Vor den olympischen Wettbewerben in der Leichtathletik

Interview mit Mecklenburgs Trainer-Urgestein Oskar Männer

Mit Mecklenburgs Leichtathletik-Urgestein Oskar Männer über die Wettkämpfe beim IX.Leichtathletik-Cup innerhalb der Jugendsportspiele, über Leichtathletik-Talente in Westmecklenburg und die Olympischen Spiele 2008 im Gespräch

LA-CupNoch sind es zwei Monate bis zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking. Aus unserem Bundesland dürfen sich u.a. mit Diskus-Weltmeisterin Franka Dietzsch, Kugelstoßer Ralf Bartels, oder den Siebenkämpferinnen Julia Mächtig und Sonja Kesselschläger einige Athletinnen und Athleten berechtigte Hoffnungen auf Medaillen sowie gute Platzierungen bei Olympia machen.

Aus Schwerin könnten den „Sprung“ nach Peking noch Weitspringerin Anika Leipold und Stabhochspringerin Martina Strutz schaffen.

Übrigens: Der erste olympische Medaillengewinner aus M-V war 1960 der Speerwerfer Walter Krüger vom SC Traktor Schwerin, der in Rom Silber gewann.

Doch nicht nur in der „großen“ Leichtathletik bei WM und Olympia geht es in dieser Sportart „hoch her“, auch die vielen Leichtathletik-Wettkämpfe an den einzelnen Schulen und bei regionalen Wettkämpfen haben erheblichen Zuspruch.

Mit einem der bekanntesten Leichtathletik-Trainer Mecklenburgs, Oskar Männer, unterhielt sich SCHWERIN-NEWS:

Frage: Zum neunten Mal wurde der Leichtathletik-Cup der Wismarer Schulen ausgetragen. Welche Bedeutung, welchen Stellenwert haben diese Wettkämpfe für die Leichtathletik in Wismar ?

O.MännerOskar Männer: Ich freue mich, dass es inzwischen schon der IX.Leichtathletik-Pokal der Wismarer Schulen war. Es begann damit, dass nur einzelne Schulen an den ersten Wettkämpfen in der Leichtathletik teilnahmen.

Durch die Aktivitäten der Sportjugend des Stadtsportbundes Wismar, der Abteilung Leichtathletik des Polizeisportvereines Wismar und des Koordinators für außerschulischen Sport, Herrn Peter Schinke, wurden es immer mehr Schulen, die sich beteiligten, und es kann jetzt stolz gesagt werden, dass alle Wismarer Schulen und die Schulen von Kirchdorf und Neuburg an den Wettkämpfen des Leichtathletik-Pokals teilnahmen.

Leichtathletik-CupBei diesen Leichtathletik-Wettkämpfen entscheiden sich immer wieder Schülerinnen und Schüler, auch weiterhin der Leichtathletik treu zu bleiben und beim PSV Wismar zu trainieren. Es werden aber ebenfalls Schülerinnen und Schüler mit Talent für die Leichtathletik von Trainern und Übungsleitern der Fach-Abteilung des PSV Wismar angesprochen, ob sie nicht weiter Leichtathletik treiben wollen.

So konnten schon zahlreiche Kinder und Jugendliche für die Leichtathletik gewonnen werden. Ich möchte aber betonen, dass wir keine Schüler von anderen Sportarten abwerben wollen. Alle sollen sich selbst entscheiden, welche Sportarten sie treiben wollen.

LA-CupFrage: Am Leichtathletik-Cup nehmen Schülerinnen und Schüler Wismars bis zur 8.Klassenstufe teil. Konnten Sie 2008 einige Talente für die olympische Kernsportart entdecken ?

Oskar Männer: Es sind an den Schulen schon talentierte Schülerinnen und Schüler vorhanden. Zahlreiche sind in der Leichtathletik organisiert. Es erfolgt nach den Wettkämpfen auf jeden Fall eine Auswertung der Leistungen um weitere talentierte Schülerinnen und Schüler für die Leichtathletik zu gewinnen.

Frage: Alljährlich wird der Leichtathletik-Cup im 1952 eröffneten Kurt-Bürger-Stadion veranstaltet. Wie verläuft die Vorbereitung auf diese Wettbewerbe an historischer Stätte ?

LA-CupOskar Männer: Zur Zeit ist ja nur ein Stadion vorhanden, in dem leichtathletische Disziplinen trainiert werden können. Das ist nun mal das traditionsreiche Kurt-Bürger-Stadion. Die Leichtathletik-Anlagen entsprechen aber bekanntlich in keiner Weise den derzeitigen Notwendigkeiten.

Es musste in diesem Jahr aber noch so gehen. Im nächsten Jahr steht dann der sanierte PSV-Sportplatz in Wendorf mit einer modernen Kunststoffbahn und modernen Anlagen bereit. Der Sportplatz wird übrigens am 11.Juli 2008 von 12 Uhr bis 15 Uhr eröffnet, wobei viele Gäste, natürlich auch aus Schwerin, sehr willkommen sind.

Frage: Ein ganz großes Talent ist Janika Lange, die Leichtathletik-Hoffnung für die Zukunft aus der Region. Was zeichnet Janika aus ?

LA-CupOskar Männer: Janika Lange ist wahrlich ein großes Talent in der Leichtathletik. Vor allem in den Sprungdisziplinen wie Hoch- und Weitsprung.
Aus diesem Grund wurde sie ja auch bei der Sport-Gala als beste Wismarer Nachwuchs-Sportlerin des Jahres 2007 ausgezeichnet. In diesem Jahr hat sie schon wieder vier Landesmeister-Titel errungen.
Janika zeichnet ein großer Trainingsfleiß aus, und sie kann sich vor den Wettkämpfen selbst so motivieren, dass sie die besten Leistungen erbringen kann.

Eine noch bessere Entwicklung gebe es, wenn Janika in den nächsten Jahren zu einem Leistungszentrum wie Schwerin oder Rostock geht, wo sich hauptamtlich Trainer ständig um die Sportler kümmern. Janika kann man nur wünschen, dass sie solche Leistungen schafft, dass sie auch einmal ein Olympia-Kader wird und in die Fußstapfen einer Marita Meier-Koch tritt.

LA-CupFrage: Wismar brachte schon eine Reihe großartiger Leichtathletik-Asse hervor. Marita Koch, die bei der TSG Wismar und bei der Hochschulsportgemeinschaft Wismar trainierte, wurde 1980 sogar Olympiasiegerin über 400 Meter.

Mit Blickrichtung Olympia in Peking sieht es es in den Laufwettbewerben – im Gegensatz zu den technischen Disziplinen – für M-V ziemlich „mau“ aus. Was muß in der leichtathletischen Förderung in Wismar bzw. in ganz M-V besser werden, um auch im Laufbereich wieder große Erfolge feiern zu können ?

LA-CupOskar Männer: In den Lauf-Disziplinen gibt es in der deutschen Leichtathletik nicht mehr solche großen Erfolge wie in früheren Jahren. Die Stars waren natürlich Marita Koch und auch Silke Möller, die beim SC Empor Rostock bei Wolfgang Meier trainierten und zahlreiche internationale Erfolge feierten.

Es gibt aber in Mecklenburg-Vorpommern in den Leistungszentren in Rostock, Schwerin und Neubrandenburg talentierte junge Leichtathleten, die auch in den Lauf-Disziplinen bei großem Trainingsfleiß erfolgreich unser Land vertreten können.

Auch in der Wismarer Leichtathletik wird alles getan, um Talente zu fördern, die sich später gut in Szene setzen. Dabei bedarf es aber auch einer Förderung durch Sponsoren, was in der Leichtathletik sehr schwer ist und bei den Erfolgen, die die Wismarer Leichtathleten in den letzten Jahren erreichten, bestimmt verdient wäre.

LA-CupFrage: Bleiben wir bei Olympia in Peking. Wie beurteilen Sie das internationale Leistungsvermögen in der Leichtathletik ? „Überragendes“ in allen Disziplinen kann anscheinend keine Nation mehr vorweisen …

Oskar Männer: Die Leichtathletik hat international ein sehr hohes Niveau. Hier in allen Disziplinen mitzuhalten, ist kaum möglich. Viele Leichtathletik-Verbände der einzelnen Staaten spezialisieren sich in den einzelnen Disziplinen, so z.B. die Afrikaner auf den Langstrecken, die Amerikaner im Sprint und eben die Europäer in den Wurf-Disziplinen.

Frage: Um noch mehr Heranwachsende von der Leichtathletik zu begeistern: Mit welchen Argumenten würden Sie kleine Sport-Talente zur Leichtathletik locken ?

O.MännerOskar Männer: Die Leichtathletik ist sehr vielseitig: Lauf-Disziplinen, Sprung-Disziplinen und Wurf-Disziplinen sind ein reichhaltiges Repertoire.

Jeder kann das wählen, in welchem sie/er sein Talent sieht. Da man in der Leichtathletik ein Einzelkämpfer ist, kann man alles aus sich „herausholen“ und sich selbst überwinden. Man ist auf niemanden, bis auf die Ratschläge des Trainers, angewiesen. Die Begeisterung und Anfeuerung der Trainer, Eltern und Zuschauer bei Wettkämpfen macht ein Übriges. Es ist eine tolle Atmosphäre, einen Leichtathletik-Wettkampf als Sportler mitzuerleben.

Außerdem ist es sehr schön, in einer guten und erfolgreichen Truppe zu sein.
Auch die Trainer und Übungsleiter wollen mit ihren Aktivitäten die Kinder und Jugendlichen von der Strasse holen und einer sinnvollen Freizeitgestaltung zuführen. Das macht die Leichtathletik-Abteilung des PSV Wismar schon jahrelang, deshalb hat sich die Mitgliederzahl von ehemals 20 Sportlern auf über 80 gesteigert.

Mit Eröffnung des neuen PSV-Sportplatzes rechne ich mit noch mehr Anmeldungen in der Leichtathletik. Die Stadt Wismar hat dann eine der schönsten und modernsten Sportstätten in M-V.

M.Michels

 

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