Vor der Leichtathletik-WM 2007 in Osaka

Vom 25.August bis 2.September finden in Osaka/Japan die Leichtathletik-WM statt. Dorthin entsendet der Deutsche Leichtathletik-Verband ein 70köpfiges Aufgebot und hofft auf Edelmetall vor allem in den technischen Disziplinen (Kugel/Wurf/Stabhochsprung).

Aus Mecklenburg-Vorpommern wurden Ralf Bartels (Kugel/Neubrandenburg), Petra Lammert (Kugel/Neubrandenburg), Sonja Kesselschläger (Siebenkampf/Neubrandenburg), Julia Mächtig (Siebenkampf/Neubrandenburg/Ersatzfrau), Franka Dietzsch (Diskus/Neubrandenburg) und Ulrike Maisch (Marathon/Rostock).

In der Vergangenheit feierte die Leichtathletik in M-V, auch in Schwerin, bereits große Erfolge.
Walter Krüger, Schwerins Speerwerfer, gewann bei Olympia 1960 in Rom das erste olympische Leichtathletik-Edelmetall für die Landeshauptstadt. Unvergessen – nicht nur in Schwerin – sind der Hochsprung-Olympiasieg von Gerd Wessig 1980 in Moskau oder der Diskus-Olympiasieg von Jürgen Schult 1988 in Seoul. Das erste Olympia-Gold in der Leichtathletik für M-V erlief die Neubrandenburgerin Brigitte Rohde 1976 in Montreal über 4 x 400 Meter.

Das Kugelstoßen war zudem schon immer eine Domäne für M-V. Ist Petra Lammert 2007 WM-Medaillen-Favoritin, so gewannen Renate Garisch aus Rostock (Silber 1964) und Astrid Kumbernuss aus Neubrandenburg (1996 Gold / 2000 Bronze) bereits olympische „Plaketten“.

Einen „König der Athleten“, also Weltmeister im Zehnkampf, 1987 ein Schweriner: Torsten Voss gewann 1987 den WM-Titel im Zehnkampf; bei Olympia`88 gab es dann Silber hinter dem Rostocker Christian Schenk.

Zuletzt sorgte vor allem die junge Schweriner Weitspringerin Anika Leipold für Furore. Sie gewann 2006 den Vize-Weltmeistertitel (Juniorinnen).
Gerade aufgrund dieser Leistung erhielt sie den Marita-Koch-Förderpreis für die beste Nachwuchs-Leichtathletin.

Marita Koch, 400 Meter-Olympiasiegerin 1980 und dreifache Weltmeisterin 1983 (200 Meter/beide Staffeln), ist dann auch das „Aushängeschild“ der Leichtathletik in M-V.

Schwerin-News sprach mit der Ausnahme-Athletin.

1. Ende August beginnen die Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Osaka. Eine Rostockerin, Europameisterin Ulrike Maisch, hat dabei gute WM-Chancen. Was zeichnet sie aus ?

Marita Meier-Koch: Ulrike ist unglaublich ehrgeizig. Nach ihrem gesundheitsbedingten Rückschlag bei Olympia 2004 hat sie sich in relativ kurzer Zeit wieder in die Weltspitze gekämpft. Ihr Europameistertitel im letzten Jahr war die bisherige Krönung ihrer sportlichen Karriere. Mit Blickrichtung WM in Osaka und Olympia 2008 dürfte sie sich noch einmal zusätzlich motivieren, denn eine Medaille gerade bei Olympia im Marathon ist schon eine phantastische Leistung.

2. Kürzlich fand der Leichtathletik-Europacup in München statt. Zufrieden mit den gezeigten Leistungen der deutschen Leichtathleten ?

Marita Meier-Koch: Doch, ich bin insgesamt schon sehr zufrieden mit der Bilanz der deutschen Starterinnen und Starter. Die Herren haben ja nur hauchdünn den Gesamtsieg verpasst. Die Damen wurden gute Dritte. Herausragend war Christina Obergföll im Speerwerfen mit ihrem Europarekord. Und auch die unverwüstliche Franka Dietzsch aus Neubrandenburg konnte wieder gewinnen – eine einzigartige Karriere der SCN-Athletin.

3. Ulrike Maisch ist als Marathon-Europameisterin das Aushängeschild des 1.LAV Rostock. Gibt es weitere hoffnungsvolle Talente beim 1.LAV Rostock, von denen Sie noch einiges erwarten ?

Marita Meier-Koch: Richard Bienasch, unser vierfacher Landesmeister, ist ein klasse Talent, der auch enorm zielstrebig ist. Mittelstrecklerin Katharina Splinter sorgte bei den genannten Landesmeisterschaften über 1500 Meter in der Zeit von 4:27,01 Minuten für eine sensationelle Zeit und wird den Verein bei den deutschen Meisterschaften in Erfurt vertreten. Die Grothjohann-Zwillinge versprechen ebenfalls einiges. Daneben sind ebenfalls Philipp Guth über die 1500 Meter oder Alexander Haß über die 400 Meter-Hürden klasse Athleten, die eine vielversprechende Zukunft haben sollten. Es gibt beim 1.LAV eben viele super Talente dank toller Trainer und Übungsleiter.

4. Sport-Talent des Jahres 2006 ist jedoch eine Schwerinerin. Anika Leipold vom Schweriner SC ist amtierende Vize-Weltmeisterin bei den Juniorinnen im Weitsprung und wurde 2006 zur besten Nachwuchs-Athletin des Landes gewählt. Wie schätzen Sie Anikas Leistungspotenzial ein ?

Marita Meier-Koch: Anika ist eine begnadete Weitspringerin, die für ihre Disziplin „geboren“ ist. Ihre Technik, ihr Gefühl für den Weitsprung sind schon beeindruckend. Auch ihre schulischen Leistungen sind überdurchschnittlich und sie hat – auch das ist ganz wichtig – einen guten Charakter.

5. Dank aktueller Leichtathleten aus M-V kann sich der deutsche Leichtathletik-Verband einige Medaillen-Hoffnungen bei den WM 2007 machen: Der Kugelstoßer Ralf Bartels aus Neubrandenburg, Diskuswerferin Franka Dietzsch bzw. die Kugelstoßerin Petra Lammert (beide ebenfalls vom SC Neubrandenburg), die Rostocker Marathonläuferin Ulrike Maisch oder die gebürtige Rüganerin Steffi Nerius im Speerwerfen sorgten vor Jahresfrist bei den EM für Siege, Medaillen und gute Platzierungen.
Warum läuft es in den anderen Disziplinen in der deutschen Leichtathletik weniger gut ?

Marita Meier-Koch: Naja, kein Land kann in allen Disziplinen „top“ sein. Die Sichtungen für sportliche Talente haben sich inzwischen verbessert, nachdem die alten Förderstrukturen einfach zerschlagen wurden, ohne an deren Stelle eine Alternative zu setzen. Allerdings sind durch die unzureichende Sichtung bzw. Förderung einiger Talente gerade in der Nach-Wende-Zeit sicherlich potenzielle internationale Medaillen-Kandidaten verlorengegangen … Vergessen darf man auch nicht, dass wir in Deutschland nicht aus „dem Vollen“ schöpfen können. Die geburtenschwachen Jahrgänge sind im besten sportlichen Förderalter und nicht nur in der Leichtathletik wird der Nachwuchs gesucht. Die Leichtathletik muß mit Fußball, Handball oder den Kampfsportarten konkurrieren. Nicht jeder potenzielle Medaillen-Kandidat findet eben seinen Weg „zu uns“. Und viele Mädchen scheuen Gewicht und Muskeln, denn der übertriebene „Schlankheitswahn“ verhindert manche sportliche Erfolgskarriere …

6. Abschließende Frage: Wie ist Ihre Meinung zur aktuellen Entwicklung im 400m-Lauf der Frauen ?

Marita Koch mit ihren wichtigsten Medaillen 2007.
Foto: Michels

Marita Meier-Koch: Für mich war einfach die Amerikanerin Sanya Richards die Ausnahme-Läuferin auf meiner Strecke. Zu Recht wurde sie 2006 „Weltsportlerin des Jahres“. Leider verpasste Sanya bei den US-Trials, den Qualifikationswettkämpfen der USA für Osaka, mit Platz 4 über 400 Meter die WM-Teilnahme. Wahrscheinlich werden nun ihre Landsfrauen Deedee Trotter sowie Natasha Hastings bei den WM „in die Bresche springen“. Stark dürften in Osaka wohl auch die Russin Olga Saitsewa, die Bulgarin Wanja Stambolowa oder die Jamaikanerin Novlene Williams sein. Aber die Saison ist noch jung. Vielleicht läuft ja eine „Unbekannte“ ganz nach vorn !

Text: M.Michels

 

Zeitplan für die M-V-Starter in Osaka

am 25.August 2007 / 20.20 Uhr: Kugel/Männer mit Ralf Bartels
am 26.August 2007 / 19.45 Uhr: Kugel/Frauen mit Petra Lammert
am 26.August 2007 / 21.15 Uhr: Siebenkampf/Frauen mit S.Kesselschläger/J.Mächtig
am 29.August 2007 / 19.45 Uhr: Diskus/Frauen mit Franka Dietzsch
am 02.September / 9.25 Uhr: Marathon/Frauen mit Ulrike Maisch

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