Vor den Box-WM: Schweriner dabei

Martin Dreßen vom BSC Schwerin will sich in Chicago bis nach Peking 2008 „durch boxen“ …

Die Leichtathletik-WM in Osaka nähert sich ihrem Ende; die Turn-WM in Stuttgart beginnt in wenigen Tagen. Doch interessante Welt-Titelkämpfe in einer für M-V traditionsreichen Sportart finden bereits im Oktober in Chicago statt: im Amateur-Boxsport.

Ein Schweriner wird ebenfalls dabei sein. Der 24jährige Sportsoldat Martin Dreßen vom BSC Schwerin wird in den USA in den WM-Ring steigen. Positive WM-Erfahrungen konnte er bereits sammeln:
So wurde er 2003 Dritter und 2005 Fünfter.
Zuletzt, bei der Box-Gala in Heidelberg, lief es nicht so richtig, wenngleich der Schweriner Faustkämpfer dennoch optimistisch ist.

Gegen Alex Vastine aus Frankreich, 17:18, und John Joe Joyce aus Irland, 20:23, verlor er die boxerischen Duelle in Heidelberg aber nur knapp.

Dennoch, so Martin Dreßen, habe er die boxerische Linie wieder gefunden, nachdem es zu Anfang des Jahres Probleme gab.

Einen weiteren WM-Härtetest vor Chicago wird der Schweriner Boxsportler bei einem Turnier in Rumänien absolvieren.

Für Dreßen gilt, dass sich WM-Härte nur über Wettkämpfe zu holen sei, dass daran kein Weg vorbei führe.

Die härteste Gegnerschaft für Martin Dreßen in Chicago wird wohl aus der früheren Sowjetunion und Amerika kommen.

Froh ist der BSC-Athlet, dass er verletzungsfrei die WM-Vorbereitung meisterte, da dieses in den letzten Jahren oftmals nicht so war.

Wie gelangte Martin Dreßen eigentlich zum Boxsport ?

Auf Rügen, seiner Heimat, gab es einen Box-Klub. Dorthin ging er letztendlich zum Probetraining. Da ihm Fußball immer zu langweilig war, ihm aber der Boxsport gleich gefiel, blieb er beim Faustkampf.

Martin Dreßen besuchte das Sportgymnasium in Schwerin, der deutschen Box-Hochburg und machte dort das Abitur.

Er schaffte den Sprung in die Sportfördergruppe der Bundeswehr und blieb in Schwerin. Für ihn waren und sind dort die Bedingungen ideal.

2005 wurde er deutscher Meister. Bei der Weltmeisterschaft in Bangkok belegte er den dritten Platz, in China den fünften. Außerdem ist Dreßen Militär-Vizeweltmeister.

Zu den Olympischen Spielen 2004 reichte es leider noch nicht. Daher will Martin Dreßen unbedingt zur WM. Die Qualifikation für Olympia sieht nämlich vor, dass die ersten Acht der WM nach Peking 2008 fahren.

„Wenn ich es in diese Runde schaffe, rechne ich mir auch Chancen aus, bei den Olympischen Spielen weit zu kommen.“, blickt Martin Dreßen bereits auf Olympia voraus.

Erfolgreiche Boxsportler in und um Schwerin …

Die Boxsportler des SC Traktor Schwerin waren seit den späten fünfziger Jahren des 20.Jahrhunderts bei europäischen Titelkämpfen für eine Medaille gut.

Die erste EM-Medaille für Schwerin gewann Paul Nickel vor fast fünfzig Jahren – mit Bronze im Mittelgewicht bei den EM 1957. Danach setzten sich noch heute so bekannte Boxer Schwerins wie Bruno Guse (3. 1959), Dieter Neidel (2. 1961), Karl Degenhardt (3. 1963) oder Jürgen Schlegel (jeweils 3. 1967/69) durch.

Im nacholympischen Jahr 1973 sorgte Manfred Weidner im Weltergewicht noch einmal für EM-Silber.

Ab den Box-EM 1977 in Halle/Saale gehörten die Schweriner dann zu den regelmäßigen Titelträgern bei den europäischen Championaten: So gewann anno 1977 Richard Nowakowski im Federgewicht die erste EM-Goldmedaille für die Landeshauptstadt, die er 1981 in Tampere verteidigte.

Übrigens: U.a. Olympia-Silber 1976 holte Nowakowski – das gilt auch für das Olympia-Gold 1976 seines „Landsmannes“ Jochen Bachfeld – dank der Vorbereitung ihres Trainer Paul Nickel, der wegen seiner nicht SED-freundlichen Haltung nicht mit zu den Spielen nach Montreal durfte.

Ein Goldregen erwartete die Boxer des SC Traktor Schwerin bei den EM 1985 in Budapest. Dort triumphierten Rene Breitbarth (Halbfliegengewicht), Dieter Berg (Fliegengewicht) und Michael Timm (Halbmittelgewicht).

Der spätere Olympiasieger 1992 Andreas Tews erboxte seine Goldmedaille bei den EM 1987. Den vorläufigen Schlußpunkt bezüglich EM-Titel für Schwerin setzte 1989 in Athen der Halbschwergewichtler Sven Lange.

Und die allerletzte EM-Medaille – ebenfalls hoffentlich nur vorläufig – errang der inzwischen zu den Profis gewechselte Sebastian Zbik.

Insgesamt erkämpften die Box-Athleten des SC Traktor Schwerin (plus EM-Bronze 2002 von Zbik für das BSC-Team Schwerin) 24 EM-Plaketten, davon 7 x Gold, 5 x Silber und 12 x Bronze. Damit setzten die Schweriner Boxsportler Glanzpunkte im europäischen Maßstab.

Mecklenburger Boxsportler bei Amateur-Box-WM von 1974 bis 2003

Bei den ersten Box-WM der Amateure 1974 erkämpfte der gebürtige Wismaraner Bernd Wittenburg die Bronze-Medaille im Mittelgewicht.

1982 gewann der Schweriner Richard Nowakowski ebenfalls WM-Bronze im Federgewicht. Drei Medaillen für Schwerin gab es dann bei den WM 1986 in Reno: Silber für Rene Breitbarth im Bantamgewicht, jeweils Bronze für Andreas Zülow/Federgewicht und Torsten Schmitz/Weltergewicht.

Bei den WM 1989 in Moskau holten Andreas Zülow (Leichtgewicht) und Torsten Schmitz (Halbmittelgewicht) Vize-Weltmeister-Titel für Schwerin.

1991 gewann Schmitz dann noch WM-Bronze. Die vorerst letzte Box-WM-Medaille für Schwerin erkämpfte Martin Dreßen 2003.

Schweriner Faustkämpfer im Olympia-Ring

Den ersten Olympiasieg für Schwerin überhaupt errang der Boxer Jochen Bachfeld in Montreal 1976. Andreas Zülow (1988 in Seoul) und Andreas Tews (1992 in Barcelona) folgten Bachfelds Gold-Beispiel.

Beim Box-Turnier der Wettkämpfe der Freundschaft 1984 in Havanna, de-facto das „Gegen-Turnier“ zum olympischen Box-Wettkampf in Los Angeles (Olympia 1984 in L.A. wurde ja von den Ländern des Ostblocks boykottiert.), gewann Torsten Schmitz auch eine Goldmedaille.

Weitere olympische Medaillen für Schwerin: 1976 Silber durch Richard Nowakowski, 1980 Bronze durch Richard Nowakowski, 1988 Silber durch Andreas Tews.

Kleine Box-Geschichte

Die Menschen kämpfen, auch und gerade mit Fäusten gegeneinander, seit sie den „aufrechten Gang“ erlernten.

Der erste Boxkampf nach Regeln wurde im Jahre 1681 ausgetragen. Angeblicher Hintergrund: Der Herzog von Albemarle organisierte einen Kampf zwischen seinem Diener und seinem Metzger.

Das partiell noch heute gültige Regelwerk entstand 1865, welches der Marquess of Queensbury konzipierte.

Von da an werden gepolsterte Handschuhe benutzt und nicht mehr nur mit den bloßen Fäusten gekämpft.

Der Boxsport ist auch heute noch, wo die Grenzen zwischen Amateur- und Profisport oft fließend ist, strikt in Profi-Boxsport und Amateur-Boxsport getrennt.

Im letzten Jahrzehnt kam es bei den Profis zu einer Inflation von Weltmeisterschaftstiteln, was daran liegt, dass im Laufe der Jahre immer mehr Boxverbände entstanden sind, die ihre eigenen Weltmeister kürten.

Der Weltverband bei den Amateuren (AIBA) wurde im Jahr 1946 gegründet. Weltmeisterschaften wurden erstmals 1974 ausgetragen und finden alle vier Jahre statt.

Die „European Amateur Boxing Association“ (EABA) richtet Europameisterschaften aus. Diese gibt es seit 1924.

Das Amateurboxen wurde erstmals in den Jahren 1904 und 1908 in das olympische Wettkampf-Programm aufgenommen. Seit 1920 ist Amateurboxen bei olympischen Spielen dauerhaft vertreten.

Den ersten EM-Titel für die DDR holte Ulli Nitzschke 1953 im Halbschwergewicht. Für den ersten Olympiasieg im DDR-Boxsport sorgte 1956 Wolfgang Behrendt. Den ersten Amateur-Box-WM-Titel für die DDR gab es in deren letztem Jahr: 1989 gewann Henry Maske in Moskau.

Die erfolgreichsten Nationen bei den WM im Amateur-Boxsport zwischen 1974 und 2003 sind Kuba (58 Titel), Russland (26 Titel), die USA (13 Titel), Bulgarien und Rumänien (7 Titel) sowie Deutschland (4 Titel).

Afrikanische Länder waren bislang dreimal erfolgreich, so erlangten 1974 A.Kalule/Uganda, 1978 A.Davison/Nigeria und 1978 S.Muchoki/Kenia WM-Gold.

Die wohl berühmtesten Boxsportler der Geschichte sind wohl Cassius Clay (Muhammed Ali), Felix Savon (Kuba) und Teofilo Stevenson (Kuba). Auch Max Schmeling, geboren in Klein Luckow bei Pasewalk (Vorpommern), ist einer der herausragendsten Boxsportler der Geschichte.

Bisherige Austragungsorte der Amateur-Box-WM:

1974-Havanna / 1978-Belgrad / 1982-München / 1986-Reno / 1989-Moskau / 1991-Sydney / 1993-Tampere / 1995-Berlin / 1997 – Budapest / 1999-Houston / 2001-Belfast / 2003-Bangkok / 2005-China / 2007-Chicago.

Text: Marko Michels

Autogrammkarten M.Dreßen/F.Sdunek/J.Bachfeld

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