Gestalten und Gesundheit unterteilt. Darüber hinaus werden Bildungsreisen angeboten und Programme mit Seniorengruppen organisiert. Die  Sternwarte zählt jährlich 8000 Besucher. Sie  wird vor allem von Schulklassen, aber auch für viele Sonderveranstaltungen genutzt.

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